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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado
Autoren: Cassie Miles
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„Jordan, ich hätte nie an Ihrer Unschuld zweifeln dürfen. Sie sind ein guter Mann."
    „Ist schon in Ordnung", sagte er. „Wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich Emily nie kennen gelernt."
    „Gott sei Dank ist sie Krankenschwester." Rita schlug ein Kreuz über der Brust. „Das erleichtert die Sache sehr."
    Aus dem Schlafzimmer erklang ein Stöhnen. Rita eilte mit ihrer Schüssel voll Eis hinein.
    Isabel verzog das Gesicht und starrte auf die Tür, hinter der ihre Mutter in den Wehen lag.
    „Ihr geht es gut", versicherte Jordan ihr. „Emily wird ihr helfen. Sie weiß genau, was zu tun ist."
    „Ist sie deine Frau?"
    „Nein", sagte Jordan. Allerdings war ihm der Gedanke, Emily zu fragen, bereits öfter als einmal gekommen. Er befürchtete jedoch, dass sie niemals ihre geliebten Berge verlassen würde. Und er wollte sich ganz sicher nicht in Aspen niederlassen.
    „Und jetzt", sagte er, „hör gut zu."
    Etwa eine Stunde später, nachdem Jordan Pookie hatte Waldbrände löschen und Kinder aus Minenschächten retten lassen, machte er für sich und das Kind Mittagessen. Er hatte das Gefühl, als ob die Zeit stillstünde. Und doch war die Gefahr immer gegenwärtig, sie sickerte aus den Bodendielen, kroch durch die Fenster. Wie sehr er diese Gegend hasste. „Magst du die Berge, Isabel?"
    „Ja, aber es ist kalt."
    „Warst du schon mal in Florida?" fragte er.
    „Und Pookie?"
    „Natürlich", antwortete er. „Wieso auch nicht? Ich erinnere mich daran, wie Pookie der Wunderhund, eines Tages mit den Delfinen schwimmen ging..."
    Emily kam aus dem Schlafzimmer. „Pookie der Wunderhund?"
    „Ja", rief Isabel begeistert. „Er ist total, ahm, total klasse."
    Emily musste lachen. Sie hatte ihre Jacke ausgezogen, die Ärmel der Seidenbluse waren hochgekrempelt. Das Haar hatte sie auf dem Kopf zusammengesteckt. Sie sah müde aus.
    „Deiner Mutter geht es gut", sagte sie. „Bald wirst du eine kleine Schwester oder einen kleinen Bruder haben."
    „Ich will aber einen Hund", sagte Isabel. Sie zeigte auf Emilys Hals. „Das ist eine schöne Kette."
    „Es ist ein Medaillon." Emily beugte sich nach vorne und öffnete es. „Sieh mal, das ist mein Dad. Er ist vor langer Zeit in Vietnam gestorben. Er war Arzt. Und ich bin Krankenschwester."
    „Er wäre sehr stolz auf dich", sagte Jordan. Es hatte lange gedauert, bis sie in der Lage war, so zwanglos von ihrem Vater zu sprechen. „Und ich bin es auch."
    Mit ihren grünen Augen sah sie ihn liebevoll an, und er wusste, dass er den Rest seines Lebens mit dieser Frau verbringen, für immer den warmen Glanz ihrer Augen sehen wollte.
    Sie sollte die Mutter seiner Kinder sein -selbst wenn das bedeutete, im kalten Schatten der mächtigen Berge von Colorado zu leben.
    „Ich habe vorhin Spence angerufen", sagte sie. „Er ist schon auf dem Weg hierher, damit er offiziell bestätigen kann, dass das Baby in den USA zur Welt gekommen ist."
    „Du hast ihn nicht zufällig gebeten, eine Videokamera mitzubringen?"
    „Daran habe ich nicht gedacht", antwortete sie. „Ich muss zurück ins Schlafzimmer. Es ist gleich so weit."
    Nur wenige Minuten später wurde das Stöhnen im Zimmer nebenan wirklich laut. Isabel riss entsetzt die Augen auf. Ihr schmächtiger Körper zitterte.
    „Es ist alles in Ordnung", versuchte Jordan sie zu beruhigen. „Deiner Mutter geht es bald wieder gut."
    In den Augen des Mädchens entdeckte er eine Ernsthaftigkeit, die untypisch für sein Alter war. Es hatte einen Mord beobachtet und ein Leben auf der Flucht verbracht. Er wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, die Kleine zu trösten. „Manchmal hilft es, wenn man sich bewegt", sagte er: „Damit man auf andere Gedanken kommt."
    „Zeig es mir."
    Er stand auf und begann, hin und her zu laufen. Sie folgte ihm. Sie marschierten in dem kleinen Zimmer auf und ab, mal im Gleichschritt, mal nicht. Plötzlich war es ganz still. Und dann erscholl der durchdringende Schrei eines Babys.
    Rita kam aus dem Schlafzimmer gerannt. „Es ist ein Junge. Isabel, du hast einen kleinen Bruder. Freust du dich?"
    „Ja." Aber ihre Augen waren noch immer traurig.
    Rita umarmte sie. „Was meinst du, wie sollen wir ihn nennen?"
    Sie schaute Jordan an und kicherte: „Pookie."
    Dann ging sie mit ihrer Tante ins Schlafzimmer. Jordan blieb alleine auf dem Sofa zurück, von den Frauen ausgeschlossen, als ob ein Mann am Wunder des Lebens nicht teilhaben dürfte. Schwangerschaft und Geburt verlangten ein Durchhaltevermögen, das er
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