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Fluch der Hestande

Fluch der Hestande

Titel: Fluch der Hestande
Autoren: Hugh Walker
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zuckte die Schultern. »Üblicherweise versuchen sie erst, sich mit einer Gefangenen zu vergnügen, und wenn sie sich mit der derben Art dieser Hammerschwinger anfreundet, führt sie kein schlechteres Leben als die Kruukweiber selbst. Wenn sie zu widerspenstig ist, behalten sie sie als Arbeitssklavin. Um ihr Leben brauchst du nicht zu fürchten.«
    »Du hast gesagt, du weißt einen Rat, wie ich zu meinen Erinnerungen komme…«
    »Einen Rat weiß ich bestimmt. Aber ob er auch für dich gilt, wirst du erst herausfinden müssen.«
    Mythor nickte. »Das ist nur recht.«
    »Wir reden darüber, wenn wir in meinem Haus sind… bei einer Schale Beerenwein.«
*
    Der Schrat führte ihn durch ein Dickicht von Buschwerk, mannsdicken Kletterranken und mächtigen Bäumen. Mythor konnte keinen Pfad entdecken, doch der Schrat bewegte sich zielsicher und benutzte seinen seltsamen Stock, um Hindernisse aus dem Weg zu biegen und schieben. Er tat dies mit zauberischer Leichtigkeit. Manche der Durchschlupfe waren für Mythors Körpergröße nicht einfach zu bewältigen. Zudem wurde der Nebel zunehmend dichter, und Mythor fing zu bereuen an, daß er dem Schrat gefolgt war. Er fühlte sich mehr und mehr verloren.
    Doch dann gelangten sie an die mächtigen, übermannshohen Wurzeln eines gigantischen Baumes, dessen Äste sich im Nebel verloren.
    »Raegeseder«, stellte der Schrat vor und bückte sich ein wenig, um ins Innere des Wurzelstocks zu treten. Mythor mußte auf allen vieren kriechen. Gleich darauf vernahm er Fluchen vor sich und zwei größere haarige Bündel zwängten sich fauchend und knurrend an Mythor vorbei ins Freie.
    »Ich muß die ›Krause Tildi‹ wegen eines neuen Türzaubers befragen«, wetterte der Schrat. »Der, den ich jetzt habe, verflüchtigt sich zu rasch, und ich hab’ stets Waldgesindel im Haus, wenn ich fortgehe! Vor ein paar Tagen war es ein Bär… eifrig damit beschäftigt, meine Honigvorräte aufzustöbern. Tildi sei Dank war das Versteck zu schmal für seinen breiten Schädel!«
    Sein Ärger schwand aber gleich darauf, launisch wie er war, und er half Mythor ins Innere.
    Dieses Innere überraschte Mythor. Zum einen war es geräumig und hoch genug, daß er sogar aufrecht stehen konnte, wenigstens in der Mitte der Höhle. Die Decke war ein Geflecht von Wurzeln von solcher Dichte, daß das Erdreich darüber nicht zu sehen war. Der Boden war trockene, festgestampfte Erde. Licht kam vom Eingang her, gedämpft wie überall im Wald, aber das Wurzelwerk schimmerte, als wäre es naß, und gleißte wie winzige Edelsteine. Es war kein kaltes Licht, sondern warm und heimelig.
    In seinem Schein sah Mythor die erstaunlichste Anordnung von Wurzeln. Da wuchs eine Bank aus den mächtigen Wurzeln der Wand, daneben ein Tisch, und eine Lagerstatt bedeckt mit trockenem Laub. In einer Ecke plätscherte frisches Quellwasser in ein kleines Becken. Zwei kleine Öffnungen ließen weitere Räume ahnen.
    Der Schrat griff in eine der Öffnungen und grunzte befriedigt. »Wir sind zur rechten Zeit zurückgekommen. Der Wald steckt voller Diebe. Aber die Bäume wissen nichts von diebischen und ehrlichen Wesen. Sie gewähren allen Schutz. Deshalb muß ich mit meiner Magie helfen… Nimm Platz, wo es dir gefällt.«
    Mythor ließ sich auf der Wurzelbank nieder. Er fühlte sich unbehaglich in seiner Nacktheit. Zudem war er zerstochen vom Buschwerk, durch das er gekrochen war, und von allerlei schwirrenden Quälgeistern, die im Wald allgegenwärtig zu sein schienen. Sein Kopf tat wieder weh. Er unterdrückte ein starkes Verlangen, sich auf das Lager zu legen. Es wäre ohnehin zu kurz für ihn gewesen. Und er wußte, daß der Gedanke an die Gefahr, in der Ilfa sich befand, ihm keine Ruhe gönnen würde. Er war nur mit halbem Herzen hierhergekommen – nur weil er Hilfe erhoffte. Der Schrat schien es damit nicht eilig zu haben. Mythor war drauf und dran, sich selbst nach Waffen umzusehen, wenn nötig, mit Gewalt, doch die letzten Worte des Schrats ließen ihn zögern.
    »Du kannst zaubern?« fragte er.
    Fryll nickte. »Die meisten meines Volkes können es«, erklärte er. »Wenn auch in bescheidenem Maß.«
    Mythor entspannte sich. In seiner Verfassung war es nicht klug, sich mit einem Magier anzulegen. Er war Gefangener einer Hexe gewesen. Auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte, spürte er kein großes Verlangen, erneut mit Zauberei in Berührung zu kommen. So faßte er sich in Geduld.
    Der Schrat machte sich eifrig daran, allerlei
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