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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zwischen seinen Fingern.
    Gonny war lustlos. Müde rekelte er sich auf dem schmalen Korbstuhl. Er wußte mal wieder nicht, was er mit sich anfangen sollte.
    Mit Gonny hatte Jeff seine liebe Not. Während er lieber einen aktiven Urlaub mit seinem Freund und Kollegen verbracht hätte, bevorzugte Gonny das absolute Entspannen. Nicht ohne Grund hatten seine Kollegen daheim ihm den Spitznamen »der Penner« verliehen. Gonny besaß die zweifelhafte Begabung, mit offenen Augen seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.
    Jeff fing an, sich zu ärgern. Der Reisebüroprospekt hatte einen geschäftigen Ferienort versprochen. Das war eine einzige Lüge. Von den abgebildeten »Schönen«, fand Jeff nur die weniger hübschen »Schwestern«. Und schließlich wurde sein Freund Gonny seinem Ruf voll gerecht: er pennte.
    Der verdiente Urlaub schien sich Jeff als riesige Pleite anzukündigen.
    Nachdenklich kramte er in seiner dunkelblauen Umhängetasche und holte eine alte Tageszeitung heraus. Er las zum x-ten Mal den Artikel über Vanessa, die Hexe aus den Pyrenäen.
    So ganz glaubte er dem Tatsachenbericht nicht, aber er wollte herausbekommen, was an der Hexenstory Wahres dran war.
    Vor ein paar Wochen, als er seinen Urlaub plante, war ihm diese Zeitung in die Hände gefallen. Die Reportage hatte ihn fasziniert, und er entschloß sich, in die Heimat dieser Hexe zu reisen, um seinen Urlaub dort zu verbringen. Vielleicht würde er Näheres über Vanessa erfahren.
    Mit einem Seufzer drückte Jeff seine Zigarette aus. Dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze ging ihm auf die Nerven, genau wie das Schnarchen des Wirts. Gonny schien das alles nicht zu stören. Er fühlte sich pudelwohl.
    Jeff griff zur Bierdose, um sich den letzten Rest ins Glas zu gießen.
    Doch plötzlich floß ein Strahl Tomatensaft aus der Öffnung, und im gleichen Augenblick begann Gonny zu lachen.
    Er hatte mal wieder einen seiner üblichen Scherze verbrochen und die Dosen vertauscht.
    Jeff sah Gonny strafend an. Dann deutete er auf das Glas. »Du weißt, was das ist?«
    Gonny nickte. »Tomatensaft.«
    Jeff schob ihm das Glas herüber. »Trink.«
    Gonny schüttelte seinen großen Kopf. »Ich mag keinen Tomatensaft.«
    »Du trinkst ihn trotzdem! «
    Gonny hob die Schultern.
    »Ich warte«, sagte Jeff mit todernstem Gesicht.
    Gonnys Gesicht verzog sich. Er bewegte sein breites Kinn, als habe er einen Stein zwischen den Zähnen, den es zu knacken galt.
    Plötzlich – für Jeff unerwartet – griff er nach dem Glas und trank.
    Jeff mußte lachen. Er konnte Gonny einfach nicht böse sein.
    Gonny hob beide Arme, er sah Jeff in der alten Zeitung blättern. »Da mach dir mal keine Sorgen. Schließlich bin ich auch noch da. Ich werde die Sache in die Hand nehmen. Gonny ›der Schreckliche‹ wird furchtbar aufräumen. Ich lasse keinem eine Chance, du kannst ruhig hierbleiben. Ich schaffe sie alle. Habe ich dir eigentlich die Geschichte schon erzählt, als ich Asmodi ein Bein gestellt habe? Also das war so …«
    »Hör auf«, sagte Jeff. Er wußte, daß Gonny nicht an die Hexenstory glaubte. Sollte er sich aber deswegen verspotten lassen?
    Gonny merkte, daß er wieder einmal ins Fettnäpfchen getreten war.
    »Mein Instinkt ist untrüglich«, sagte er zur Versöhnung, »ich führe dich zu Vanessas Versteck. Es ist ganz in der Nähe, ich spüre es deutlich. Hier in dieses Gebirge ist Vanessa damals geflüchtet.« Sein »Wissen« bezog er aus derselben Zeitung wie sein Freund.
    Jeff blickte aus dem Fenster. Draußen stand sein Leihwagen, ein Renault R 20. Er hatte ihn dicht an der Hausmauer geparkt, da es dort etwas Schatten gab.
    Und plötzlich hörte er einen seltsamen Ruf.
    »Hilf mir«, klang es. »Komm! Komm zu Vanessa!«
    Jeff Harper schloß die Augen. Die Stimme klang gar nicht mal so weit entfernt, Vanessa schien sich tatsächlich in der Nähe zu befinden. Oder erlaubte sich jemand einen üblen Scherz mit ihm?
    Aber niemand kannte ihn hier.
    »Möchten Sie noch ein Bier?«
    Die Stimme des Wirts unterbrach Jeffs Gedanken. Der Mann war aufgewacht, an den Tisch getreten und hatte die Hände aufgestützt. Die schwarzen Haare auf seinen Handrücken waren dicht wie Fell.
    »Nein, ich möchte zahlen.«
    Der Wirt hob die Schultern und nannte eine Summe. »Wohl nicht viel los in dieser Gegend?« fragte Jeff, während er bezahlte.
    »Nein.«
    »Keine Touristen?«
    »Kaum. Hier ist alles zu abgelegen. Und im Ort gibt es fast nur alte Leute und Arbeitslose. Die
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