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Feuer um Mitternacht

Feuer um Mitternacht

Titel: Feuer um Mitternacht
Autoren: Boy Lornsen
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Hand zu einem kläglichen Winken, verschwand wie der Hamster in seinem Bau.
    Die Tür schloß sich.
    Tim, der gute Tim Weppler , schwankte über den Vorplatz auf die Straßenkreuzung zu. Er hatte Mühe, seinen Nachhauseweg zu finden.
    Junge, Junge — du hast aber tüchtig einen sitzen! dachte ich noch...
    Sah den glimmenden Zigarrenrest in seiner Hand. Tim rauchte nur Zigarren...
    Da! Er warf ihn weg, schaukelte weiter, drehte sich nicht um. Wußte nicht, daß seine Hand leer war.
    Ich setzte das Fernglas ab. Was nun geschah, sah ich mit bloßen Augen. Schnell ging alles — schneller, als man erzählen kann. Und doch stand die Zeit still.
    Der Stummel rollte auf der Straße; noch spielte der Wind damit...
    Dann griff die Bö zu!
    Rote Glut fuhr durch die Luft, setzte sich auf Sönderups Dach. Nahe am Giebel (wie ich Graueule einredete!), nur nicht so nah, wie ich ihm beschrieb: Ich konnte den roten Punkt deutlich sehen!
    Noch war es ein Punkt, ein feuriger Punkt auf einem großen Dach. Nicht größer als ein Markstück...
    Was unternahm ich? Kletterte ich in rasender Hast vom Baum? Sprang ich auf die Straße, um Feuer! Feuer! zu schreien?
    Nein. Das tat ich nicht. Ich blieb oben im Baum. Ich rührte mich nicht. Ich wartete. Ich saß wie angeschraubt in meiner Astgabel.
    Ich starrte auf das Dach von Peter Sönderup. Wartete... Zwei Minuten? Drei Minuten? Länger? Ich sah, wie ein glühender Punkt sich ausbreitete...
    Aus dem kleinen, roten Markstück schlüpften Flammen, regten sich, huschten hin und her. Fraßen sich ins Stroh, wuchsen, vor meinen Augen. Fraßen und wuchsen. Breiteten sich aus nach rechts und links, besonders nach oben strebten sie, zum Dachfirst hinauf...
    Noch nicht!
    Die Flammen bewegten sich schneller, wurden länger, grimmiger und wilder.
    Noch nicht!
    Die ersten erreichten den Dachfirst, fingen oben an zu tanzen. Und immer mehr kletterten hinauf, wollten mittanzen...
    Jetzt!
    Ich glitt aus Hageldorns Kastanie nach unten, blitzschnell, ließ mich von dem langen Ast auf den Erdboden fallen. Stürzte über den Steinwall, mitten durch die Heckenrosen. Der Himmel glühte schon...
    Und jetzt sprang mich die Angst an!
    Niemand in der Nähe..? Nein! Niemand. Ich war allein auf der Straße.
    Peter Sönderup! Christine! Sie würden verbrennen! Jetzt wußte ich es: Sie durften nicht verbrennen!
    Ich hämmerte an die Haustür.
    Ich fand einen Stein — irgendwo. Warf! Die Scheibe klirrte — laut! Sie mußten es hören! Mußten! Ich konnte nicht länger warten. Gleich würden sich ringsum die Fenster öffnen.
    Ja! Das Licht im Giebelzimmer ging an. Sie waren wach! Weg! Ich lief, lief, lief...
    An den Feuermelder dachte ich nicht. Das tat Tante Lene.
    Manchmal träume ich von jener Nacht. Dann laufe ich ums Leben, renne und schreie; denn Peter Sönderup droht mir mit der Faust aus einem zersplitterten Fenster. Hinter seinem Rücken sind keine Flammen — nur rot ist alles.
    Dann wache ich auf. Habe ich laut geschrien?
    Vier Minuten wartete ich, vielleicht auch fünf. Rührte mich nicht, bis es richtig brannte...
    Bin ich ein Brandstifter?
    Niemand wird davon erfahren.
    Niemand!
    Morgen treffe ich Sylvie. Es paßt gut mit der Flut. Wir werden wieder auf dem großen Stein am Süderhaff sitzen...
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