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Feuer: Roman (German Edition)

Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine unerklärlich heftige Brandserie, ich weiß«, sagte Angela ernst. »Die Stadt ist haarscharf an einer verheerenden Katastrophe vorbeigeschrammt.«
    Will stieß einen kleinen, fast verzweifelt klingenden Seufzer aus, schwankte einen Herzschlag hin und her, als sein Bein einmal mehr nachgeben wollte, und blieb stehen. »Was Georg kalt lächelnd in Kauf genommen hat in dem Glauben, meinen Willen mit Gewalt brechen zu müssen«, sagte er mit so viel Hass in der Stimme, dass er selbst darüber erschrak. Trotzdem fuhr er nicht minder heftig fort: »Es wäre diesem Idioten tatsächlich beinahe gelungen, mich und Duffy in den Wahnsinn zu treiben und damit das Drachenfeuer endgültig zu entfesseln. Und das nur, weil er glaubte, so selbst die Kontrolle über diese Urgewalt erlangen zu können!«
    Angela ging – rannte, wie sich Will in Gedanken korrigierte –noch zwei, drei Schritte weiter, erkannte dann aber offenbar, dass er beim besten Willen nicht mithalten konnte, und blieb ebenfalls stehen. Als sie sich zu ihm umwandte, lächelte sie leicht, etwas, das sie in letzter Zeit erstaunlich oft tat. »Schon außer Puste?«, fragte sie mit leichtem Spott in der Stimme.
    »Was machen wir jetzt mit unserem Wissen von dem Drachenfeuer?«, fragte Will leise zurück und ohne auf ihre Frage einzugehen.
    »Mit welchem Wissen?« Angela schüttelte den Kopf. »Es ist vorbei, Will. Das Drachenfeuer hat unsere Familie lang genug tyrannisiert. Sei froh, dass ich die Wanze in dem Geldkoffer versteckt habe und euch so folgen konnte – denn wenn ich Duffy nicht rechtzeitig befreit hätte, wäre die ganze Sache wohl anders ausgegangen. Und jetzt will ich nichts weiter, als dass Duffy wie ein ganz normaler Teenager aufwächst – und auch wir unsere Ruhe haben.«
    »Ja«, sagte Will, obwohl sich etwas in ihm bei dem Wort Ruhe zusammenzog, als wäre das etwas, was die Zukunft ganz bestimmt nicht für ihn bereithalten würde. Und plötzlich sah er sich vor einem sturmumtosten Fenster stehen und mit kleiner Kinderhand nach dem Fenstergriff greifen, eine Szene, die ihn in jungen Jahren verfolgt und immer wieder schweißgebadet in der Nacht hatte hochschrecken lassen, bis er sie schließlich irgendwann einmal fast vollständig vergessen hatte …
    Der Wolfsgesichtige schien ihn direkt anzusehen. In seinen Augen funkelte ein kaltes, gieriges Feuer.
    Nur mit Mühe gelang es Will, die Erinnerung daran zurückzudrängen, und auch daran, was danach geschehen war; sein Vater, der ihn im letzten Moment vom Fenster weggezerrt hatte und den er zuvor noch nie so aufgeregt erlebt hatte, die unheimliche Gestalt mit Wolfsamulett, die ihnen nachgesetzt war, und das Chaos und Blitzen und Donnern … »Ich muss dich hier rausbringen«, hatte ihn sein Vater förmlich angeschrien, kaum dass sie aus dem Zimmer heraus waren, die schwere Eisentür hinter ihnen ins Schloss gefallen war und seine Männer hinaus in den Garten gestürzt waren. »Du kannst nicht mehr bei mir bleiben! Ich muss dich rausbringen, um dein Leben zu schützen – und unser Geheimnis zu wahren …«
    »Es ist wichtig für mich, dass du mich in diesem Punkt verstehst«, sagte Angela so eindringlich, dass Wills Erinnerungen zerstoben, als wäre ein scharfer Windstoß in sie gefahren. »Ich will, dass Duffy ein ganz normales Teenagerleben führt.«
    Fernab von Liebe und Geborgenheit, so wie das bei mir der Fall war?, dachte Will. Die Fenrirs-Sippe hatte mit Georg nicht nur ihren Kopf verloren, sondern auch ihren wohl mit Abstand aggressivsten Vertreter, wenn das stimmte, was Angela in den letzten Wochen herausbekommen hatte, aber das hieß nicht, dass aus dieser Richtung keine Gefahr mehr für ihn oder seine Tochter drohte. »Duffy soll ein normales Leben führen«, sagte er heftig. »Da bin ich ganz deiner Meinung. Aber ich werde es anders machen als mein eigener Vater. Ich werde bei ihr bleiben und sie beschützen, wann immer es nötig sein sollte.«
    Angela warf ihm einen ganz merkwürdigen Blick zu. »Wundere dich nur nicht, wenn sie den Spieß einmal umdreht. Duffy ist etwas ganz Besonderes. Sie ist nicht nur stark und zäh …«
    »So wie du«, unterbrach sie Will spöttisch.
    »… sondern auch in der Lage, sich sehr schnell auf neue Situationen einzustellen«, fuhr Angela unbeeindruckt fort. »Oder anders ausgedrückt: Sie windet sich wie ein Aal aus jeder Gefahrensituation.«
    »Was, um Gottes willen, meinst du denn damit?«, fragte Will alarmiert.
    »Ich spreche von keiner konkreten
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