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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
Autoren: Veronica Henry
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Frau?«, stöhnte sie, als sie sich an die einschüchternde Frau auf der Party bei den Johnsons erinnerte. Eine Scheidungsanwältin, Herrgott noch mal.
    »Ist mir alles egal«, sagte Oliver. »Ich habe lange genug darüber nachgedacht. Ich will mit dir zusammen sein, Sarah.«
    »Also gut. Aber kein Quatsch. Nicht hier«, brachte sie mühsam heraus. »Und nur heute, okay? Dann lässt du mich in Frieden. Ich krieg das nicht geregelt, Oliver …«
    »Nur heute. Versprochen.«
    Sie war da. Sie war spät gekommen, aber jetzt war sie da. Harry hatte Florence schon gespürt, ehe er sie gesehen hatte. Die Nackenhaare hatten sich ihm gesträubt, und dann hatte er sie entdeckt. Sie bahnte sich den Weg durch die Menge auf ihn zu, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen eine Flasche Bier. Anscheinend wollte sie mit ihm reden.
    Harry spürte, wie sein Herz zu pochen begann. Was sollte er ihr sagen? Hatte sie immer noch was mit Marky Burns? Einerseits wollte er sich am liebsten verdrücken, andererseits fühlte er sich wie magisch zu ihr hingezogen.
    »Hi«, sagte er. Genial.
    »Hi«, sagte sie, zündete sich an der heruntergebrannten Zigarette eine neue an und warf die Kippe achtlos weg. Am liebsten hätte er den Stummel mit Sand bedeckt, aber sie sollte nicht denken, dass er ein Spießer war.
    »Hattest du einen schönen Sommer?« Himmel, er führte sich auf wie ein kompletter Idiot!
    »Ich bin auf allen möglichen Festivals gewesen. Absolut geil. Aber jetzt bin ich total gerädert. Ich kann mich echt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ’ ne ganze Nacht geschlafen hab.«
    Man sah es ihr an. In nur vier Wochen hatte sie sich völlig verändert. Ihr Gesicht war verquollen, mit Pickeln übersät. Ihr Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, war stumpf und verfilzt. Ihre Fingernägel waren abgekaut. Ihre Klamotten waren verdreckt. Sie wirkte … schmuddelig, dachte Harry. Er trat einen Schritt zurück. Sie rauchte ein komisches Kraut, und der stinkende Rauch der Zigarette mischte sich mit irgendeinem billigen Parfum, mit dem sie sich eingesprüht hatte, wahrscheinlich, damit keiner merkte, dass sie nicht geduscht hatte. Harry fiel absolut nichts ein, was er zu ihr hätte sagen können. Schließlich griff er auf die übliche Frage jedes Sommers zurück.
    »Wie hast du bei den Aufnahmeprüfungen abgeschnitten?«
    Etwas flackerte in ihren Augen, als überlegte sie, was sie ihm antworten sollte.
    »Ich bin nicht aufgenommen worden. Meine Punkte haben nicht ganz ausgereicht.« Sie wirkte ein bisschen verlegen. »Werd mich halt nächstes Jahr wieder bewerben.«
    »So ein Mist. Tut mir leid.« Harry erwähnte nicht, dass er die höchste Punktzahl erreicht hatte. Angeberei lag ihm nicht.
    »Und du? Studierst du jetzt in Bristol?«
    »Ja. In einem Monat geht’s los.«
    »Wird bestimmt gut.«
    »Ja. Wahrscheinlich. Ich weiß nicht …«
    Florence zog an ihrer Zigarette und wirkte irgendwie peinlich berührt. »Hör zu, Harry … Es tut mir leid, dass ich mich neulich so danebenbenommen hab.«
    Er zuckte die Achseln. »Schon in Ordnung.«
    »Nein, im Ernst. Das war wirklich das Allerletzte. Und Marky ist ein Riesenarschloch.«
    Harry grinste. »Das hätte ich dir gleich sagen können.«
    Sie knuffte ihn in die Schulter. »Halt die Klappe!«
    Er rieb sich die Schulter und tat so, als hätte sie ihm wehgetan. »Das war aber ganz schön fest.«
    Plötzlich merkte er, dass sie weinte. Echte Tränen liefen aus den Augen, die ihn einmal so fasziniert hatten.
    »Alles in Ordnung, Florence?«
    Sie nickte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ja. Nein. Nein! Ich hab alles versaut. Wieso bin ich zu nichts zu gebrauchen?«
    Weil du egoistisch bist? Weil du dich für was Besseres hältst? Weil du dich einen Scheißdreck für die Gefühle anderer interessierst? All diese Gedanken gingen Harry durch den Kopf, aber er sprach keinen davon aus, dazu war er viel zu höflich. Er tätschelte ihr nur die Schulter. Als hätte sie nur darauf gewartet, fiel sie ihm um den Hals. Harry rührte sich nicht. Hatte er nicht den ganzen Sommer über genau davon geträumt? Aber jetzt wollte er sie auf einmal gar nicht in seiner Nähe haben. Das Ganze war ihm total unangenehm.
    »Florence, ich muss mich jetzt mal um die Musik kümmern. Ich kann nicht die ganze Nacht die Beatles laufen lassen.« So vorsichtig wie möglich befreite er sich aus ihrer Umarmung.
    Sie sah ihn mit stumpfem Blick an. Ihre Wangen waren mit Wimperntusche beschmiert. Bei
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