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Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese

Titel: Freundinnen wie diese - Koslow, S: Freundinnen wie diese
Autoren: Sally Koslow
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ich. Wenn Horton dachte, er könne mich verleiten, mehr Geld auszugeben als unser Budget zuließ, so hatte er sich getäuscht. Die Summe, die Jake und ich für eine neue Wohnung zusammengekratzt hatten, mochte uns selbst ja riesig erscheinen   – immerhin bestand sie aus dem Verkaufserlös unseres Ein-Zimmer-Apartments in Park Slope, ein Erbe meiner Mutter, plus den Einnahmen von einem meiner Bücher, das die Bestsellerliste erklommen hatte   –, doch es hatten bereits so manche Makler nicht allzu höflich jedes weitere Gespräch abgebrochen, als ich ihnen die uns zur Verfügung stehende Summe nannte. An Horton gefiel mir, dass er hartnäckig warund hungrig   – und, um ehrlich zu sein, er war der einzige Immobilienmakler, der mich zurückrief.
    »Das ist ja das Schöne«, sagte er jetzt fast singend. »Sie, Quincy Blue, können sich diese Wohnung leisten.« Er nannte eine Summe.
    Das konnten wir tatsächlich, fast. »Wo ist der Haken?« Geschäfte, die zu schön klangen, um wahr zu sein, waren meiner Erfahrung nach   … nun, so wie das Brownstone-Haus, das ich mir letzte Woche angesehen hatte und dem es nicht nur an architektonischer Anmut mangelte, sondern auch an einem funktionierenden Rohrleitungssystem.
    »Sie ist renovierungsbedürftig«, gab Horton zu.
    Da kamen wir der Sache schon näher.
    »Hören Sie, ich kann natürlich auch den nächsten Kunden auf meiner Telefonliste anrufen.«
    »Ich bin in zwanzig Minuten da«, sagte ich, klickte auf »Speichern« und schloss mein Manuskript. Ich schrieb gerade als Ghostwriter für Maizie May, eine jener austauschbaren aufgeföhnten Hollywood-Blondinen, deren Brüste größer waren als ihr Gehirn. Und während sie zurzeit ungünstigerweise in Idaho in einer Entziehungsklinik eingesperrt war und sich deshalb nur einmal pro Woche mit mir unterhalten durfte, rückte der nur noch drei Monate entfernte Abgabetermin des Verlags langsam bedrohlich näher. Ich versteckte mein Haar unter einer Baseballkappe und band die Schnürsenkel meiner Sneakers zu. Hätte Jake mich so gesehen, hätte er gesagt, dass ich mal wieder absolut nach der New Yorker West Side aussah. Mein Ehemann wies nur allzu gern auf das negativ reziproke Verhältnis zwischen Wohnungspreisen und modischem Schick in unserer Gegend hin. Ich versuchte ihn anzurufen, als ich schon Richtung Osten lief, doch sein Handy war ausgeschaltet. Vermutlich hatte Jakes Flug nach Chicago Verspätung.
    Als ich den Broadway hinunterrannte, erlaubte ich mir, insgeheimin einer Woge der Vorfreude zu schwelgen. Vergiss die Yankees, sagte ich mir. Der wahre Sport der New Yorker war nicht Baseball, sondern die Jagd nach Immobilien, und auch ich hatte keine Lust mehr, immer nur jubelnd von der unüberdachten Tribüne aus zuzusehen. Seit zwei Jahren trieben meine Hormone mich nun schon zum Nestbau an, und mein Verlangen war immer heftiger geworden. Wir wollten endlich aus unserer Mietwohnung in der Nähe der Columbia University raus. Ich sehnte mich geradezu danach, über die Nuancen von Wandfarben zu grübeln   – Gelber Lotus oder Helles Stroh? Matt, satiniert oder glänzend?   – und in ganzen Kollektionen von Stoffmustern zu baden. Ich wollte ein Arbeitszimmer haben, das größer war als ein Handtuch, und einen Esszimmertisch, auf dem alle zehn Gedecke meines Hochzeitsporzellans auf einmal Platz hatten. Ich wünschte mir ein richtiges Zuhause. Und ich würde es erkennen, wenn ich es sah.
    Horton, den man mit seinen grünen Augen und dem markant gekerbten Kinn gut aussehend nennen konnte   – wenn man über seine Vorliebe für Rautenmuster hinwegsah   –, stand gleich hinter der Drehtür in der Eingangshalle des Gebäudes. »Die Maklerin, die es offiziell listet, ist noch nicht da«, sagte er, »aber Sie können sich ja schon mal einen Eindruck von der Lobby hier verschaffen.« Ein Pförtner tippte sich grüßend an die Mütze und führte uns zu einer Sitzecke mit Polstersesseln in geschmackvollen erdfarbenen Tönen. Horton entfaltete einen Raumplan.
    Für solche Unterlagen hatte ich mittlerweile einen guten Blick entwickelt. »Die Wohnung hat nur zwei Schlafzimmer«, sagte ich, und in mir stieg die bekannte Enttäuschung auf, die schon die Freude früherer Besichtigungen getrübt hatte. War es etwa zu viel verlangt, wenn ein seit zwölf Jahren hart arbeitendes Ehepaar sich seinen Traum von einer Wohnung mit drei Schlafzimmern erfüllen wollte? Jake war Anwalt und ich hatte einen Abschluss in Englischer Literatur.
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