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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht
Autoren: Kira Gembri
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Müllbeutel die Vordertreppe ihres Hauses hinuntertrug. Ich nickte ihr flüchtig zu und setzte danach meinen Weg fort, gleich wieder in Gedanken bei meiner Mission. Gerade fiel mir die Szene aus How I met your mother ein, in der Robin vor Aufregung „Widerlich“ statt „Ich liebe dich“ sagt, als erneut ganz in meiner Nähe Schritte zu hören waren. Diesmal beschleunigten sie sich sogar, die Person versuchte mich offenbar einzuholen. Ein wenig verärgert, dass sich der betreffende Nachbar nicht schon längst zu erkennen gegeben hatte, stoppte ich und wandte mich meinem hartnäckigen Verfolger zu. Abermals sah ich jedoch nichts als die leere Straße, kurz erhellt von den Rücklichtern eines vorbeifahrenden Wagens. Dann lag die Siedlung still und wie verlassen da.
    Vergeblich kniff ich die Augen zusammen, obwohl ich wusste, dass die Laternen genügend Licht spendeten, um jeden Menschen in Hörweite auch problemlos sehen zu können – es sei denn, jemand wollte gar nicht gesehen werden. Und vorausgesetzt, es handelt sich auch tatsächlich um ein normales menschliches Wesen, schoss es mir durch den Kopf. Mein Herz flatterte heftig gegen meinen Brustkorb, und ich merkte, wie meine schwitzenden Hände das Papier der Tüte aufweichten.
    Du bist paranoid! , schimpfte ich stumm mit mir selbst. Nachdem ich im Herbst innerhalb weniger Wochen zuerst von zwei Obdachlosen attackiert und später gekidnappt worden war, hatte ich eine Zeitlang unter schlimmen Alpträumen gelitten und in jedem Schatten einen Übeltäter zu erkennen gemeint. Seit meine Eltern allerdings mir zuliebe ihre Reisen auf ein Minimum reduziert hatten, war es mir gelungen, meine Ängste zu überwinden. Zumindest hatte ich das geglaubt. Es schien jedoch mit meiner seelischen Ausgeglichenheit nicht weit her zu sein, wenn ich mir schon einbildete, an einem so friedlichen Abend …
    Wie ein eisiger Blitz fuhr der Schreck durch meinen Körper, als sich eine Gestalt aus der Silhouette eines parkenden Autos schälte. Die Gestalt eines Mannes, der langsam auf mich zukam. Ohne zu überlegen warf ich mich herum und rannte in Richtung Haltestelle, die Papiertüte an meine Brust gepresst. „ Verrückt – verrückt – verrückt“, schienen meine Füße auf den Asphalt zu trommeln, aber ich verringerte mein Tempo nicht, bis ich den wartenden Bus erreicht hatte. Mit einem Zischen schlossen sich die Türen hinter mir, und ich wankte zum nächstbesten Sitzplatz. Als der Wagen losfuhr, drückte ich meine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und starrte angestrengt in die Dämmerung hinaus. Ich war erfüllt von der irrationalen Erwartung, direkt in ein Paar kalter, blauer Augen zu sehen … doch zum dritten Mal fehlte von meinem Verfolger jede Spur, als hätte es ihn niemals gegeben.
     
    ***
     
    Rasmus wohnte in einer Gegend, in der ein Quadratmeter Mauer ohne Graffiti schon beinahe als Rarität galt. Auf der eisernen Tür, durch die man direkt von der Straße in sein Apartment gelangen konnte, stand in weißer Sprühfarbe geschrieben: „The reason angels can fly is because they take themselves lightly – G.K. Chesterton“ , und Rasmus hatte hoch und heilig geschworen, nichts damit zu tun zu haben. Insgeheim bezweifelte ich allerdings, dass Männer wie jene, die gerade mit Bierflaschen in den Händen an mir vorbeizogen, das Wort „Engel“ überhaupt kannten.
    Lautstark hämmerte ich mit der flachen Hand gegen das Metall, aber nichts rührte sich. Als einer der Bierflaschenmänner sich wankend in meine Richtung zu bewegen begann, drückte ich probehalber die Klinke hinunter und stellte fest, dass Rasmus wieder einmal vergessen hatte, abzuschließen. Obwohl er seine Unverwundbarkeit losgeworden war, um in der irdischen Welt bleiben zu können, mangelte es ihm immer noch an einem gesunden Misstrauen, das ihn daran gehindert hätte, mit bloßen Händen heiße Töpfe anzufassen oder sich vor Einbrechern in Acht zu nehmen. In diesem Fall kam mir seine Vertrauensseligkeit jedoch zugute, denn ich hatte absolut keine Lust, noch länger alleine in der Dunkelheit herumzustehen. Vorsichtig schob ich die Tür auf, um das schreckliche Quietschen der Scharniere zu vermeiden, und trat in die Wohnstube. Gerade als ich die Papiertüte und meine Umhängetasche auf dem Couchtisch abgeladen hatte, stoppte das Geräusch von fließendem Wasser, und wenig später kam Rasmus zusammen mit einer Dampfwolke aus dem Badezimmer. Er trug nur ausgebeulte Jeans, die locker auf seinen Hüften
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