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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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fauchenden und kreischenden Gegenüber zu.
    »Glaubstu, kannzu, vergisses«, schnarrte der Schwarze zurück.
    »Ich habe keinerlei Absichten, was die Nachfolge von Magnifico betrifft.«
    »Schnauze!«, spuckte Garibaldi und schlug wieder zu.
    Die nächsten Minuten waren Ballett. Filou sprang und hechtete, Salto rückwärts, Purzelbaum vorwärts, versuchte zwischendrin, dem anderen zu erklären, dass der Sieg längst seiner war, und war schließlich völlig außer Atem. Die schwarze Kampfmaschine vor ihm hatte auf Vollautomatik geschaltet und ließ sich durch nichts mehr beirren. In diesem Kampf würde es nur einen Sieger geben, und der hieß, wenn das so weiterging, Garibaldi. Und Filou würde vom roten Rächer zum verdammt toten Kater mutieren.
    Wenn er leben wollte, musste er den anderen zum Zuhören zwingen. Und dafür gab es nur eine Lösung. Filou tat, als ob er aufgab, senkte den Kopf, wandte den Blick ab, zog sich langsam, ganz langsam, Pfote für Pfote zurück. Der Schwarze bauschte sich triumphierend auf, stakste ihm hinterher, ging vom Maulen und Nölen zum triumphierenden Kampfgesang über.
    Zum Verblasen der Strecke ist es noch zu früh, dachte Filou und drehte dem Schwarzen den Rücken zu. So einem schönen Ziel würde der andere nicht lange widerstehen können.
    Er spürte, wie Garibaldi hinter ihm Kraft sammelte, wie er sich duckte, sprungbereit machte. Doch Filou kam ihm um den Bruchteil einer Sekunde zuvor. Er schnellte zu einem eleganten Salto rückwärts hoch, drehte sich in der Luft und landete punktgenau im Genick des Schwarzen. Die perfekte Position für den Tötungsbiss.
    »Du hörst mir jetzt zu«, zischte er seinem Gegner ins Ohr, während er ihn mit Vorder- und Hinterbeinen umklammerte. »DU BIST CHEF. Verstanden?«
    Zur Bekräftigung zog er dem knurrenden Schwarzen die Tatze über die Ohren.
    »ICH GEHE. Kapiert?«
    Er spürte, wie Garibaldi sich unter ihm sammelte und zum Befreiungsschlag bereitmachte. Wenn der Dummkopf nicht endlich begriff, was er ihm zu sagen versuchte, gab Filou nicht mehr viel auf sein Leben. Gewiss, er war schneller und beweglicher, aber der Schwarze war stärker – und besaß genau den Killerinstinkt, der ihm selbst schon immer gefehlt hatte.
    »DU BIST SIEGER!«, brüllte er ihm schließlich ins Ohr.
    Endlich. Das wirkte. Der Schwarze entspannte sich unmerklich.
    »Was quatscht’n da?«, blubberte er.
    »Ich gehe. Du siegst. Du bist Chef. Finito«, brüllte Filou und lockerte seinen Griff, aber nur ganz leicht. Sofort spannten sich Garibaldis Muskeln wieder an. Und lockerten sich. Ganz langsam.
    »Schwör?«, fragte er.
    »Ich schwöre!« Du Torfkopf, dachte Filou und ließ sich vom Rücken seines Gegners gleiten. Äußerlich völlig cool ging er zur Kutsche hinüber und begann, an der Deichsel zu riechen, als ob ihr Duft ihm eine Geschichte aus tausendundeiner Nacht erzählte.
    Garibaldi hockte auf dem Boden und wirkte ratlos. Nach einer Weile schüttelte er sich, kratzte sich hinter dem Ohr und brummte: »Also. Dann verpiss dich auch.«
    »Wie könnte ich einer so charmanten Aufforderung widerstehen?«, flötete Filou und machte sich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam aus dem Staub.

DREISSIG
    D er Schnee wurde erst schmutzig und dann immer weniger. Filou hatte stundenlang am Straßenrand gesessen und fasziniert zugesehen, wie der Schnee sich in Wasser verwandelte, das in schmalen Rinnsalen Richtung Gully floss, wo es gurgelnd versank. Doch mittlerweile war es wieder eisig kalt, obwohl an den wenigen Stunden des Tages die Sonne schien. Filou pilgerte ruhelos durch leere Straßen und wurde immer trauriger. Er war nicht mehr Geronimo, der rote Rächer. Die Bruderschaft hatte ihn ausgestoßen, und er wäre längst aus Beaulieu vertrieben worden, wenn es nicht Winter wäre, eine Jahreszeit, in der sich die meisten Katzen verkrochen.
    Dafür schienen sich die Menschen verändert zu haben, denen er begegnete. Viele lockten ihn und versuchten, ihn zu streicheln. Beim Bäcker gab es neuerdings ein Morgenbüfett und beim Metzger eine Abendtafel. Sogar einige Hausbewohner, vor allem die Katzenbesitzer, stellten jetzt ein Extraschälchen mit Futter vor die geschlossene Katzenklappe – für all die Streuner, die es nicht so gut hatten wie ein täglich gefüttertes Haustier.
    Alles wirkte so unendlich friedlich. Aus Lautsprechern an den Straßenlaternen erklang Musik, erfreulicherweise nicht sehr laut und ohne allzu schrille Töne, die sein empfindliches Ohr
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