Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Foundation 02: Die Stahlhöhlen

Titel: Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Autoren: Asimov Isaac
Vom Netzwerk:
Wand hinter seinem Schreibtisch. Er berührte einen unauffälligen Schalter, worauf ein Teil der Wand durchsichtig wurde.
    Bei dem unerwartet grellen, grau wirkenden Licht kniff Baley unwillkürlich die Augen zusammen.
    Der Commissioner lächelte. »Ich habe mir das letztes Jahr einrichten lassen, Lije. Ich glaube nicht, daß ich es Ihnen schon einmal gezeigt habe. Kommen Sie her und sehen Sie sich das an. Früher hatten alle Zimmer so etwas. Man nannte das ›Fenster‹. Haben Sie das gewußt?«
    Baley wußte das sehr wohl; schließlich hatte er viele historische Romane gesichtet.
    »Ich habe davon gehört«, sagte er.
    »Kommen Sie her!«
    Baley zögerte etwas, tat dann aber, was der andere wollte. An dem Vorgang, das Privatleben eines Zimmers der Außenwelt offenzulegen, war irgendwie etwas Ungehöriges. Manchmal ging der Commissioner mit seiner Vorliebe für das Mittelalterliche etwas weit, und dann wurde es peinlich – um nicht zu sagen albern.
    So wie seine Brille, dachte Baley.
    Das war es! Das hatte ihn an seinem Gesicht gestört!
    Und dann meinte er: »Entschuldigen Sie, Commissioner, aber Sie tragen eine neue Brille, nicht wahr?«
    Der Commissioner starrte ihn etwas überrascht an, nahm die Brille ab und sah zuerst sie und dann Baley an. Ohne Brille wirkte sein rundes Gesicht noch runder, und sein Kinn ein wenig auffälliger. Und irgendwie wirkte er auch vage, weil seine Augen offenbar nicht richtig fokussierten.
    »Ja«, sagte er.
    Er setzte sich die Brille wieder auf und fügte mit echtem Zorn hinzu: »Ich hab’ die alte vor drei Tagen zerbrochen. Und dann war ich die ganze Zeit irgendwie beschäftigt und konnte mir erst heute morgen eine neue besorgen. Lije, diese drei Tage waren scheußlich.«
    »Wegen der Brille?«
    »Und auch wegen anderer Dinge. Darauf komm’ ich gleich.«
    Er wandte sich wieder zum Fenster, und Baley tat es ihm gleich. Baley erkannte mit einem leichten Schock, daß es regnete. Einen Augenblick lang nahm ihn das Schauspiel vom Himmel fallenden Wassers völlig gefangen, während der Commissioner sichtlich stolz wirkte, ganz so, als hätte er das Phänomen arrangiert, um es seinem Besucher vorzuführen.
    »Das ist jetzt das dritte Mal in diesem Monat, daß ich es regnen sehe. Ein interessanter Anblick, finden Sie nicht?«
    Baley mußte sich widerwillig eingestehen, daß es ein eindrucksvolles Bild war. In seinen zweiundvierzig Jahren hatte er selten Regen gesehen oder, was das betraf, irgendwelche anderen Naturphänomene.
    Er meinte: »Mir kommt es immer wie Verschwendung vor, daß soviel Wasser auf die Stadt herunterfällt. Es sollte sich auf die Reservoirs beschränken.«
    »Lije«, sagte der Commissioner, »Sie sehen die Dinge nur von der modernen Warte. Das ist ja unser Problem. Im Mittelalter haben die Leute im Freien gelebt. Ich meine nicht nur auf den Farmen, ich meine auch in den Städten. Selbst in New York. Wenn es damals regnete, empfanden die das nicht als Verschwendung. Sie haben es genossen. Sie haben in enger Beziehung zur Natur gelebt. Das ist gesünder, besser. Die meisten Probleme des modernen Lebens kommen daher, daß wir uns von der Natur abgekapselt haben. Sie sollten einmal über das Kohle-Jahrhundert nachlesen.«
    Das hatte Baley. Er hatte viele Leute über die Erfindung der Atomkraftwerke klagen hören. Er klagte selbst darüber, wenn etwas schiefging oder wenn er müde wurde. Solche Klagen gehörten mit zur Natur des Menschen. Im Kohle-Jahrhundert hatten sich die Menschen über die Erfindung der Dampfmaschine beklagt. In einem der Stücke Shakespeares hatte sich eine der Personen über die Erfindung des Schießpulvers beklagt. Und tausend Jahre später würde man sich wahrscheinlich über die Erfindung des Positronengehirns beklagen.
    Zum Teufel damit!
    Er meinte verstimmt: »Schauen Sie, Julius.« (Es war nicht seine Art, sich während der Bürozeit anzubiedern, und wenn der Commissioner ihm auch noch so viele ›Lijes‹ an den Kopf warf; aber jetzt schien die Zeit für etwas Besonderes gekommen zu sein.) »Schauen Sie, Julius, Sie reden hier von allem und jedem, nur nicht von dem, weshalb Sie mich zu sich gerufen haben, und das beunruhigt mich. Um was geht es denn?«
    »Darauf komme ich gleich, Lije«, sagte der Commissioner. »Lassen Sie es mich auf meine Art tun. Es… es ist unangenehm.«
    »Sicher. Was wäre das nicht auf diesem Planeten? Wieder Ärger mit den Rs?«
    »In gewisser Weise, ja, Lije. Ich stehe hier und frage mich, wieviel Ärger die alte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher