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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Autoren: Robin Hobb
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sich zärtlich an mich zu schmiegen. Ihr Duft war der Duft der Wiesenblumen, und ihr Mund schmeckte nach Honig. Den Schmerz dieser Träume spürte ich beim Erwachen, als ich begriff, dass ich diese Frau für immer verloren hatte, verloren an einen anderen. Nachts saß ich vor dem Herdfeuer und schaute in die Flammen. Ich versuchte, nicht an kalte Steinmauern zu denken und auch nicht an dunkle Augen voller Tränen und einen süßen Mund, den bittere Worte hart gemacht hatten. Ich schlief nicht. Ich wagte nicht einmal, mich niederzulegen. Und Burrich ließ mich gewähren.
     
    Eines Tages besuchte Chade uns wieder. Er hatte seinen Bart wachsen lassen und trug einen breitkrempigen Hut wie ein Hausierer, trotzdem erkannte ich ihn. Als er kam, war Burrich nicht zu Hause, aber ich ließ ihn ein. Ich wusste nicht, was ihn herführte. »Willst du Branntwein?«, fragte ich, weil ich dachte, das könnte der Grund sein. Er musterte mich aufmerksam, und ein schattenhaftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Fitz?« Sein Blick forschte in meinem Gesicht. »Soso. Wie geht es dir?«
    Da ich darauf keine Antwort wusste, blickte ich ihn nur schweigend an. Chade packte sein Bündel aus. Zum Vorschein kamen Gewürztee, Käse, geräucherter Fisch und Päckchen mit Kräutern, die er in einer Reihe auf dem Tisch aufstellte. Aus einem ledernen Beutel holte er eine gelbe Kristallkugel hervor, groß genug für eine hohle Männerhand, dann eine flache Schale, die innen blau glasiert war. Er hatte sie auf den Tisch gestellt und mit klarem Wasser gefüllt, als Burrich kam. Burrich war angeln gewesen und brachte auf einer Schnur aufgefädelt sechs kleine Fische mit. Es waren Flussfische, keine Meeresfische. Sie waren schlüpfrig und glänzten. Er hatte sie bereits ausgenommen.
    »Du lässt ihn neuerdings allein?«, fragte Chade Burrich, nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Es geht nicht anders. Ich muss für unser Essen sorgen.«
    »Dann vertraust du ihm?«
    Burrich wandte den Blick ab. »Ich habe eine Menge Tiere ausgebildet. Einem Tier beizubringen, dass es tut, was man ihm befiehlt, ist nicht dasselbe, wie einem Menschen zu vertrauen.«
    Burrich kochte die Fische in einer Pfanne, und anschließend aßen wir. Dazu gab es den Käse und den Tee. Dann, während ich die Pfanne und das Geschirr abwusch, setzten sie sich hin, um miteinander zu reden.
    »Ich will es mit den Kräutern versuchen«, sagte Chade zu Burrich. »Mit dem Wasser oder mit dem Kristall. Egal was. Ich glaube allmählich, was wir haben, ist doch nur eine leere Hülle.«
    »Nein«, antwortete Burrich ruhig. »Lass ihm Zeit. Ich glaube nicht, dass die Kräuter gut für ihn sind. Bevor... bevor er sich veränderte, war er zu abhängig von den Kräutern geworden. Zum Ende hin war er ständig krank oder kurz vor dem Zusammenbruch. Dazu erschöpften ihn die ständigen Kämpfe und seine Aufgabe, für Veritas und Listenreich des Königs Mittler zu sein. Dann griff er zu Elfenrinde, statt sich Ruhe zu gönnen. Er hatte einfach vergessen, wie man sich ausruht und dem Körper Zeit gibt, neue Kräfte zu sammeln. Ihm fehlte die Geduld. In jener letzten Nacht - du hattest ihm Carrissamen gegeben, nicht wahr? Fuchsrot sagte, sie hätte so etwas im ganzen Leben noch nicht erlebt. Ich glaube, es wären ihm mehr Leute zur Hilfe geeilt, wenn er ihnen nicht solche Angst eingejagt hätte. Der arme alte Blade dachte, er wäre toll geworden. Er hat sich nie verziehen, dass er ihn niederschlagen musste. Ich wünschte, man könnte ihn wissen lassen, dass der Junge nicht wirklich gestorben ist.«
    »Es war keine Zeit, um wählerisch zu sein. Ich gab ihm, was zur Hand war. Woher sollte ich wissen, dass er von Carrissamen den Verstand verliert?«
    »Du hättest dich weigern können, ihm etwas zu geben«, entgegnete Burrich ruhig.
    »Das hätte ihn nicht aufgehalten. Erschöpft wie er war, hätte er sich besinnungslos in den Kampf gestürzt und wäre auf der Stelle getötet worden.«
    Ich stand auf und setzte mich vor der Feuerstelle auf den Boden. Burrich schaute nicht herüber. Ich legte mich hin und streckte mich. Gut. Ich schloss die Augen und genoss die Wärme des Feuers an meiner Flanke.
    »Steh auf und setz dich auf den Stuhl«, sagte Burrich. Ich seufzte, aber ich gehorchte.
    Chade sah mich nicht an, Burrich setzte das Gespräch fort. »Ich halte es für das Beste, alles von ihm fernzuhalten, was ihn beunruhigen könnte. Er braucht nur Zeit. Manchmal erinnert er sich. Und dann sperrt er sich
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