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Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Titel: Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Lesley Ann White
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gemerkt, was geändert werden muss?«
    »Testimonials kürzen, Statistiken animieren und Fotos einbauen«, antwortete ich stakkatohaft.
    Katja nickte. »Ich werde mir einen leichten Lunch gönnen. Sie haben dafür sicher keine Zeit.« Sie stöckelte elegant in Richtung der gedeckten Tische im hinteren Teil des Raums, hob die rechte Hand leicht an und sagte über die Schulter: »Wir sehen uns in Mahé«.
    Ich starrte auf den Teppichboden vor mir und versuchte, mich zu beruhigen. Die Arbeit der vergangenen Nacht war für die Katz gewesen, denn gestern Abend hatte sie mich angewiesen, genau das Gegenteil von dem zu tun, was sie jetzt anordnete. Noch vor ein paar Stunden sollte ich die Testimonials erweitern, weil sie »in dieser Kürze ohne jede Aussagekraft wären«, jegliche Animation aus den Statistiken entfernen, denn »diese Präsentation ist doch kein Kindergeburtstag, wo der Zauberer das Kaninchen aus dem Hut holt« und die Fotos eliminieren, weil »wir da ja auch gleich ein paar niedliche Kätzchen über den Bildschirm springen lassen können.« Schikane, nichts als Schikane, dachte ich und mir schossen die Tränen in die Augen.
    »Darf ich?«
    Ich schaute auf und sah in das freundlich lächelnde Gesicht eines älteren Herren, der sich leicht in meine Richtung verbeugte. Ich schluckte, wischte die Tränen aus den Augenwinkeln und nickte.
    »Oh, oh«, sagte er. »Da bin ich ja wohl gerade zur rechten Zeit gekommen.«
    Ich schniefte und schämte mich sofort für dieses völlig unpassende Verhalten. Ich verstand nicht, was er meinte und er las diese Frage anscheinend aus meiner Mimik. »Ich bin ein sehr guter Seelentröster, müssen Sie wissen. Manche sagen, ich sei der beste der Welt.«
    Er lachte und seine Augen verengten sich dabei zu Schlitzen, aus denen pure Freude blitzte. »Am besten beginnen wir die Therapie mit einem leichten alkoholischen Getränk. Champagner oder Aperol Spritz?« Er musterte mich kurz und gab die Antwort selbst: »Sie sind eindeutig der Champagnertyp.«
    Ehe ich abwehren und sagen konnte, dass ich jetzt auf keinen Fall Alkohol trinken könnte, denn ich hatte noch zu arbeiten, war er aufgestanden und Richtung Büfett gegangen, wo er lächelnd bei einer Mitarbeiterin die Bestellung aufgab. Ich schätzte ihn auf Anfang sechzig. Für sein Alter hatte er sich erstaunlich gut gehalten. Er war schlank und groß und trug einen nicht in die Jahreszeit passenden, beigefarbenen Sommeranzug. Sein helles Haar hatte er auf Stoppellänge gekürzt, der Bart dürfte vor zwei oder drei Tagen zuletzt geschnitten worden sein. Irgendwie passte er nicht in diesen von offensichtlich zur Schau getragener Wichtigkeit geprägten Raum, andererseits bewegte er sich hier so selbstverständlich, als wäre es alltäglich für ihn. Zwei langstielige Champagnergläser in der Hand kam er lächelnd auf mich zu, gefolgt von der Mitarbeiterin, die ein Tablett balancierte. »Ich habe mir erlaubt, ein paar Kanapees zusammenzustellen, Sie sehen hungrig aus.« Die Serviererin stellte ein halbes Dutzend Tellerchen mit verführerisch aussehenden Häppchen auf den Tisch. Ich griff nach einem Lachsschnittchen und schob es mir gierig in den Mund.
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte mein Gegenüber lachend. »Wenn es eine althergebrachte Weisheit gibt, die mir nach all den Jahren zutreffend erscheint, dann die, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalten.«
    Er prostete mir zu und ich trank einen Schluck des prickelnden Schaumweins, ohne mir Gedanken zu machen, dass die kleinste Menge Alkohol reichte, mich arbeitsunfähig zu machen. Das Getränk schmeckte wunderbar und ich nahm einen zweiten Schluck.
    »Liebe oder Job?«, fragte er und ich verstand nicht, was er meinte.
    »Was hat dazu geführt, dass Sie hier alleine in dieser Flughafenlounge sitzen und die Tränen nicht zurückhalten können? Nach meiner Lebenserfahrung gibt es nur zwei Dinge, die hübsche, junge Frauen wie Sie zum Weinen bringen. Männer oder Arbeitsbedingungen.« Er schaute mich lächeln an, legte den Kopf ganz leicht schief, was ihm ein jungenhaftes Aussehen gab, und ergänzte: »Oder beides.«
    »Der Job«, sagte ich und wunderte mich, dass ich auf diese an sich unverschämte Frage antwortete. Er hatte irgendetwas, dass mir Vertrauen einflößte. Das passierte mir bei Männern kaum, normalerweise war ich stets auf der Hut und vermutete hinter jeder maskulinen Freundlichkeit einen Anmachversuch. Oft genug war ich auch bestätigt worden. Lag es an
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