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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse
Autoren: S. R. Terrie
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zögerte, richtete dann ihren Blick blitzschnell auf ihre Füße, als hätte sie etwas gestreift. „Na ja … Ja!“ Es war kein Geheimnis, dass die beiden ein Paar waren, aber dass Jess einmal rot werden konnte, das war mir neu.
    Ich blickte über die Schulter, als ich eine laute Stimme hörte. Matt?

6
    Matthew Tempson:
    „Kommt mir vor wie der Anfang vom Ende …“
    Obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich hier in Nicks Villa war, fühlte es sich dennoch befremdlich an. In diesen dunklen Räumen war es erträglich, aber die Anspannung, welche die Luft zu einem zähen Sirup werden ließ, war ätzend. Zumal Amanda keine vier Meter von mir entfernt saß.
    Sie sah mich an. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein heiles Bein, wich damit ihrem Blick aus, doch es half nichts. Immer wieder fand mein Blick den ihren. Es war wirklich anstrengend, nur mit Luft zwischen uns diese wenigen Meter von ihr getrennt zu sein.
    „Es ist schwer, es zu unterdrücken, nicht wahr?“, sagte sie schließlich, als hätte sie meine Gedanken gelesen; lächelte mich dabei zuckersüß an.
    Sie hielt Cass’ Hand, strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Mit der anderen richtete sie den Kühlbeutel auf seiner Stirn. Die Furche dort ließ immer noch etwas Blut. Ein weiterer Kühlbeutel lag an ihrer stark blutbesudelten Schulter und streifte die wunde Haut an ihrem Hals, wo sich auch das Sonnentattoo befand. Ein dickes Pflaster versteckte die aufgeplatzte Haut über ihrer Braue. Das Blut, das an ihrem Lid und an ihrer Schläfe getrocknet war, hatte sie sich abgewaschen. Dennoch hing überall im Raum dieser intensive metallene Geruch.
    „Krieg ich keine Antwort?“
    Ich biss die Zähne zusammen. Auf sie loszugehen war definitiv keine Option.
    „Du musst es nicht zurückhalten.“ Sie breitete die Arme einladend aus. „Danach fühlst du dich sicher besser.“
    „Sei still!“
    Sie ließ die Arme wieder sinken, überkreuzte ihre Beine, sodass ihr großteils zerfetzter Mantel kurz aufflatterte. Ihre Jeans war an manchen Stellen zerrissen. Überhaupt ist es seltsam, sie in Jeans zu sehen … Sonst trägt sie immer diese kurzen … Ich schüttelte leicht den Kopf, irritiert darüber, was ich da dachte.
    „Du lechzt doch schon förmlich danach, mich zu …“
    „Halt die Klappe!“
    „Ach“, machte sie, eine abfällige Bewegung mit der Hand folgte. „Früher hast du mich förmlich vergöttert und jetzt …“
    „Du verdammte … Nur wegen dir bin ich überhaupt …“ Ein stechender Schmerz raste durch meinen Kopf. Anscheinend hatte ich heute doch einmal zu oft eine übergezogen bekommen. „Ich könnte noch bei Seth und den anderen sein.“ Was für eine lächerliche Aussage …
    „In diesem Drecksloch?“, fragte sie verächtlich. „Sei froh, dass ich dich von dort weggeholt habe!“
    „Hey, ihr beiden“, mischte Nick sich ein, doch er wurde von beiden Parteien ignoriert.
    „Du bist ein Miststück!“
    „Wir können beide nicht abstreiten“, fuhr sie fort, als hätte ich nichts gesagt, „dass es eine Zeit gab, in der wir uns innig geliebt haben.“
    Ich knurrte leise einen Fluch. „Du hast doch nich’ mal so was wie Gefühle!“
    Ich trat einen Schritt vor, ballte eine Faust. Wollte ich etwa wirklich auf sie losgehen? Allein sie zu berühren würde …
    Nick hielt mich an der Schulter zurück. „Hör auf dich so aufzuführen“, sagte er streng, dann sah er zu Amanda. „Und du hör gefälligst auf, ihn zu provozieren!“
    Die Tür ging auf.
    Überrascht starrte ich zu Lora, die einen großen Sitzsack in den Armen hielt und kaum darüber hinwegsehen konnte. Ihre braunen Locken standen zerzaust von ihrem Kopf.
    Allein durch ihre Anwesenheit wurde ich schlagartig ruhiger. Der Drang, der mich befiel, da Amanda in meiner Nähe war, wurde schwächer, wenn er auch nicht ganz verschwand.
    „Was ist hier los?“, wollte Jess wissen, die hinter Lora stand und zwei Sessel im Schlepptau hatte.
    Nick ließ mich nach einem warnenden Blick los und nahm Jess die beiden Sessel ab. „Nichts, nur das Übliche!“
    Er platzierte die Sessel und den Bürosessel so, dass wir in einem Halbkreis vor dem Bett saßen. Lora saß neben mir, Jess am Boden auf dem Sitzsack, den Kopf an Nicks Knie gelehnt, der natürlich in seinem gepolsterten Hochlehner saß. Kekse, ein paar Stück Kuchen und brühend heißer Kaffee standen auf einem kniehohen Tisch in der Mitte. Sarah, das einzige Dienstmädchen in diesem Haushalt, hatte die ganzen Sachen, die
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