Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang

Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
Autoren: Ulli Schubert
Vom Netzwerk:
Linksaußen umzuhauen. Sicher, er war immer noch wütend über die Provokation der Mädchen durch das Buchpaket! Er war genervt, weil der Linksaußen ihn mit einem fiesen Trick reingelegt hatte und seitdem bei jedem Angriff wie einen Fahnenmast stehen ließ. Und Finn ärgerte sich über sich selbst, weil erbis dahin einen grottenschlechten Kick abgeliefert hatte. Aber genau deshalb wollte er den Linksaußen nicht foulen. Er wollte ihm mit sauberen Mitteln den Ball abnehmen und so für eine Wende in seinem Spiel sorgen.
    Und es gelang ihm!
    Finn wusste, schon bevor er zur Grätsche ansetzte, dass er diesen Zweikampf gewinnen würde. Er ging zu Boden, rutschte über den Rasen, nahm dem Linksaußen den Ball vom Fuß, rappelte sich schnell wieder auf und wollte mit einem weiten Pass einen eigenen Angriff einleiten – doch der Pfiff des Schiedsrichters stoppte ihn.

    «Was?», rief Finn und drehte sich um. Der Linksaußen hielt sich das Schienbein und wälzte sich dabei theatralisch am Boden.

    Finn spurtete zu ihm hin, packte ihn am Arm und wollte ihn hochziehen.
    «Steh auf, du mieser Schauspieler!», beschimpfte er ihn. «Ich habe dich überhaupt nicht getroffen!»
    Der Schiedsrichter sah das anders.
    «Ich habe dich gewarnt», sagte er und machte mit dem Kopf eine eindeutige Bewegung zur Seitenlinie. «Fünf Minuten! Und sag deinem Trainer, dass er dich besser nicht wieder zurück auf den Platz lassen soll.»
    Finn begann zu zittern. Die Erinnerungen an alles, was in den letzten Tagen passiert war, zuckten blitzartig durch seinen Kopf. Er hatte Fehler gemacht, okay. Vielleicht hatte er sogar viel zu viel falsch gemacht. Aber diesmal nicht. Er hatte den Ball ganz sauber gespielt! Die Zeitstrafe war nicht gerecht!
    Plötzlich spürte Finn eine Hand auf seiner Schulter, und eine Stimme sagte: «Geh schon.»
    Das war zu viel, wie der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt! Finn fuhr herum, ohne nachzudenken, ohne hinzuschauen, und schlug einfach zu. Blind vor Wut, Enttäuschung und Ohnmacht.

    Luca sah ihn einen Augenblick lang erstaunt an, rollte dann die Augen nach hinten und sackte in sich zusammen.
    Finn fasste sich erschrocken an den Kopf, als er sah, was er angerichtet hatte. Dann drehte er sich um und lief davon. Er bekam nicht mehr mit, dass der Schiedsrichter ihm die Rote Karte zeigte. Er hörte nicht seine Mitspieler, die ihn beschimpften, sah nicht die Oma in Rosa, die tatsächlich mit einigen anderen Bewohnern des Altenstifts zum Zuschauen gekommen war und seine Flucht mit einer Videokamera filmte, und er bemerkte auch nicht Pitt Fischer, der sich ihm in den Weg stellte, um ihn aufzuhalten.
    «Ruhig, Finn, ganz ruhig», rief er. «Das kriegen wir hin, das kriegen wir alles wieder hin!»
    Doch Finn tanzte ihn aus, wie der gegnerische Linksaußenes ihm eine halbe Stunde lang vorgemacht hatte, und rannte weiter, immer weiter. Den Deich hinauf und dann am Strand entlang, so lange, bis er nicht mehr konnte und sich einfach fallen ließ.
    Die Tränen sickerten in den Sand, und Finn ließ sie laufen, bis kein Tropfen Flüssigkeit mehr in seinem Körper war.

 

    Als Finn sich etwas später wieder einigermaßen beruhigt hatte, wusste er nicht, wo er war und auch nicht, wie er dorthin gekommen war. Aber er wusste noch genau, was passiert war – und ihm war sofort klar, dass er nie wieder in die Fußballschule am Meer zurückkehren konnte!
    Er hatte Luca k.   o. geschlagen, seinen besten Freund, Bruder und Mitbewohner! Natürlich hatte er es nicht mit Absicht gemacht, das war im Affekt geschehen. Aber das spielte keine Rolle. Im Grunde war es sogar egal, ob er Luca oder jemand anderen geschlagen hatte. Dass es Luca getroffen hatte, machte die Sache für Finn persönlich nur noch schlimmer, denn nun hatte er niemanden mehr, der zu ihm hielt.
    Am liebsten wäre Finn am Strand liegen geblieben und hätte auf die Flut gewartet, die ihn weit hinaus aufs Meer ziehen sollte, wo er später, wenn seine Kräfte langsam schwanden, einfach untergehen wollte. Doch dummerweise lagen direkt vor der Küste die Ostfriesischen Inseln, die ein Hinaustreiben auf das Meer verhinderten. Und eigentlich wollte Finn auch noch gar nicht sterben. Er wollte nur die Zeit ein paar Tage zurückdrehen und einiges anders machen. Vor allem besser!
    Plötzlich hörte er, wie sein Name gerufen wurde. Er schaute zurück und entdeckte in einiger Entfernung ein paar kleine dunkle Punkte, die durchaus die «Pappnasen» sein konnten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher