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Fröhliche Ferien am Meer

Fröhliche Ferien am Meer

Titel: Fröhliche Ferien am Meer
Autoren: Mary Scott
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Tasse Kaffee«, sagte Freddie und sprang auf, ohne das Halten des Zuges abzuwarten. Das Endergebnis war, daß sie Angela ihr Buch aus der Hand schlug, über ihren Mantel stolperte und einen verdrießlichen alten Mann, der hinter ihr saß, fast umbrachte. »O du lieber Himmel! Das tut mir ja so leid. Der Zug schaukelt so. Lassen Sie mich Ihnen helfen«, rief sie reumütig.
    Der beleidigte Reisende lehnte das Angebot ab und murmelte etwas über verrückte Teenager, worauf ein Kommentar über die junge Generation folgte. Freddie zwängte sich, zumindest im Augenblick sehr niedergeschlagen, aus dem Abteil. Aber der Anblick des überfüllten Bahnsteigs, auf dem eine entschlossene Menschenmenge um Tassen lauwarmen Tees kämpfte, heiterte sie auf, und Angela sah sie noch einmal kurz, als sie strahlende Blicke um sich warf und sich schließlich siegreich ihren Weg durch die Menge bahnte.
    »Und jetzt werden sie wahrscheinlich zurückkommen und uns von oben bis unten mit Tee bekleckern«, murmelte der alte Mann, wobei er ärgerlich mit seiner Zeitung raschelte.
    Aber sie kamen nicht zurück. Das Signal ertönte, der Vorsteher rief eine letzte Warnung aus, und langsam setzte sich der Zug in Bewegung. Angela merkte, wie sie unruhig wurde. Das würde Freddie ähnlich sehen, auf einem Bahnsteig hilflos unterzugehen, ohne Geld und ohne ihre Schwester, jedoch in Gesellschaft eines ziemlich gewöhnlichen, aufdringlichen jungen Mannes.
    Na ja, da war nichts zu machen. Sie war nicht der Hüter ihrer Schwester. Der reine Zufall hatte sie für einige Zeit zusammengebracht. Nur weil ihre Wohnung und Freddies Schule eben in derselben Stadt lagen, machte man sie für ihre Schwester verantwortlich. Max würde das als erster auch sagen. Kein Mitglied der Familie Standish hatte sich je um Familienbindungen gekümmert. Wenn man es genau nahm, existierten überhaupt keine.
    Angela wandte sich wieder ihrem Buch zu, und als sie dieselbe Seite dreimal gelesen hatte, ohne irgend etwas davon zu begreifen, sprang die Abteiltür auf, und Freddie schoß, gefolgt von ihrem Nachbarn, herein.
    »Es war phantastisch«, rief sie und sank atemlos auf ihren Sitz. »Wir haben es gerade noch geschafft. Wir rannten über den Bahnsteig und sprangen in den Wagen des Vorstehers. Er war nicht allzu begeistert, aber was hätten wir tun sollen?«
    »Auf das Signal hören und rechtzeitig einsteigen«, sagte Angela, die durch die plötzliche Erleichterung noch ärgerlicher wurde. »Natürlich dachte ich, ihr hättet ihn verpaßt. Wo um Himmels willen seid ihr gewesen?«
    »In einem Raucherabteil, wo wir uns etwas ausgeruht und einigen Männern beim Pokern zugesehen haben. Sie sagten, sie wollten es mir beibringen, aber ich dachte, du machst dir vielleicht Sorgen. Hast du doch nicht getan, oder? Du solltest doch wissen, daß ich nie etwas versäume.«
    Das, dachte Angela, schien unglücklicherweise der Fall zu sein. Wahrscheinlich dachte der Rest des Abteils ebenso.
    Die Nacht schritt fort, und ebenso Freddies Geschnatter und Gelächter, bis schließlich der alte Herr bitter fragte, ob es irgendeinen Grund gäbe, das Licht nicht auszuschalten und die Leute schlafen zu lassen. Immer darauf bedacht, freundlich zu sein, stimmte Freddie ihm sofort zu und bemerkte wohlmeinend, daß man als alter Mensch, ob im Zug oder nicht im Zug, einfach seine acht Stunden Schlaf haben müsse.
    Sie selbst schlief sofort ein, während Angela neben ihr saß, ruhelos und erschöpft, und gegen ihren Willen über das letzte Jahr nachdachte. Es waren unglückliche Gedanken, und sie wurde unruhig und gereizt. Jetzt kam von der anderen Seite des Ganges ein suchender Fuß und schmiegte sich sanft an den ihren.
    Angela war entrüstet. Freddie war zu hübsch, um billige junge Männer im Zug aufzulesen. Der Fuß drückte sich erneut gegen den ihren, und in einem von Angelas plötzlichen Wutausbrüchen, die ihren Vater immer belustigt hatten, stampfte sie kräftig und genau gezielt darauf. Ein Fluch wurde gemurmelt, und eine beginnende Romanze verwandelte sich augenblicklich in Haß.
    Sie verließen den Zug in der geisterhaften Stunde kurz vor der Dämmerung. Angela mußte Freddie zweimal wecken.
    Schließlich fuhr sie plötzlich hoch, als der Zug sein Tempo allmählich verlangsamte, stopfte ihre diversen Habseligkeiten in ihren Mantel, klemmte ihn unter den Arm, warf einer regungslosen und nicht reagierenden Gestalt auf der anderen Seite des Ganges einen flehenden Blick zu und stolperte hinaus. Sie
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