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Fleisch und Blut - Der Kannibale

Fleisch und Blut - Der Kannibale

Titel: Fleisch und Blut - Der Kannibale
Autoren: Sharon Lee
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Lukas Brennwalds Eltern vor sieben Jahren verstorben sind. Die einzige lebende Verwandte ist seine Schwester, die seit Jahren in Spanien lebt.»
    «Ok, dann informieren wir die Schwester!»
    «Machen wir!», stimmte ihm Köppel zu.
    «Lassen Sie uns sofort zu diesem Mitbewohner fahren. Ich habe einige Fragen an ihn zu stellen!»
     
    Aemissegger besann sich und wandte sich wieder an Kägi: «Haben Sie weitere Informationen für uns? Können Sie sagen, was geschehen ist? Gibt es Spuren oder Hinweise auf den Täter?»
    «Zum Täter können wir leider nichts sagen. Er hat nicht die kleinste Spur hinterlassen, die auf ihn zurückzuführen wäre. Keine Fingerabdrücke, noch nicht einmal Fussspuren haben wir gefunden.»
     
    Dr. Kägi hielt kurz inne und meinte ernst: «Wir haben jedoch einiges über die Tat herausgefunden. »
    «Ach ja? Erzählen Sie!», forderte ihn Aemisegger sofort auf.
    « Der Todeszeitpunkt war vor rund zwei Wochen. Das Opfer wurde eindeutig nicht am Ort des Fundes getötet. Sein Mörder hat diese Stelle aufgesucht, um die Knochen, den Schädel, im Wald zu entsorgen.»
    «Wie seltsam.»
    «Allerdings. Er entsorgte die Knochen nicht nur, er machte ein regelrechtes Happening daraus, indem er sie sorgfältig innerhalb des Kreises verteilte. Er muss auch jeden Zahn einzeln positioniert haben.»
    «Grässlich! Wissen Sie denn, wie Lukas Brennwald zu Tode gekommen ist?»
    «Wir vermuten, dass er durch einen Schlag auf den Kopf - mit der stumpfen Seite eines Gegenstandes - bewusstlos geschlagen wurde. Der Schädel enthält eine leicht eingedrückte Stelle, die darauf schliessen lässt. Gestorben ist er daran nicht. Zum Tode führte ein Hals-Brust-Stich mit einem grösseren, sehr scharfen Messer. Etwa so, wie man es beim Abschlachten von Schweinen kennt.»
     
    Aemisegger musste sich setzen. Kägis Worte rissen ihn komplett aus seiner Routine heraus. Hatte er Abschlachten gesagt? Beide Kommissare starrten den Mediziner an, der in fachlich-sachlichem Ton weiterfuhr, als wäre es das Normalste der Welt. War es ja irgendwie auch, nur kam man gewöhnlich nicht mit dem Schlachtvorgang eines Tieres in Berührung. Der Fleischverzehr begann in der Regel damit, dass man im Konsumladen ein abgepacktes Stück Filet, Brust oder Kotelett kaufte und es anschliessend in die Pfanne haute, ohne das lebendige Tier noch zu erahnen. Völlig ausgeschlossen war zudem, dass der Normalsterbliche einen Schlachtvorgang in Verbindung mit dem Töten eines Menschen brachte.
     
    «Er ist geschlachtet worden wie ein Tier?»
    «Es schaut ganz danach aus. Dazu kann ich Ihnen gerne noch Genaueres sagen: d as Stechmesser wurde etwa drei Finger breit vor dem Brustbein angesetzt, und schräg nach hinten in Richtung Herz gestochen, um die dahinterliegenden Blutgefässe zu treffen, damit das Blut des Opfers ausfliessen konnte. Das konnten wir anhand der Knochen feststellen, die durch den Stich beschädigt wurden. Normalerweise, also wenn ein Schwein geschlachtet wird, schiesst das Blut im Rhythmus des Herzschlages mit Druck in dickem Strahl aus der Stichwunde. Ich gehe davon aus, dass Herr Brennwald mindestens bewusstlos war und nicht bei vollem Bewusstsein seiner Tötung zuschauen musste. Das weitere Prozedere können wir nur erahnen. Vermutlich wurde dem Opfer die Haut abgezogen, dann die Eingeweide rausgenommen, bevor er in Teilstücke zerlegt wurde. Ob ihm die Zähne
    gezogen wurden als er am Leben war oder nach seinem Tod, konnten wir bisher nicht endgültig eruieren. »
     
    «Ich fasse es nicht!» Aemisegger kratzte sich an der Schläfe.
    Köppel zeigte sich ebenfalls irritiert: «Weshalb hat der Täter den Schlachtvorgang für die Ermordung gewählt? Das muss ein extrem perverser Typ sein. Er hätte sein Opfer einfach erstechen oder erschiessen können.»
    «Darauf kann ich nichts weiter sagen. Ich würde sagen, das ist Ihr Job.»
     
    Aemisegger vereinte seine letzten Kräfte, um den Starken zu markieren. Obwohl: die Vorstellung, dass ein Mensch regelrecht abgeschlachtet worden war, erschütterte ihn. Er versuchte, es sich schön zu reden, da er den Gedanken nur schwer ertragen konnte. Auch mit der Schlachtung eines Tieres hatte er sich noch nie tiefer auseinandergesetzt. Vermutlich war er bislang einfach darum herum gekommen oder hatte die Tötung eines Tieres für seine Scheibe Fleisch im Sandwich verdrängt.
     
    Dr. Kägi unterbrach ihn in seinen Gedanken: «Von meiner Seite her sind wir fertig, mehr habe ich für den Moment nicht.
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