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Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter

Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter

Titel: Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Autoren: Isaac Asimov
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genau wußte, was es
wollte. Ohne Zweifel hatte sie diese Charakterzüge von ihrer
Mutter geerbt. Im dritten Stock hatte sie ein riesengroßes
Schild beobachtet, mit der Aufschrift: ›Gehen Sie in dieser
Richtung und Sie kommen zum sprechenden Robot‹. Nachdem sie die
Worte mühsam zusammenbuchstabiert und bemerkt hatte, daß
ihre Eltern offenbar nicht geneigt waren, den richtigen Weg
einzuschlagen, tat sie selbst das ganz Natürliche. Sie wartete
auf einen geeigneten Augenblick elterlicher Ablenkung, entfernte sich
dann gelassen und folgte der Richtung, die jenes Schild ihr wies.
    Der sprechende Robot war eine völlig unpraktische Maschine,
die lediglich Reklamewert besaß. Jede Stunde einmal stand eine
Gruppe mit einem Führer vor dem Monstrum und stellte
flüsternd Fragen an den Ingenieur, der den Robot bediente. Jene
Fragen, die der Mann als für die Leistungen des sprechenden
Robots geeignet betrachtete, wurden dann weitergegeben. Es war eine
ziemlich langweilige Angelegenheit. Es mochte ganz amüsant sein
zu wissen, daß das Quadrat von vierzehn hundertsechsundneunzig
war, daß die Temperatur im Augenblick 72 Grad Fahrenheit betrug
und der Luftdruck 765 Millimeter, daß das atomare Gewicht von
Natrium 23 ist, aber schließlich brauchte man für all das
keinen Robot, auf keinen Fall eine so schwerfällige, völlig
unbewegliche Masse von Drähten und Spulen, die einen Platz von
fast fünfundzwanzig Quadratmetern einnahm.
    Nur ganz wenige Leute kamen ein zweites Mal. Lediglich ein
vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen saß ruhig
auf der Bank und wartete bereits auf die dritte Vorstellung. Es war
völlig allein in jenem Räume, als Gloria eintrat.
    Gloria schaute sie nicht an. In diesem Augenblick hatte ein
anderes menschliches Wesen für sie überhaupt keine
Bedeutung. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf jenes
ungeheure Ding auf Rädern. Einen Augenblick lang war sie
enttäuscht und zögerte. Das Ding sah völlig anders aus
als jeder Robot, den sie bisher gesehen hatte.
    Vorsichtig und voller Zweifel erhob sie ihre zitternde Stimme:
»Bitte, Mr. Robot, lieber Herr – sind Sie der sprechende
Robot, lieber Herr?« Ein Robot, der tatsächlich sprach,
verdiente ihrer Meinung nach eine ganz besonders höfliche
Behandlung.
    (Das etwa fünfzehnjährige Mädchen bekam einen
interessierten Blick. Es zog ein kleines Notizbuch heraus und begann
schnell etwas zu schreiben.)
    Nun wurde das Geräusch eines gut geölten Getriebes
hörbar. Eine mechanisch klingende Stimme begann zu sprechen. Den
Worten fehlten sowohl Akzent, als auch Betonung. »Ich – bin
– der – sprechende – Robot.«
    Gloria starrte ihn traurig an. Er konnte in der Tat sprechen. Der
Ton aber kam von irgendwo her aus seinem Innern. Der Robot
besaß kein Gesicht, an das man sich wenden konnte. Sie sagte:
»Können Sie mir helfen, Herr Robot?«
    Der sprechende Robot war so konstruiert, daß er antworten
konnte, und bisher waren ihm nur Fragen gestellt worden, die er zu
beantworten vermochte. So war er seiner Fähigkeiten ziemlich
sicher. »Ich – kann – dir – helfen.«
    »Danke schön, lieber Herr Robot. Haben Sie Robbie
gesehen?«
    »Wer – ist – Robbie?«
    »Er ist ein Robot, lieber Herr.« Sie stellte sich auf
die Zehenspitzen. »Er ist ungefähr so groß, lieber
Herr Robot, nur noch viel größer, und er ist sehr lieb. Er
hat einen Kopf, müssen Sie nämlich wissen. Ich meine, Sie
haben keinen, aber er hat einen, lieber Herr Robot.«
    Der sprechende Robot war nicht ganz mitgekommen. »Ein –
Robot?«
    »Ja, lieber Herr. Ein Robot genau wie Sie, nur daß er
natürlich nicht sprechen kann – und daß er wie ein
– wie ein richtiger Mensch aussieht.«
    »Ein – Robot – wie – ich – einer –
bin?«
    »Ja, lieber Herr Robot.« – Die Antwort des Robot
hierauf war nichts als ein Geratter und hier und da ein
unzusammenhängender Stimmton. Die radikale Verallgemeinerung,
die das Kind anstellte, indem es ihn nicht als ein Einzelwesen,
sondern als Mitglied einer ganzen Gruppe betrachtete, war zu viel
für ihn. Treulich versuchte der Robot, die neue Auffassung
sozusagen innerlich zu verdauen, wobei ein paar Spulen ausbrannten.
Kleine Warnsignale summten.
    (In diesem Augenblick verließ das halbwüchsige
Mädchen den Raum. Sie hatte genügend Material für ihre
Physikaufgabe, die lautete: ›Die praktische Seite der
robotischen Wissenschaft‹. Es war die erste derartige Arbeit
Susan Calvins, und dieser ersten Arbeit sollten noch
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