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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition)
Autoren: Simon Biallowons
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unter mehreren ist. Die letzte Reform stammt von Paul VI. Johannes Paul II. zeigte sich trotz seiner 1988 verabschiedeten Konstitution »Pastor Bonus« kaum interessiert am Thema. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass die Kurienreform von vielen als eine der Top-Drei-Aufgaben des neuen Papstes angesehen wird. Während der Generalkonferenzen war es das Thema schlechthin. Walter Kasper, Christoph Schönborn oder auch der als Geheimfavorit gehandelte Peter Erdö sprachen sich für tiefgreifende und vor allem strukturelle Reformen aus. Direkt vor dem Konklave wurden dann diverse Würdenträger, von Theologen oder gar Politikern ganz zu schweigen, zitiert, die eine »curia reformata«, eine »reformierte Kurie« als oberste Priorität anführten. Das Interessante dabei ist: »Reform« ist zu einem goldenen Kalb geworden, um das herumgetanzt wird. Die Reform als Selbstzweck, diese Vorstellung gehört reformiert. Eine Reform, so sie eine Änderung bezeichnet, ist noch nicht an sich gut, weil sie etwas ändert. Es ist en vogue geworden, hysterisch »Reform« zu schreien, ohne sachlich zu erklären, was genau diese »Reform« sein soll.
    Berichte über Reformen gab es immer wieder. Im Januar 2006 sorgte ausgerechnet der »Spiegel« für Aufregung, als er folgenden Artikel veröffentlichte: »Was für Normalsterbliche nur wie ein Detail erscheint, ist für die katholische Kirche eine mittlere Perestroika: Die Reform sieht vor, die Zahl der päpstlichen Kommissionen und Räte zusammenzustreichen. […] Entscheidend ist die Frage, ob das Staatssekretariat weiterhin eine allseits zuständige Superbehörde bleibt, die sich mitunter selbst in die Tagesarbeit der Diözesen einmischt, oder zur einfachen Dienststelle herabgestuft wird.« In den folgenden Wochen war von Perestroika keine Spur und von Reform auch nicht, nicht einmal von einem Reförmchen. Benedikt XVI. gruppierte einige Zuständigkeiten um, gliederte den »Päpstlichen Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen« beim »Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden« (»Justitia et Pax«) und den »Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog« beim »Päpstlichen Rat für die Kultur« ein – eine Entscheidung, die er im Fall des interreligiösen Dialog-Rats rasch wieder rückgängig machte, und zwar nach den Kontroversen um seine »Regensburger Rede«. Davon abgesehen gab es während des Pontifikats Benedikt XVI. wenige Straffungen, dafür umso mehr Personalrocharden. Jetzt, wo man offensichtlich wirklich reformieren will, wird vor allem die Stellung des Staatssekretariates als Zentrum im Zentrum kritisiert. Seine Macht, darin sind sich viele einige, muss eingegrenzt werden. Das wichtigste Schlagwort ist in diesem Zusammenhange »Kollegialität«. Das große Motto des Zweiten Vatikanischen Konzils meint einerseits die Zusammenarbeit zwischen Papst und Bischöfen, aber auch generell die Zusammenarbeit von Zentrum und Peripherie.
    Abgesehen von der kritisierten Stellung des Staatssekretariates sehen andere Vorschläge vor, die Arbeitsabläufe in den Kongregationen, Räten und Kommissionen zu optimieren, die Bürokratie zu verschlanken. Weiterführende Vorschläge wie vom Autoren André Zünd (»Visitation und Controlling in der Kirche: Führungshilfen des kirchlichen Managements«) fordern eine Gewaltenteilung nach Montesquieu, die Umsetzung des »Checks and Balances«-Prinzip auch auf kirchlicher Ebene oder die Trennung von kurialem und kirchlichem Amt.
    Dass Laien Veränderungen in der Kurie fordern, gehört seit Jahrzehnten zum Hintergrundgeräusch. Dass indes so viele hochrangige Vertreter der Kurie selbst sich Änderungen wünschen, ist bemerkenswert. Scheinbar geht es nicht mehr um das »Ob?«, sondern nur noch um das »Wie?« und das »Wann?«. In einem Radio-Interview hat der Chef des »Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel«, Erzbischof Claudio Maria Celli, stellvertretend für die vielen, die eine Reform fordern, gesagt: »Es kann nicht geleugnet werden, dass die Schaltstelle der Kirche, die Kurie, überdacht werden muss. Es ist eines der großen Themen, weil man einerseits über die Aktivität des Heiligen Stuhls und über die Beziehung mit den Episkopaten spricht […] und andererseits sich eine Frage aufdrängt: Antwortet die Struktur, die wir im Moment haben, effektiv auf die Bedürfnisse der heutigen Kirche oder nicht? Das Thema der Kurienreform ist ein Thema, weil wir ein Instrument benötigen, um effektiver und
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