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Flammentochter (German Edition)

Flammentochter (German Edition)

Titel: Flammentochter (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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kleinen Hütte aus . Arvinja merkte erst, dass sie weinte, als ihre Tränen auf ihren Rock fielen und in den dunklen Stoff sickerten.
    „Meine … Schwester“, sagte sie erstickt . „Hatte sie einen Namen?“
    „ Neyra “, antwortete Daria heiser . „Dein Vater hat ihr den Namen eurer Mutter gegeben, kurz bevor ihr winziger Körper den Kampf ums Überleben aufgab .“
    Arvinja schluckte hart. „Was haben denn die Leute zu alldem gesagt ?“
    Daria schüttelte den Kopf. „ Niemand sollte erfahren , was wirklich passiert war . Auch nicht, dass deine Mutter Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Das Grab deiner Mutter hinter dem Haus ist in Wirklichkeit das deiner Schwester. Unser Dorf Telgar , wie es heute ist, existiert erst seit etwa fünfzehn Jahren . Davor standen in dieser Gegend nur ein paar Hütten , die teilweise weit voneinander entfernt lagen . Es war üblich, dass man Tote sofort b egraben hat . A ußer deiner Mutter gab es ohnehin weit und breit niemanden mit medizinischen Kenntnissen. “
    Arvinja fühlte sich, als hätte ihr jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. „ Was ist mit Mutters Sachen?“, fragte sie nach einer Weile. „ Sie hatte doch bestimmt Aufzeichnungen von den Pflanzen und Kräutern ?“
    Daria senkte den Kopf. „Dein Vater bat mich, alles zu verbrennen. Er hat gewusst , dass du die Gabe der Feuermagie und das Interesse für die Heilkunde erben würdest und wollte um jeden Preis verhindern, dass die Aufzeichnungen in deine Hände geraten .“
    Arvinja stieß ein ersticktes Geräusch aus . In diesem Augenblick war ihr , als wäre ihre Mutter gerade eben ein zweites Mal gestorben.
    „Wie konntet ihr nur? Alles was mir von ihr geblieben ist, habt ihr vernichtet!“ Sie sprang so heftig auf , dass ihr Stuhl umkippte und wollte davonlaufen, doch ihre Großmutter hielt sie am Arm zurück.
    „Warte, kleine Blume! Bitte warte doch!“ Sie blickte Arvinja eindringlich an und schien einen Moment zu überlegen. Dann seufzte sie schwer und schüttelte den Kopf. „Dei n Vater wird nie wieder mit mir reden, wenn er erfährt, was ich jetzt tue.“
    Arvinja hielt inne und sah sie fragend an. „Was meinst du damit?“
    „Warte hier “ , wiederholte Daria. Sie verschwand in ihre r Schlaf kammer und kehrte kurz darauf mit einem in Stoff eingewickelten Päckchen zurück. Sie trat auf Arvinja zu und entfernte den Stoff. Zum Vorschein k am ein in Leder gebundenes Buch. Z ärtlich strich sie mit den Fingern darüber, ihre Lippen bebten. „Ich habe kein Recht, dir das hier länger vorzuenthalten.“ Sie hielt Arvinja das Buch hin. „ Das Tagebuch deiner Mutter.“
    Arvinja schoss das Blut in den Kopf , in ihren Ohren begann es zu rauschen.
    „ M ein Gott …“, flüsterte sie ehrfürchtig, während sie das Buch mit zitternden Händen entgegen nahm.
    „Ich habe ihre Aufzeichnungen über die Pflanzen aus dem Schimmerwald und die Zubereitung der Heilmedizin verbrannt“, sagte Daria schuldbewusst, „aber bei ihrem Tagebuch habe ich es nicht fertiggebracht.“ Sie sah auf und blickte Arvinja mit traurigen Augen an. „Ich habe es nie gelesen. Es ist ihr Vermächtnis an dich und es ist das Einzige, was ich dir von ihr geben kann .“
    Arvinja presste das Buch gegen ihre Brust und fühlte sich das erste Mal in ihrem Leben ihrer Mutter nah.
    „Oh , Großmutter!“ Nun konnte sie doch nicht mehr an sich halten und zog Daria mit dem freien Arm an sich. Sie küsste sie so oft auf die Wange , bis sie atemlos protestierte.
    „Willst du deine alte Großmutt er umbringen?“, lachte Daria müde . „Aber um eines bitte ich dich: Lass es hier bei mir. Du kannst jederzeit vorbeikommen und darin lesen, aber nimm es nicht mit nach Hause zu deinem Vater.“
    Arvinja nickte, währen d sie mit der Handfläche liebevoll über den Einband des Tagebuchs fuhr .
    „In Ordnung . Ich danke dir so sehr. Du weißt gar nicht, was das für mich bedeutet“, antwortete sie, während ihr schon wieder Träne n über die Wange lief en .
    „ Oh doch, ich weiß es. Und jetzt ist Schluss mit der Heulerei“, schalt Daria lächelnd. „ Heute ist dein Geburtstag. Ich mache uns nochmal einen Tee. Ich denke, den können wir jetzt gebrauchen. “
     
     
     
    ****
     
    Während Großmutter in der Küche beschäftigt war, setzte sich Arvin ja wieder an den Tisch und schlug die erste Seite des Tagebuchs auf. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, ehrfürchtig schwebten i hre Fingerspitzen über den verschnörkelten Buchstaben
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