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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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die raue Wand gestoßen war.

Pfarrer Zöllner war lange nicht mehr hier oben gewesen, sich aber sicher, dass einige Gegenstände vorher nicht hier gewesen waren.
»Und was jetzt?«, fragte er, als sie neben den beiden großen Glocken angekommen waren, und fast schon zickig fügte er hinzu: »Wollen Sie mich jetzt hinunterschmeißen?«
Ohne darauf einzugehen, befahl Karla: »Umdrehen und Hände hinter den Rücken!« Der Pfarrer zögerte, doch eine kleine Geste mit dem Revolver genügte als Motivation. Der erste Schock war nun verflogen und ein heißes Brennen zog sich von der Wunde an seiner Schulter bis tief in seine Brust.
Angewidert nahm Karla seine beiden schwammigen Hände, hielt diese mit der einen Hand zusammen und wickelte mit der anderen das Klebeband darum, das sie schon vor einiger Zeit hierher gebracht hatte. Zu spät bemerkte Pfarrer Zöllner, dass dies seine einzige Chance gewesen wäre, da diese Irre ihre Waffe weglegen musste.
»Und jetzt leg dich unter die Glocke!«, wies sie ihn, immer noch unbewaffnet, an. Zöllner drehte sich zu ihr um, und eigentlich wollte er es noch einmal mit Worten versuchen, doch mehr aus einem Instinkt heraus erkannte er die Situation. Ohne weiter nachzudenken schob er die gesunde Schulter nach vorne, überwand den kurzen Abstand und rammte die Frau mit voller Wucht. Keiner von beiden schaffte es Schwung herauszunehmen. Durch das nicht unerhebliche Gewicht des Pfarrers stürzten sie ein Stück nach hinten und fielen gemeinsam die ersten Treppenstufen des Kirchturmes nach unten. Da sie die Hände frei hatte, schaffte sie es, eine Sprosse des Geländers zu greifen und ihren Fall zu stoppen. Für einen Moment schien es, als wollte ihr Arm aus dem Schultergelenk springen, doch der Schmerz war nur von kurzer Dauer, dann blieb sie schwer atmend liegen.
Der Pfarrer hatte weniger Glück. Da er keine Möglichkeit hatte, sich irgendwo festzuhalten, zog ihn die Schwerkraft unbarmherzig nach unten und erst die nächste Kehre konnte seinen Fall stoppen. Sie rappelte sich auf, kontrollierte ihre Körperfunktionen und folgte ihm.
Zuerst dachte sie, der Pfarrer hätte es tatsächlich geschafft, sich aus der Affäre zu ziehen, dann erwachte er aus seiner kurzen Ohnmacht und schlug die Augen auf.
»Schön wach bleiben«, forderte sie und half ihm dabei, wieder auf die Beine zu kommen. »Und jetzt rauf da!«
Zöllner bewegte sich zwar erst, als sie ihm auf die Schussverletzung schlug, aber er bewegte sich. Die wenigen Stufen nach oben kosteten ihn, wegen den neu hinzugekommenen Schmerzen in seinem rechten Bein, so viel Kraft, dass er zu keiner Gegenwehr mehr fähig war.
»Hinlegen!«, befahl sie, und stieß ihn auf den Holzboden unter eine der Glocken. Der erneut aufflammende Schmerz brachte den Pfarrer wieder an den Rand einer Ohnmacht.
Wie ein Käfer auf dem Rücken, und genau so werde ich dich zerquetschen , ging es ihr durch den Kopf.
Ohne auf ihre eigenen Prellungen zu achten, nahm sie das bereitliegende Seil und band es um den gusseisernen Klöppel der Glocke, der fast so groß wie sie selbst war. Mit dem letzten Bisschen Kraft versuchte sich Zöllner wegzurollen, gab aber nach einem Tritt in die Magengrube auf. Der Rest war einfach und schnell erledigt! Karla sammelte alles ein, was Spuren hinterlassen könnte, riss dem Pfarrer die Halskette mit dem Kreuz vom Hals und stieg anschließend den Kirchturm hinunter. Der erste Glockenschlag erklang genau in dem Moment, als sie aus der Kirche heraus in die kräftige Frühlingssonne trat. Zufrieden warf sie einen letzten Blick zur Spitze des Turmes, dann stieg sie auf ihr Fahrrad und fuhr davon.

–10–
     
     
       Den Samstagabend verbrachte Mike nicht wie geplant in seiner Stammkneipe. Es war nicht das erste Mal, dass Jenni, seine Ex, versuchte, ihn hier umzustimmen, und als er sie schon von außen an der Bar sitzen sah, machte er kehrt und ging zurück in seine leere Wohnung. Obwohl ihn das Fernsehprogramm einen Scheiß interessierte, ließ er es laufen, einfach um das Gefühl der Einsamkeit zu bekämpfen. Zwei Stunden später bereute er, nicht mit Jenni geredet zu haben, war aber zu betrunken, um noch einmal in die Bar zu gehen, oder sie auch nur anzurufen. Ausnahmsweise schleppte er sich ins Bett und schlief schon ein, während er sich noch zudeckte.

Verdammte Kirche, war Sonntagmorgen der erste Gedanke, und Mike versuchte sich verzweifelt das zweite Kissen auf das Ohr zu legen, was aber nichts brachte. Nachdem die Glocke auch nach
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