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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded
Autoren: Oliver Uschmann
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eine Flasche. Seine Armmuskeln spannen sich an, als er trinkt. Stünde er jetzt im Meer und drehte sich in Zeitlupe in die Kamera, könnte man mit ihm Duschgelwerbung machen. MASCULINITY: 10 von 10.
    »Rauchen Sie eigentlich?«, frage ich ihn und Flo macht große Augen. Herr Broich setzt die Flasche ab. »Nee, habe ich nie. Auch nicht zu meiner Profizeit. Und da gab es einige, die haben geraucht und getrunken. Bekommen Millionen für ihre Arbeit als Leistungssportler und machen die Kippe an, sobald sie das Stadion verlassen.«
    »Echt?«, horcht Lukas auf. »Wer denn?«
    Herr Broich überlegt, ob er das verraten darf. Ich nehme ihm die Entscheidung ab, indem ich weiterfrage: »Können Sie Terrassensteine mit einer Kreissäge zuschneiden? Oder Baumhäuser fertig bauen?«
    »He!«, sagt Flo und haut mir auf den Unterarm. Er kann sich wohl nicht vorstellen, dass unser Sportlehrer sein neuer Stiefvater werden könnte.
    »Ich weiß nicht«, sagt Herr Broich, »probieren kann man alles.«
    Flos Brauen senken sich und werfen Schatten über seine Augen. »Essen Sie Fleisch?«, fragt er.
    Herr Broich nickt. »Klar.«
    »Alle Sorten?«
    »Sicher. Gute Proteine. Außerdem liegt es in unserer Natur. Das kommt in meinem Buch vor. Ich bin bald fertig damit.«
    Herr Broich schreibt ein Buch darüber, dass wir uns wieder wie Steinzeitmenschen verhalten sollten. Viel durch die Gegend rennen, auf Bäume klettern und nur essen, was man auch selbst jagen oder pflücken könnte. Er hat uns damals auf die Idee zur Querfeldein-Quest gebracht. Unfreiwillig. »Ich habe sogar schon Känguru gegessen«, gibt er zu.
    »Gut«, sagt Flo.
    »Gut?«, sage ich.
    Flo zieht mich und Lukas beiseite. »Ja, gut, denn somit kommt er für Mama nicht infrage. Sie ist Vegetarierin, wie ihr wisst! Ich hole mir doch keinen Lehrer ins Haus!«
    »Herr Broich ist doch cool!«, entgegne ich.
    »Ja, cool. Und dann ist er mein Stiefvater und gibt mir eine Zwei in Sport, obwohl ich so beweglich bin wie ein Sitzsack, den man ins Wasser getaucht hat.«
    »Das nenne ich mal Selbsterkenntnis«, kichert Lukas.
    »Deine Mutter will also keinen Mann, der Fleisch isst, ja? Schreib das auf, Lukas.«
    Lukas geht zu seinem Rucksack und holt den Notizblock. »Wohin geht deine Mutter denn dann essen?«, fragt er. »Zum Chinesen?«
    »Oh Gott, nein. Das ist ihr nicht teuer genug. Sie sagt, ein China-Restaurant sei für das Essen das, was H&M für die Klamotten ist.«
    »Ich fasse mal zusammen«, sagt Lukas. »Sophia Hertl will einen Mann mit mindestens 1,82 Meter, gepflegten Nägeln und perfekter Rasur, der aussieht wie Johnny Depp und die Bauchmuskeln von Taylor Lautner hat. Er darf keine Bohnen essen, nicht furzen und den Klodeckel nicht offen lassen. Schwitzen darf er nur, weil er gejoggt oder die Dachrinne sauber gemacht hat. Er muss Vegetarier sein, aber ins China-Restaurant soll er sie nicht einladen.«
    »So sieht’s aus«, sagt Flo.
    »Was deine Mutter alles will oder nicht will, das ist so anspruchsvoll, da kannst du eine Quest draus machen«, stelle ich fest.
    Lukas lacht. Flo nicht. Er sieht, dass ich gerade zwei Zentimeter wachse, weil ich mich so freue.
    »Das ist sie!«, sage ich.
    »Wer?«, fragt Lukas.
    »Das ist unsere neue Quest! Suche den perfekten Mann für Sophia. Wir machen das richtig. Nicht so halbherzig nebenbei. Bisher ist doch jeder Kerl nach spätestens einem Jahr aus dem Haus geflogen, oder?« Flo nickt. Seine Brauen hängen wieder tief, wie Regenwolken. »Und warum? Weil immer erst herauskam, welche Fähigkeiten sie wirklich hatten, als sie schon längst eingezogen waren. Das muss systematischer werden. Mit Mindestpunkten für MOOD und MIND und allem. Man muss vorher checken, ob wirklich alles so ist, wie man’s braucht.«
    Lukas legt die Hand ans Kinn. »Dann ziehen wir also los und suchen aus allen Männern, die es gibt, die aus, die passen könnten?«
    »Ja«, sage ich. »Wir greifen in den großen Pool der Figuren, die in diesem Spiel hier rumlaufen und sortieren schon mal vor. Alle Raucher weg. Alle Kleinwüchsigen weg. Alle Fleischesser weg. Und zack, zack, zack, wird die Auswahl kleiner.«
    Flo sieht zu den wehenden Weidenbüschen und hebt den Finger: »Vergiss nicht, dass sie Jacob Blacks Bauchmuskeln haben müssen.«
    Ich strahle. »Dann bist du dabei? Solange es kein Lehrer wird?«
    »Na ja«, Flo lässt den Blick von den Büschen und schaut mich an, »am liebsten hätte ich Wolfgang zurück. Aber es wäre auch schon schön, wenn mal ein
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