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FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

Titel: FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
Autoren: Marion Forster-Groetsch
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öffnete sich die Decke. Unter einem lauten Ächzen krachte eine hölzerne Leiter herab. Beinahe hätte sie Leandra erschlagen, doch wie durch ein Wunder verfehlte sie die Stiege nur um Millimeter. Hart knallte sie vor Leandras Turnschuhen auf dem Boden auf. Leandra presste sich so stark gegen die Mauer, dass sie nicht einmal mehr ausatmen konnte. Langsam schob sich das Mädchen aus dem Gefängnis hervor. Ein tiefes und langes Ausatmen belohnte Leandra für diesen Kraftakt. Flink faltete sie den Plan wieder zusammen und schob ihn tief in ihre Tasche. Dann trat sie auf die erste Sprosse der massiven Leiter und prüfte, ob sie ihrem Gewicht standhalten würde. So recht traute sie diesem plötzlichen Fluchtweg nicht, doch ihr blieb keine andere Wahl. Entschlossen kletterte sie die Leiter hinauf, hüpfte über die letzte Sprosse hinweg und kam auf einem schwarzen Marmorboden zum Stehen. Als sie sich umblickte, stellte sie zu ihrem Erstaunen fest, dass sie in der Eingangshalle des Schlosses stand. Das Loch, aus dem sie gesprungen war, befand sich hinter einer grauen, breiten Marmortreppe, die sich an der massiven Außenmauer des Gebäudes nach oben schlängelte. Die hohen, schlanken Fenster des Schlosses waren mit dicken Holzlatten vernagelt, sodass nur noch ein schwacher Lichtschein durch die Ritzen hindurchkroch. Die herrschaftlichen Möbel, die die Halle schmückten, waren unter einer dicken Staubschicht begraben und feiner Nebel stieg wie geheime Rauchzeichen nach oben. Leandra trat an einen Sessel heran, der neben der Treppe platziert war, und klopfte mit ihrer geöffneten Hand leicht auf das Polster. Der Staub sprang wie aus einem unendlichen Schlaf erweckt aus den letzten Poren heraus und hüllte das Mädchen in einer dicken Wolke ein. Weil sie ihren Hustenreiz unterdrücken musste, um nicht Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden, hielt Leandra sich den Mund zu und Tränen schossen ihr in die Augen. »Auf euch wird sicher niemand mehr rasten«, murmelte sie den alten Möbelstücken traurig zu, nachdem sie einige Male leise gehustet hatte. Der Blick auf ihren Plan befahl, ihr die Treppe hinaufzugehen und rechts in einen langen Korridor abzubiegen. In einem großen Zimmer, das am Ende dieses Ganges lag, war mit feinem Tuschestift ein Glasprisma eingezeichnet. Bei genauerem Hinsehen bemerkte sie, dass dort in die linke untere Ecke des Plans ein schwarzer Fleck gemalt war.
    »Entweder hast du gekleckert, Horros«, murmelte Leandra, »oder du willst mir damit etwas sagen.«
    Da sie jedoch bei dem Gedanken an ihre Freunde zügig vorankommen wollte, schenkte sie dem keinerlei Bedeutung mehr und bestiegt die mächtigen Marmorstufen. Unter dem Gewicht ihrer Schuhe flatterte der Staub, der auf den Treppen lag, kurz auf und ließ sich dann an einer neuen Stelle nieder. Ihre Turnschuhe hinterließen lustige Abdrücke und Leandra überlegte, dass es für einen möglichen Verfolger leicht sein würde, ihre Fährte aufzunehmen. Den Griff auf das Geländer ließ sie nach einem kurzen Blick sein, denn auch darauf türmte sich zentimeterdicker Staub. Oben angekommen blickte sie zuerst auf die linke Seite. Der Korridor hatte wohl in die ehemaligen Schlafzimmer geführt, denn vor den Türen standen Waschschüsseln aus Porzellan und sie erkannte ehemals frische Wäschestapel, deren Farben jedoch wegen der dicken Staubschicht nicht mehr genau zu erkennen waren. Die Mauern des rechten Ganges waren mit vielen Gemälden geschmückt, die mit großen Tüchern verhangen waren. Leandra atmete tief ein und betrat den verheißenen Korridor. Sie konnte ihrer Neugierde nicht widerstehen und schlich an das erste Bild heran. Sie blickte sich verschämt um und hob das graue Leinentuch ein wenig an. Große, dunkle Augen blickten ihr aus diesem Gemälde entgegen. Sie gehörten einem Mann, der einen schwarzen Mantel über einer scharlachroten Samthose trug. Seine Füße steckten in schweren Lederstiefeln und auf seinem Kopf trug er eine schwarze, spitze Mütze. Ernst betrachtete dieser Mensch seinen Betrachter, doch Leandra hatte zu ihrer Überraschung keine Angst vor ihm. An seiner Seite stand eine zierliche Frau, die wie Leandra dichte, blonde Locken trug. Ihr sanftes Lächeln umspielte die Mundwinkel und die Augen sprühten vor Ehrgeiz und Energie. Sie trug ein rosafarbenes Kleid mit feiner Spitze, unter dem sich ein kleiner Babybauch abzeichnete. Ihre Hände hatte sie auf die Schultern eines kleinen, schwarzhaarigen Jungen gelegt, aus dessen Augen der
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