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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror
Autoren: Bentley Little
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geschwärzten Pergamentflocken schwebten auf die Kacheln, winzige Flämmchen züngelten noch daran, und dann war es fort - ein kleines, verkohltes Häufchen Asche, das nun zu Staub zerfiel.
    Hunt zog Manuels Messer und behielt den Versicherungsvertreter lauernd im Auge. Wenn er damit gerechnet hatte, dass sein Gegner nun ebenfalls zu Staub zerfiel, wurde er enttäuscht. Nichts dergleichen geschah. Es gab kein magisches Leuchten, kein Knistern unvorstellbarer Energien - keinerlei Anzeichen, dass sich überhaupt etwas veränderte.
    Und doch war es so.
    Und sie wussten es beide.
    Im Schlafzimmer, hinter dem Rücken des Vertreters, nahm Hunt eine Bewegung wahr. Joel und Jorge kamen aus der Küche über den Flur herbeigeeilt. Beide hielten lange Fleischmesser in der Hand. Vor Wut brüllend, stürzte Joel sich auf den Vertreter und stieß zu, das Gesicht zu einer schrecklichen Grimasse verzerrt. Doch Joels Angriff verfehlte sein Ziel - und dann fand er sich stöhnend vor Schmerz am Boden wieder.
    Hunt begriff endlich, was vor sich hing: Der Vertreter mochte zwar nicht mehr unsterblich sein, doch er stand zweifellos immer noch unter dem Schutz jeder Art von Versicherung, die man sich nur vorstellen konnte. Eine Schwachstelle in seinem Panzer zu finden - irgendetwas, das diese Kreatur übersehen oder vergessen hatte -, würde nahezu unmöglich sein.
    Doch genau das musste geschehen.
    Und zwar schnell. Innerhalb der nächsten Sekunden.
    Hunt dachte fieberhaft nach, schaute über die Schulter des Vertreters hinweg und sah Jorge, der kurz vor dem Sprung stand. »Nein!«, rief Hunt, doch es war zu spät. Jorge stürzte sich mit wilder Wut auf den Mann, der jedoch herumwirbelte und den Angreifer von sich stieß. Jorge taumelte zurück, die Waffe fiel ihm aus der Hand, und sein Schädel prallte mit hörbarem Knacken gegen das Bettgestell.
    »Hören Sie auf, Harrington!«, schrie Hunt.
    Der Blick des Vertreters zuckte zu ihm herüber. Seine Augen waren vor Wut und Entsetzen weit aufgerissen.
    Das war es!
    Sein Name.
    Namen verliehen Macht. Hunt erinnerte sich, wie der Vertreter über die Bemerkung gelacht hatte, er, Hunt, habe geglaubt, man müsse die Unsterblichkeitspolice mit Blut unterschreiben.
    Ihre Unterschrift reicht völlig. Mehr brauchen wir nicht.
    Das war alles, was sie brauchten. Kein Blut, keine Seelen.
    Nur den Namen.
    Das war es, was Del ihm hatte erzählen wollen.
    »Ralph Harrington«, sagte Hunt laut und deutlich.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«, wollte der Versicherungsvertreter wissen.
    »Ich habe ihn auf Ihrer Unsterblichkeitspolice gelesen. Bevor ich sie verbrannt habe.«
    So etwas wie Anerkennung flammte im Blick des Vertreters auf, vermischt mit namenloser Angst. »Also haben Sie es tatsächlich getan«, sagte er, und seine Stimme war mit einem Mal leise. »Sehr einfallsreich.«
    »Und ich kündige hiermit sämtliche Policen, die ich bei der Insurance Group abgeschlossen habe.«
    »Kündigen?« Der Vertreter schlug mit der Faust so wuchtig gegen das Waschbecken im Bad, dass in der Porzellanschüssel ein breiter Riss entstand.
    Hunt wich bis zur Rückwand der Duschkabine zurück, das Messer immer noch in der Hand.
    »Was glauben Sie denn, wie Sie ohne Versicherungen durchkommen wollen? Was wird Sie vor den Schrecken des Lebens beschützen? Vor der Hölle, die diese Existenz nun einmal ist? Haben Sie je darüber nachgedacht?« Das Gesicht des Vertreters war knallrot und wutverzerrt. Er trat vor, streckte die Hand bis in die Duschkabine aus und versetzte Hunt einen Schlag auf die Wange. Es schmerzte unvorstellbar. Tränen schossen Hunt in die Augen. Er hatte das Gefühl, ein Ziegelstein habe ihn getroffen. »Das ist das Problem mit euch allen!«, brüllte der Vertreter. »Ihr denkt nie einen Schritt weiter!«
    Hunt versuchte, die Schmerzen und die Schwellung seiner Wange zu ignorieren, obwohl sie so schnell größer wurde, dass er schon jetzt auf dem linken Auge kaum mehr sehen konnte. »Hören Sie zu, Harrington.«
    »HÖREN SIE AUF, MICH SO ZU NENNEN!«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes war unbeschreiblich ... unmenschlich und grotesk, voller Wut und Hass, verletzt und voller Schmerz. Seinen Namen laut ausgesprochen zu hören, schien ihm fürchterliche Qualen zu bereiten.
    »Ralph Harrington!«, rief Hunt. »Ralph Harrington!«
    Der Vertreter taumelte zurück. Er wirkte wie betäubt. Hunt wiederholte den Namen immer wieder: »Ralph Harrington! Ralph Harrington!«
    Auch Joel und Jorge, die sich aufgerappelt
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