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Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Titel: Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)
Autoren: Jonathan Schnitt
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Monaten am meisten belastet?
    Die Zeiten, wo wir viel draußen unterwegs waren. Das ist anstrengend für den Körper, aber wenn man Ehrgeiz hat, will man es auch durchziehen. Sobald man den nicht mehr hat, ist man verloren. Ich bin mit Juwe und Totti schon so viel gelaufen, wenn ich da nicht den Ansporn gehabt hätte von meinen Kameraden und von mir selbst, dann hätte ich das niemals gepackt. Vor allem nicht bei Temperaturen von 40 oder 50 Grad, wo du sechs, sieben Liter mitnimmst und alle hundert Meter ist eine Pulle Wasser alle. Da braucht man schon ein bisschen Willenskraft, um das durchzuziehen.
    ◆ Wie war die »goldene letzte Fahrt«?
    Die war mir scheißegal, das war ne Fahrt wie jede andere. Alle hatten gute Laune, aber so lange, wie ich nicht im PRT war, konnte ich nicht abschalten. Solange man draußen ist, kann noch viel passieren. Es war einfach cool, als wir drin waren und der Spieß auf dem Ehrenhain Sekt verteilt hat. Da wusste ich: Das war’s, du fährst nicht mehr raus. Ein guter Moment.
    ◆ Dein Gesamturteil über die sechs Monate?
    Ich bin total überrascht. Ich dachte, es wäre schwerer. Am Anfang hab ich mich damit wahnsinnig gemacht, ob ich das Ganze aushalte. Als wir dann öfter draußen waren, Patrouille und so, hat man sich daran gewöhnt. Ich bin zufrieden. Ich hab mir nichts getan, bin kerngesund. Es ist gut verlaufen.

Abschied
    Die letzten Tage im Feldlager ziehen sich hin. Stuben ausräumen und putzen. Waffen-Rückgabe und Überprüfung der Vollständigkeit. Die Stiefel müssen desinfiziert, Gepäck gepackt werden. Die Soldaten haben außerdem den Auftrag bekommen, alles zu verbrennen oder unkenntlich zu machen, auf dem eine Adresse oder Telefonnummer von Zuhause steht, also alles, wodurch ihre Kontaktdaten in der Heimat kenntlich werden.
    Als dann alle Vorbereitungen zur Rückreise abgeschlossen sind, warten die Soldaten eigentlich nur noch auf das Rückflugdatum. Das Wetter ist schlecht, es wurden schon zwei Maschinen aus Termez wieder abgesagt. Immer wieder werden Flüge verschoben – das Datum, aber auch der Rückflug-Ort wird immer wieder gewechselt. Die Soldaten würden natürlich gern nach Hannover fliegen, das ist näher bei Munster. Am Ende wird es Köln-Wahn. Dann, nach ein paar weiteren Tagen des sinnlosen Wartens, bekommen wir endlich den Rückflug-Termin. Ich spreche noch mal mit Matthias »Asterix« Chill über seine Erfahrungen im Einsatz.
    ◆ Mit welchem Gefühl fährst du heim?
    Es gab viel Lustiges. Und so was wie hier hast du so schnell nicht mehr im Leben, dass du mit bestimmten Menschen so zusammenwächst. Mit Totti, das kannst du gefühlstechnisch vergleichen mit bester Kumpel, bester Freund. Das ist Kameradschaft, dieses Zusammenwachsen. Die Zeit hier hat uns richtig zusammengeschweißt. Das sind die guten Sachen.
    ◆ Was habt ihr erreicht?
    Die Höhe 432 haben wir übergeben, nach Isa Khel kannst du inzwischen reinlatschen. In Nawabad haben wir einen COP errichtet und ansonsten überall einen Haufen Präsenz gezeigt, ’ne Menge Eier (Anmerkung: Er meint IEDs) weggeräumt. Und wir haben auch ziemlich Schwein gehabt, dass nicht mehr passiert ist.
    ◆ Wie, meinst du, wird sich Afghanistan weiter entwickeln?
    Ich weiß nicht, wie es hier weitergeht, und im Grunde ist es mir auch egal. Auch was hier aus den Menschen wird. Ich hab da überhaupt kein Mitgefühl. Die leben so, die sind zufrieden damit, dann sollen sie so leben. Das ist es, was es so schwer macht. Die haben ihre Traditionen, nach denen leben sie, und dann kommt der Westen und drückt denen Zivilisation und Demokratie auf. Packen denen da was auf den Tisch, mit dem die gar nichts anfangen können. Was die vielleicht auch gar nicht annehmen wollen.
    18. 01. 2012, 5:00 Uhr
    Die Heimreise hat begonnen. Körner sitzt am Flughafen Kunduz. In seiner Rechten hält er den Boarding Pass mit der Aufschrift »KUNDUZ Airfield – ISAF 64 – Dash 7«. Das Ticket nach Hause. Er grinst – breit und selig. »Das war’s dann für mich. Nach diesem Einsatz hab ich nur noch acht Monate Dienstzeit, da ergibt sich gar kein Einsatz mehr. Und verlängern möchte ich nicht. Ich werde mir eine Arbeit im zivilen Leben suchen.«
    Aufruf der Transall. Mit ihren schweren Stiefeln stapfen die Soldaten die Klappe zum Laderaum hoch.
    Chill sitzt neben Körner im Flugzeug. Er schaut aus dem Fenster auf das Land, das er nun verlässt. »Ich bin hier mit vier Kerlen unheimlich zusammengewachsen. Ich hab gesehen, wie manche Orte
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