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Feuerball

Titel: Feuerball
Autoren: Ian Fleming
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Wald von Fächerkorallen, der träge im Gezeitenstrom wogte. Bond verlangsamte sein Tempo und spürte, wie jemand - Leiter oder Fallon? - an seine Flossen stieß. Vorsichtig schwamm er weiter und hielt Ausschau nach dem silbrigen Wellenschlag an der Spitze des Felsens, den sie sich als Ziel gewählt hatten. Dort war es, weiter links! Er war gute sechs Meter davon abgekommen. Nun schwenkte er darauf zu, gab das Haltesignal und stieg unter dem Schutz des Felsens nach oben. Mit äußerster Vorsicht hob er den Kopf über die wirbelnden Wellen: ja, die Disco war noch da. Sie war im vollen Mondlicht viel deutlicher auszumachen und zeigte noch immer kein Lebenszeichen. Langsam überprüfte Bond die dazwischenliegende Wasserfläche. Nichts, bis auf ein paar Wellen in dem glitzernden Licht. Er glitt um den Felsen herum auf die andere Seite. Auch hier nichts. Nur das seichte Wasser - und in ungefähr 600 Meter Entfernung die Küstenlinie. Bond durchforschte die klaren Kanäle nach einer ungewöhnlichen Bewegung, nach irgendwelchen Gestalten. Nichts. Oder doch? Dort, hundert Meter weiter, im stillen Wasser zwischen den Korallen, war ein bleicher Kopf mit blinkendem Maskenglas sekundenlang an die Oberfläche gekommen, hatte kurz umhergeblickt und war sofort wieder untergetaucht!
    Bond nahm das Atemrohr aus den Zähnen, holte hastig ein paar tiefe Züge frischer Luft, schob es wieder fest zwischen die Lippen und glitt hinunter.
    Unten starrten ihm elf Männer in Erwartung seines Signals entgegen. Durch die Masken sah er die blitzenden Zähne. Die Lanze zum Angriff vorschiebend, warf Bond sich über die niedrigen Korallen.
    Jetzt hing alles von der Geschwindigkeit und dem vorsichtigen Manövrieren zwischen den gelegentlichen Bodenerhebungen ab! Die Fische stoben auseinander, und das ganze Riff schien in der Stoßwelle der zwölf voranhastenden Körper zu erwachen. Erst nach fünfzig Metern gab Bond das Zeichen zum Langsamerwerden und Ausschwärmen in die Angriffslinie. Dann schwamm er weiter, während seine vor Anstrengung schmerzenden Augen sich mühten, zwischen den gezackten Formen hindurchzusehen, die wie hinter einem Nebelschleier lagen. Jetzt! Ein Schimmer von weißem Fleisch! Wieder - und wieder! Bond gab das Angriffszeichen. Dann stürzte er sich mit vorgehaltenem Speer nach unten.
    Seine Gruppe kam von der Flanke herein. Sofort sah er, daß das ein Fehler war: die SPECTRE-Mannschaft bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorwärts. Aber als er die kleinen, rotierenden Propeller auf dem Rücken der Feinde bemerkte, wußte er Bescheid: Largos Leute trugen Preßluftzylinder zwischen den beiden Zylindern ihrer Aqualungen! Zusammen mit dem Flossenschlag ergab das im freien Wasser mindestens die doppelte Schwimmgeschwindigkeit. Hier freilich, zwischen den Korallenfelsen, und behindert durch den vom Elektroschlepper gezogenen Schlitten, war die Mannschaft nur um einen Knoten rascher als Bond und seine Leute, die jetzt auf einen Abfangepunkt zuhielten, der offensichtlich zu kurz lag. Und die Zahl der Feinde war verteufelt groß! Bei zwölf hörte Bond zu zählen auf. Die meisten trugen CO2-Gewehre und dazu Pfeilköcher am Oberschenkel. Wenn er jetzt nur unbemerkt in Speerreichweite kommen konnte!
    Dreißig Meter, zwanzig. Bond blickte sich um. Sechs seiner Leute waren fast auf Armlänge heran, die übrigen im Bogen ausgeschwärmt. Largos Leute blickten immer noch geradeaus und hatten die durch die Korallen sich nähernden schwarzen Gestalten nicht bemerkt. Jetzt aber, als Bond mit Largos Nachhut gleichzog, fiel sein Schatten auf einen hellen Sandfleck, und ein, zwei Gegner blickten sich nach ihm um. Bond stieß sich mit dem einen Fuß von einem Felsen ab, und schoß nach vorn, seinem Opfer blieb keine Zeit mehr zur Gegenwehr: Bonds Speer traf den Mann in die Seite und schleuderte ihn gegen dessen Nachbarn. Nachstoßend drehte Bond die Speerspitze in der Wunde. Der Mann ließ sein Gewehr fallen, preßte die Hände gegen den Leib und klappte zusammen. Die Gegner stoben nun nach allen Seiten auseinander, wobei ihr Tempo durch den Propellerantrieb aus den Preßlufttornistern beschleunigt wurde. Ein weiterer von Largos Leuten sackte vor Bond weg und griff nach seiner Maske: ein Stoß von Bond hatte ihm das Glas zertrümmert. Während der Mann nach oben strampelte, trat er Bond ins Gesicht. Gleichzeitig fühlte Bond, wie ihm etwas den schützenden Gummi überm Bauch zerschnitt. Er spürte Schmerz und eine Nässe, die vom Blut
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