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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition)
Autoren: Ninni Schulman
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sieht es gruslig aus«, sagte Nils und sah aus dem Seitenfenster.
    »Findest du?«
    »Ja, es sieht aus, als ob hier Trolle wohnen würden.«
    Magdalena lachte und parkte auf dem kleinen Kiesplatz.
    »Ich kann dir versprechen, dass es keine Trolle gibt«, sagte sie.
    »Das weiß ich«, sagte Nils. »Aber es fühlt sich so an.«
    Ich weiß genau, was du meinst, dachte Magdalena und machte die Autotür auf.
    »Kannst du die tragen?«, fragte Petter, der sein Auto neben das von Magdalena gestellt hatte. »Die ist sehr schwer.«
    Er reichte Nils eine halb volle Einkaufstüte. Dann warf er sich seinen Rucksack über und nahm in jede Hand eine Tüte.
    »Das geht gut, das schaffe ich«, verkündete Nils und folgte Petter, nicht ganz unberührt von der schweren Last, zur Hütte.
    Magdalena nahm die Taschen aus dem Kofferraum und folgte den beiden. Über dem Weg lagen dicke, glatte Kiefernwurzeln, und sie rutschte mehrmals fast aus.
    Trotz der Hitze der letzten Wochen war es in der Hütte feucht. Magdalena schauderte es, und sie ließ die Schuhe an, als sie in die Küche ging.
    »Ich friere«, sagte Nils und stellte die Tüte ab.
    »Wir machen gleich ein Feuer im Kamin, dann wird es besser«, versprach Petter.
    »Sieh mal, was ich gekauft habe«, sagte er und nahm eine große Tüte Marshmallows aus einer der Tüten. »Und Toblerone. Jetzt werden wir grillen.«
    Nils grinste.
    »Lecker!«, sagte er und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Womit habe ich diese beiden nur verdient?
    Als Petter wieder in ihr Leben eingezogen war, hatte sie sich große Sorgen darüber gemacht, wie es mit Nils gehen würde und ob die beiden sich verstehen würden. Die Sorge war, wie sich erwies, völlig unbegründet gewesen.
    Sie betrachtete die beiden, wie sie vor dem Kamin hockten. Petter zeigte Nils, wie er Seiten aus den Zeitungen, die neben dem Holzstapel lagen, rausreißen und zu kleinen Bällen formen sollte. Er selbst hatte ein paar Holzkloben gegeneinander gestellt. Als Nils mit seinen Papierbällchen fertig war, schoben sie die unter das Holz.
    Magdalena stiegen Tränen in die Augen.
    »Jetzt wollen wir mal sehen«, sagte Petter und riss ein Streichholz an. »Doch, das geht gut.«
    Ihr Lieben. Verschwindet bloß nie aus meinem Leben.
    »Ich kann nicht mehr«, rief Nils und warf sich rücklings vor dem Feuer auf den Boden.
    Als Abschluss der Ohnmachtsshow hob er die Beine in die Luft und ließ die Fersen auf den Boden donnern. Um den Mund herum war er braun von geschmolzener Schokolade.
    »Jetzt bin ich tot.«
    Ein paar Minuten später schlief er, den Kopf zur Seite gedreht, den Grillstecken noch in der Hand. Als Magdalena ihm notdürftig den Mund abgewischt hatte, trug Petter ihn ins Schlafzimmer.
    Sie hatten es geschafft. Während sie da vor dem Feuer gesessen und gegrillt hatten, erst Würstchen und dann Marshmallows, war sie beinahe selbst auf die Abenteuergeschichte reingefallen. Die ganze Szene hatte etwas absurd Familiäres gehabt, und sie hatte gegen ihren inneren Reflex ankämpfen müssen, alles einzureißen und zu zerstören. Warum war das so? Sowie es zu schön wurde, ging in ihrem Innern die Warnlampe an.
    Als Petter zum Sofa zurückkam, schmiegte sie sich an ihn und legte die Wange an seine Schulter. Vorsichtig schob er die Hand unter ihren Pullover und legte sie auf ihren Bauch, den er sanft streichelte.
    »Wie soll das Kind heißen?«
    »Ich habe gehört, dass es Unglück bringt, darüber zu reden«, sagte sie zu seiner Schulter gewandt.
    »Was sind denn das für Dummheiten«, schimpfte Petter. »Aber ein bisschen streicheln darf man trotzdem, oder?«
    Seine Hand fühlte sich schön warm und beruhigend auf dem Bauch an.
    Das Knistern des Feuers, das immer schwächer wurde, war nunmehr das einzige Geräusch.
    »Ich lege noch ein paar Holzscheite auf«, sagte Petter schließlich und stand auf.
    Magdalena sah ihm zu. Plötzlich wurde sie unruhig, die Gedanken verselbstständigten sich, und sie erinnerte sich mit Schaudern an das Gefühl vom Vormittag, als sie das Kuvert aufgemacht hatte.
    »Sollen wir Karten spielen?«, fragte sie. »Das bringt einen auf andere Gedanken.«
    Sie zog die lange Schublade unter dem Sofa heraus. In der rechten Ecke lag wie immer das Kartenspiel, abgegriffen und aufgequollen. Magdalena holte es heraus und mischte ein paarmal, wobei sie wegen der klebrigen Oberfläche die Karten ganz lose in der Hand halten musste.
    Die anderen alten Spiele waren auch noch da: Elfer raus, Monopoly und Backgammon.
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