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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein
Autoren: Diana Gabaldon
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dir untreu gewesen?« fragte ich. »Wenn ja, dann verlaß dieses Zimmer! Verlaß dieses Haus! Wie kommst du darauf, mir so etwas zu unterstellen?« Ich kochte vor Wut, und Frank setzte sich auf, streckte die Hand aus und versuchte, mich zu beschwichtigen.

    »Faß mich nicht an!« fauchte ich. »Sag mir nur, ob du wirklich glaubst, daß ich ein Verhältnis mit einem Patienten hatte, nur weil ein fremder Mann zufällig zu meinem Fenster hinaufschaut?«
    Frank erhob sich und schlang seine Arme um mich. Ich erstarrte zur Salzsäule, aber er ließ sich nicht davon beeindrucken und liebkoste meine Haare und meine Schultern so, wie ich es mochte.
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte er mit großer Entschiedenheit. Er zog mich näher an sich, und ich beruhigte mich ein wenig, wenn auch nicht so sehr, daß ich meine Arme um ihn legte.
    Nach langer Zeit murmelte er in meine Haare: »Ich weiß doch, so etwas tätest du nie. Ich wollte nur sagen, selbst wenn… es würde keinen Unterschied für mich machen, Claire. Ich liebe dich. Und was du auch tust, ich würde nie aufhören, dich zu lieben.« Er nahm mein Gesicht in beide Hände - da er nur zehn Zentimeter größer war als ich, konnte er mir ohne Schwierigkeiten in die Augen sehen - und fragte leise: »Verzeihst du mir?« Sein Atem, der schwach nach Whisky roch, hauchte mir warm ins Gesicht, und sein Mund, voll und sinnlich, war verwirrend nah.
    Ein weiterer Blitz verkündete, daß draußen das Unwetter losbrach, und gleich darauf prasselte ein ohrenbetäubender Regen auf die Schieferplatten des Daches.
    Langsam legte ich meine Hände um Franks Taille.
    »›Der Gnade Maß ist noch nicht voll‹«, zitierte ich. »›Sie träuft vom Himmel wie der milde Tau …‹«
    Frank lachte und blickte nach oben; die Flecken an der Zimmerdecke verhießen nichts Gutes, was unsere Aussichten betraf, die Nacht im Trockenen zu verbringen.
    »Wenn das eine Kostprobe deiner Gnade ist«, sagte er, »dann möchte ich nie in Ungnade fallen.« Zur Antwort donnerte es laut wie Artilleriefeuer, und wir lachten beide, wieder versöhnt.
    Erst später, während ich auf Franks gleichmäßigen tiefen Atem lauschte, begann ich mir Gedanken zu machen. Er hatte keinerlei Grund, mich der Untreue zu verdächtigen. Was aber war mit ihm? Wie er selbst gesagt hatte: Sechs Jahre waren eine lange Zeit.

2
    Der Steinkreis
    Mr. Crook holte mich, wie vereinbart, am nächsten Morgen um sieben ab.
    »Damit wir noch den Tau auf den Butterblumen sehen, was, Mädchen?« sagte er, und seine Augen glitzerten vor Altherrencharme. Er hatte ein Motorrad dabei, annähernd sein Jahrgang, das uns in die Umgebung bringen sollte. Die Pflanzenpressen waren säuberlich mit Gurten an der ungeheuren Maschine befestigt - wie ausgediente Autoreifen an einem Schleppkahn. Wir fuhren geruhsam über das stille Land, das im Vergeich zum donnermäßigen Röhren von Mr. Crooks Motorrad nur noch stiller wirkte. Der alte Herr verstand, wie ich bald entdeckte, tatsächlich viel von den Pflanzen hier. Er wußte nicht nur, wo sie zu finden waren, sondern kannte auch ihre Heilkraft und die Art, wie man sie zubereitete. Ich wünschte, ich hätte ein Notizbuch mitgenommen, um alles aufzuschreiben, statt dessen lauschte ich aufmerksam seiner brüchigen Greisenstimme und tat mein Bestes, mir die Informationen einzuprägen, während ich unsere Exemplare in die schweren Pflanzenpressen legte.
    Unweit eines Berges mit seltsam flacher Kuppe machten wir halt und nahmen einen Imbiß aus dem Picknickkorb zu uns. Grün wie die meisten seiner Nachbarn und mit den gleichen Felsvorsprüngen, wies dieser Berg eine Besonderheit auf: Ein ziemlich ausgetretener Pfad führte die eine Flanke hinauf und verschwand plötzlich hinter einer unbewachsenen Felsnase.
    Ich deutete mit einem Schinkensandwich und fragte: »Was ist da oben?«
    »Ah.« Mr. Crook warf einen flüchtigen Blick auf den Berg. »Das ist der Craigh na Dun, Mädchen. Den wollte ich Ihnen nach dem Essen zeigen.«

    »Wirklich? Gibt es da etwas Besonderes?«
    »Aye«, antwortete Mr. Crook, wollte dies aber nicht näher ausführen und sagte nur, ich würde es nachher selbst sehen.
    Ich hatte befürchtet, daß er einen so steilen Weg nicht hinaufkommen würde, doch meine Sorgen verflüchtigten sich, als ich dann hinter ihm herkeuchte. Schließlich streckte Mr. Crook seine knotige Hand aus und zog mich über die letzte Steigung nach oben.
    »Da.« Er machte eine ausladende, besitzerstolze Gebärde.
    »Ein
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