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Feuer der Leidenschaft

Feuer der Leidenschaft

Titel: Feuer der Leidenschaft
Autoren: Mary Jo Putney
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zu den erblichen Eigenschaften dieser Familie zu gehören, dachte Kenneth trok-ken. »Lebt sie denn bei ihrem Vater?«
    »Ja. Es ist bezeichnend für seinen verwerflichen Charakter, daß er sie wieder in den Schoß der Familie aufgenommen hat.«

    Kenneth mochte sich dieser Meinung nicht anschließen. Ein Mann, der seine einzige Tochter wegen einer Jugendsünde aus seinem Haus verbannt, würde in seinen Augen noch unmoralischer handeln. Doch er behielt diesen Gedanken für sich und sagte: »Logischerweise sollte doch eher die Tochter als ein Sekretär Eurem Bruder den Haushalt führen. Warum tut sie das nicht?«
    »Weil sie entweder zu faul oder nicht kompetent genug dafür ist. Ich nehme an, daß Ihr herausfinden werdet, was von beiden zutreffend ist.« Bowden erhob sich aus seinem Sessel und schenkte Kenneth ein kaltes Lächeln.
    »Schließlich bezahle ich Euch ein Vermögen dafür, das Leben meines Bruders gründlich zu durchleuchten.«
    Als Kenneth seinen Besucher dann hinausbegleitete, überlegte er, ob es draußen in der Halle nun tatsächlich schwach nach Schimmel oder eher nach Schwefel roch.
    Bevor Kenneth sich dann zum Dinner umzog, begab er sich in das Gemach seiner Schwester, um ihr die erfreulichen Neuigkeiten mitzuteilen. Sie saß am Fenster und nützte das letzte Tageslicht zum Ausbessern von Wäschestücken aus.
    Stirnrunzelnd durchquerte er den Raum und blickte in den Kamin. »Es ist eiskalt in deinem Zimmer, Beth. Du solltest besser auf deine Gesundheit achten.«
    Sie blickte von dem Kopfkissenbezug hoch, den sie gerade flickte. »Ich bin an die Kälte gewöhnt. Warum sollte ich also Geld für Kohlen verschwenden?«
    Er kniete vor dem Kamin nieder und warf ein paar Schaufeln Kohlen auf die schwache Glut. Dann nahm er den Blasebalg zur Hand, der neben dem Kohleneimer lag, und fachte die Glut binnen weniger Sekunden zu einem lodernden, wärmenden Feuer an. Dann erhob er sich wieder von den Knien und wollte ihr gerade von Lord Bowdens Besuch erzählen, als sein Blick auf ein kleines Gemälde fiel.
    »Gütiger Gott, der Rembrandt! Ich dachte, er wäre längst verkauft.«

    »Tut mir leid. Ich hätte es dir schon gestern sagen sollen, vergaß das jedoch in der Aufregung über deine Rückkehr.«
    Beth beugte sich wieder über ihre Näharbeit. »Jedesmal, wenn Hermione nach Sutterton kam, schaute sie sich im Haus nach Wertsachen um, die sie nach London mitnehmen konnte. Ich wußte, daß dieses Gemälde dein Lieblingsbild war. Deshalb vertauschte ich den Rahmen mit dem des scheußlichen kleinen Landschaftsbildes, das unten in der Halle hängt, und brachte den Rembrandt hierher in mein Zimmer. Hermione hat mich zwar einmal hier besucht, das Gemälde jedoch nicht weiter beachtet.«
    »Gott sei Dank, daß sie das nicht getan hat. Das Gemälde gehört zwar nicht zu den bedeutenden Werken des Meisters, ist jedoch mindestens ein paar hundert Pfund wert. Genug, um Hermiones Begehrlichkeit zu wecken.«
    Mit klopfenden Pulsen trat Kenneth nun vor das Stillleben mit Früchten und Blumen. Ein Laie mochte es in seinem neuen schlichten Rahmen zwar übersehen; aber das geschulte Auge eines Kunstliebhabers würde es auf den ersten Blick als das Werk eines Meisters erkennen.
    Gerührt, daß seine Schwester nicht vergessen hatte, wieviel ihm dieses Bild bedeutete, und es deshalb für ihn gerettet hatte, blickte er zu ihr hoch und wurde sich dabei wieder staunend bewußt, wie sehr sie doch ihrer Mutter ähnelte. »Gott segne dich, Beth«, sagte er leise. »Ich dachte, ich würde das Bild nie wiedersehen.«
    Sie lächelte. »Ich bin froh, daß ich dir damit einen Gefallen tun konnte.« Ihr Lächeln erlosch. »Aber wir werden das Bild bei dem Bankrott trotzdem verlieren, nicht wahr?«
    Da fiel ihm wieder ein, weshalb er zu ihr ins Zimmer gekommen war, und sagte: »Vielleicht hat sich das Blatt jetzt zu unseren Gunsten gewendet. Ein Gentleman hat mich heute nachmittag besucht und mich gebeten, etwas für ihn zu tun, das Sutterton retten könnte.«
    Beth holte geräuschvoll Luft und ließ die Nähnadel fallen.

    »Gütiger Himmel - es müßte schon eine Herkulesarbeit sein, die diesen Preis wert wäre!«
    »Es ist ein seltsamer Auftrag, und es steht mir noch nicht frei, mit jemandem darüber zu sprechen. Aber wenn alles gut geht, kann ich dich nächstes Jahr bei Hofe als Miss Wilding von Sutterton vorstellen.« Den Fragen zuvorkommend, die er nun vom Gesicht seiner Schwester ablas, setzte er hinzu: »Das Unternehmen, das ich
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