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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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noch lauter, noch unerträglicher - von einem bodenlosen Entsetzen, von unaussprechlichen Qualen durchtränkt.
    Die Gestalt schlug wild um sich. Sie versuchte sich zu befreien, doch die Anordnung der Flammen und die strategisch platzierten Pentagramme verhinderten es.
    Die Hitze tat ihr übriges.
    Etwas löste sich aus der Gestalt. Es trieb nach oben. Gleichzeitig verstummten die Schreie. Die Stille war beinahe unwirklich.
    Das kindliche Wesen schwebte zusammengesackt leb- und kraftlos im Glas. Es würde nicht mehr lange dauern.
    Er drehte den Regler für die zusätzlichen Flammen ab und beobachtete, wie sich an den Innenseiten des Reagenzglases eine Art silberner Dunst sammelte, sich zu kleinen Tröpfchen zusammenzog, die schließlich langsam auf den Boden der gläsernen Vorrichtung rannen.
    Er öffnete die Sperre über dem Hitzeregler. Das perlmuttfarbene Destillat sickerte in eine stickstoffvereiste Petrischale. Ein Roboterarm schwenkte aus, nahm die dampfende Schale auf, bugsierte sie zu einer Schleuse und setzte sie ab.
    Wankend erhob er sich, betätigte den Mechanismus der Schleuse und entnahm ihr den kleinen Teller.
    Die Essenz verströmte einen einzigartigen Duft. Unwillkürlich sammelte sich Speichel in seinem Mund, er musste mehrmals schlucken und leckte sich schmatzend die trockenen Lippen.
    Er stellte die Schale vorsichtig auf den Beistelltisch, was ihm wegen seiner jetzt heftig zitternden Arme nicht leicht fiel. Aber um nichts in der Welt durfte er den wertvollen Inhalt verschütten. Kein einziger Tropfen durfte verschwendet werden.
    Er hob die gläserne Spritze und tauchte ihre Spitze in die Mitte des Destillats. Mit einer jahrhundertelang geübten Bewegung zog er den Kolben zurück.
    Er öffnete seinen Mund, während er seinen Kopf in den Nacken legte. Er zögerte, aber nicht aus Angst vor dem Einstich, sondern um sich für diesen einzigartigen Moment zu wappnen, um seine Sinne zu schärfen. Tausendmal hatte er es schon getan und doch übertraf das Erlebnis stets seine lebhaftesten Erinnerungen.
    Langsam atmete er ein. Dann konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er hob seine Zunge an, stieß die Nadel tief in sein weiches Fleisch hinein und drückte den Kolben nach vorne. Das Serum schoss in seinen Körper.
    Er war unvorsichtig gewesen. Er hatte sich nicht gesetzt. Jetzt warf ihn der ungeheure Schock zu Boden. Er landete auf den Knien. Die leere Spritze baumelte aus seinem Mund.
    Bilder zuckten vor seinen Augen. Gequälte und geschändete Menschen. Todesschreie. Der Genuss von Folter und Mord.
    Die Eindrücke fielen in sich zusammen als das Böse durch ihn hindurch raste. Er keuchte vor purer Ekstase und gab sich ganz diesem unbeschreiblichen Kick hin, während er ausgestreckt auf dem Boden lag, die Finger in den Teppich gekrallt.
    Unkontrolliert bäumte er sich auf. Kraft und Lebensenergie explodierten in ihm, als sich jede Zelle seines Körpers verjüngte. Das berauschende Gefühl von Macht und Unbesiegbarkeit war uferlos.
    Er wollte genussvoll durchatmen, doch die immer noch in der Unterseite seiner Zunge hängende Spritze hinderte ihn daran.
    Er zog die Nadel heraus. Seine Finger waren geschmeidig, sie zitterten nicht mehr. Die Haut auf seinem Handrücken war straff und jugendlich. Von Altersflecken keine Spur.
    Mit einem Satz sprang er auf, um sich mit verschränkten Armen auf die Rückenlehne des Sessels zu stützen. Selbstvergessen, beinahe schon träumerisch, blickte er erneut in den Raum jenseits der Glaswand.
    Er streifte den Ohrenschutz ab. Das Wesen in dem Reagenzglas war ruhig und bewegte sich nicht.
    Er musste über seine eigenen Gedanken grinsen. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich gedacht, es handle sich um ein Wesen, was dort drüben in dem Behälter gefangen gehalten wurde und ausgepresst worden war, wie eine reife Zitrone.
    Aber es war kein Wesen.
    Es war eine Seele.
    Die Seele eines Menschen. Eines gefährlichen, verdorbenen und bösen Menschen, den er gekannt hatte. Sie hatte es nicht bis in die Hölle geschafft. Nein, Samael hatte sie abgefangen und hierher geschleppt.
    Teufel konnten so etwas.
    Und hier, in dem Raum jenseits der Panzerglasscheibe, befand sich eine ganz private Hölle.
    Eine Hölle in Miniaturformat.
    Eine Hölle, nur für den Eigenbedarf.
    Zugegebenermaßen hatte Samael einen riesigen Bedarf.
    Sein Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. Die Menschen hatten seit Angedenken der Zeit über die Hölle gerätselt, sie gefürchtet und mit ihrer
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