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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Autoren: Robin Hobb
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greifen... und falls es dann überhaupt noch ein Königreich der Sechs Provinzen gibt, um darin zu herrschen. Veritas. Inzwischen wünschte ich, er wäre nicht ausgezogen, um die Uralten zu suchen. Solange er hier und am Leben war, sahen wir uns den Korsaren wenigstens nicht gänzlich schutzlos ausgeliefert. Bald schon aber wird es Frühling, und nichts steht zwischen uns und den Roten Schiffen...«
    Veritas. Ich zitterte vor Kälte. Ich versuchte, die Kälte zu verdrängen. Aber sie kam zurück, und ich verdrängte sie erneut und hielt sie von mir fern. Nach diesem kurzen Moment atmete ich tief ein.
    »Wenigstens das Wasser?«, fragte Chade Burrich, und ich bemerkte, dass sie weitergeredet hatten, während ich abwesend gewesen war.
    Burrich zuckte die Schultern. »Was kann es schaden. Hat er früher schon im Wasser wahrgesehen?«
    »Ich habe ihn nie auf die Probe gestellt. Ich bin davon ausgegangen, dass er es kann, wenn er es versucht. Er besitzt die Alte Macht und die Gabe, weshalb sollte er nicht fähig sein wahrzusehen?«
    »Nur weil jemand fähig ist, etwas zu tun, heißt das nicht, dass er es auch tun sollte.«
    Ihre Blicke trafen sich. Schließlich zuckte Chade die Schultern. »Möglicherweise kann ich mir in meinem Gewerbe kein so empfindsames Gewissen wie deins leisten«, versetzte er steif.
    Nach einer Weile nickte Burrich widerwillig. »Nichts für ungut. Wir alle haben unserem König gedient, ganz wie es unseren jeweiligen Fähigkeiten entsprach.«
    Chade akzeptierte die Entschuldigung mit einem Kopfnicken, dann räumte er den Tisch ab, bis nur noch die Wasserschale und einige Kerzen darauf standen.
    »Komm her«, forderte er mich freundlich auf, und deshalb gehorchte ich. Er ließ mich auf seinem Stuhl Platz nehmen und stellte die Schale vor mich hin. »Schau hinein«, sagte er zu mir. »Sag mir, was du siehst.«
    Ich sah das Wasser in der Schale. Ich sah die blaue Glasur auf ihrem Grund. Beide Antworten stellten ihn nicht zufrieden. Er drängte mich, es nochmals zu versuchen, doch ich konnte ihm keine andere Auskunft geben. Er schob die Kerzen hin und her und forderte mich jedes Mal auf, erneut hinzuschauen. Schließlich sagte er zu Burrich: »Nun, wenigstens gibt er einem mittlerweile Antwort, wenn man mit ihm redet.«
    Burrich nickte, aber er schaute ziemlich entmutigt drein. »Ja. Vielleicht braucht er nur noch etwas mehr Zeit.«
    Ich wusste, sie waren fertig mit mir, und ich entspannte mich.
    Chade fragte, ob er bei uns übernachten könne, und Burrich sagte, selbstverständlich. Dann holte er den Branntwein. Er füllte zwei Becher. Chade zog meinen Stuhl an den Tisch und setzte sich wieder hin. Ich saß bei ihnen und wartete, aber sie begannen eine Unterhaltung, von der ich ausgeschlossen blieb.
    »Was ist mit mir?«, unterbrach ich sie endlich.
    Sie hörten auf zu reden und schauten mich an. »Ja, was ist mit dir?«, fragte Burrich.
    »Bekomme ich keinen Branntwein?«
    »Willst du welchen? Ich dachte, du magst das Zeug nicht.«
    »Nein, ich mag es nicht. Ich habe es nie gemocht.« Ich überlegte. »Aber es war billig.«
    Burrich starrte mich an. Chade blickte mit einem verstohlenen Lächeln auf seine Hände. Nach kurzem Zögern erhob sich Burrich, holte einen dritten Becher und goss mir ein. Eine kurze Zeit lang saßen sie da und beobachteten mich, aber da ich nichts weiter tat, nahmen sie ihre Unterhaltung wieder auf. Ich trank einen Schluck. Der Branntwein biss mir noch immer in Nase und Mund, doch er wärmte mich auch gleichzeitig von innen. Eigentlich wollte ich nichts mehr davon. Oder doch? Ich nahm einen zweiten Schluck. Er schmeckte noch immer scheußlich. Er schmeckte wie etwas, das Philia mir früher gegen Husten verabreicht hätte. Nein. Ich verdrängte die Erinnerung und stellte den Becher hin.
    Burrich schenkte mir keine Beachtung, er redete weiter mit Chade. »Auf der Jagd kommt man oft viel näher an ein Reh heran, wenn man so tut, als sähe man es nicht. Sie bleiben stehen und schauen einem entgegen und rühren sich nicht vom Fleck, solange man sie scheinbar nicht beachtet.« Er nahm die Flasche und goss mir wieder ein. Ich prustete, als der scharfe Geruch mir in die Nase stieg. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass sich etwas in mir regte. Etwas in meinem Bewusstsein. Ich spürte hinaus zu meinem Wolf.
    Nachtauge?
    Mein Bruder? Ich schlafe. Noch ist die gute Zeit zum Jagen nicht gekommen.
    Burrich starrte mich mit bösen Augen an. Ich unterbrach die Verbindung.
    Ich wusste, ich
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