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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Sand war so weiß wie ein zermahlener Diamant, und ich sah Bootsie nach, die tief in die Schluchten aus Feuerkorallen hineinschwamm. Die scharfen, stacheligen Nester der Seepferdchen und die dunklen, dreieckigen Konturen der Stachelrochen schienen sie nicht zu stören. Kleine, bläuliche Makrelen belagerten ihren sonnengebräunten Körper förmlich; dann machte sie eine schnelle Bewegung mit den Flossen, die das Wasser unter ihr mit Sand trübte, und sie zerstreuten sich wie ein abrupter Schauer winziger Rasierklingen.
    Minos konnte die DEA dazu überreden, mir das Boot zu ersetzen, das ich südlich von Cocodrie verloren hatte, und er sagte, daß die DEA letztlich ganz zufrieden gewesen war mit der Arbeit, die ich für sie getan hatte, denn Tony war weg, und der Mann, der an seine Stelle getreten war, einer von den Jungs aus Houston, hatte offensichtlich schon die ganze Zeit über eine Affäre mit Tonys Frau gehabt. Sie verbrachten einen guten Teil ihrer Zeit damit, in aller Öffentlichkeit heftig zu streiten. Einmal bewarfen sich sogar gegenseitig mit Drinks.
    Aber meine Schulden sind abgezahlt, und ich habe dem Gesetzesdienst entsagt, zumindest vorübergehend. Bootsie und ich führen den Bootsverleih und den Köderladen am Bayou. Wir grillen Hühnchen und Würstchen für Fischer, die tagsüber unterwegs sind, und wir fischen selbst draußen in den langen, grünen Wogen des Golfmeers Shrimps mit Netzen. Es ist immer noch Winter, aber für uns in South Louisiana ist der Winter nur ein kurzes Intermezzo das schnell wieder vergeht. Selbst wenn der Himmel schwarz ist vor lauter Enten und es in den Eichen und Zypressenästen am Bayou entlang vor Rotkehlchen nur so wimmelt, gilt das eigentliche Augenmerk doch den rosa Knospen in den dunkelgrünen Blättern der Kamelienbüsche, den Azaleen und dem Flammenhibiscus, die auch in dieser Jahreszeit in Blüte stehen. Das Leben in South Louisiana ist ein Fest, und ich bin mittlerweile alt genug, um mir nicht mehr mit eitlen und unnötigen Gedanken über die eigene Sterblichkeit das Gehirn zu zermartern. Ich habe auch aufgehört, mein Leben – und, was das betrifft, auch die Ewigkeit – willkürlich und gewaltsam mit Kalender und Uhr messen zu wollen.
    Es gibt Abende, da schließe ich den Köderladen, und die Schulter tut mir weh, weil ich so viele Kisten Jax- und Pearl-Bier geschleppt habe, da bewegt der Wind das Moos auf den abgestorbenen Zypressen im Marschland und bläst rote Aschepartikelchen von einem niedergebrannten Zuckerrohrfeld in den dunkler werdenden Abendhimmel. In solchen Augenblicken denke ich an Voodoo-Zauber und gris-gris -Talismane. Ich denke an Tony und Paul, Kim und Clete, Dorothea, Tee Beau und Tante Lemon, selbst an den alten Jess Ornella, und ich lausche dann fast ehrfürchtig in völliger Ruhe dem Rhythmus meines Herzens. Dann sehe ich Bootsie und Alafair, die von der erleuchteten Veranda herunterkommen, um mich zum Abendessen zu holen. Sie laufen Hand in Hand durch die Pecanbäume, und ich schließe ab, und Bootsie und ich gehen denselben Weg wieder zurück. Alifair schaukelt zwischen unseren Armen, und unsere disparaten Schatten verschmelzen unter dem aufgehenden Mond ausgelassen ineinander, bis sie eins sind.

Copyright dieser Ausgabe © 2013 by Edel eBooks,
einem Verlag der Edel Germany GmbH, Hamburg.

Copyright der Originalausgabe © 1990 by James Lee Burke.
    Die Originalausgabe erschien unter dem Titel "A Morning for Flamingos" bei Little, Brown and Company.
    Ins Deutsche übertragen von Oliver Huzly

Covergestaltung: Agentur bürosüd°, München
    Konvertierung: Datagrafix
    Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.
    ISBN: 978-3-95530-289-4
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