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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition)
Autoren: Liz Gallaga
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worden war. Dem dritten Mann wich er im Galopp aus und stieß dabei mit seiner ganzen Wucht in Santa Anna hinein.
    Der General konnte dem Angriff dieses Gespenstes nicht entgehen, das aus dem Nichts gekommen war, sich jetzt auf ihn stürzte und aus dem Sattel riss.
    Mit dem ganzen Gewicht seines Körpers warf David sich über den General und drückte ihn in den Staub. Als er mit seinem Säbel zu einem schweren Stoß ausholte, sah Santa Anna ihn nur aus vollkommen überraschten Augen an.
    In diesem Moment brachte der letzte der Offiziere, den David in seiner Tollkühnheit geschont hatte, seine Waffe in Anschlag und schoss. Die Kugel traf David in die Seite. Betäubt vom Schmerz, versuchte er sich aufzurichten, aber Santa Annas Mann war schon über ihm. Er bohrte David das Bajonett in den Schenkel, die Klinge ging wie durch ein Stück Butter glatt durch bis an den Knochen.
    David schrie vor Schmerz auf. Nur die Wut, die ihm in den Adern floss, verhinderte, dass er das Bewusstsein verlor, als der Mexikaner das Bajonett wieder herauszog, um ihm einen letzten Stoß zu versetzen. Gerade als der Mann ausholte, drehte David sich blitzartig um und rammte seinem Gegner mit einer einzigen und präzisen Bewegung seinen Säbel in die Brust.
    ***
    Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als David feststellte, dass er in einem Zelt auf einer Pritsche lag, wurde ihm klar, dass die Schlacht vorüber sein musste. Er hatte kaum die Augen aufgeschlagen, als eine ruhige und freundliche Stimme zu ihm sprach: «Es freut mich zu sehen, dass es Ihnen besser geht, Leutnant Parrish.»
    David brauchte ein paar Sekunden, bis sich der Nebel auflöste, der die Züge des Mannes vor ihm verschwimmen ließ.
    «Kommandant», stotterte er, als er Houston an seinem Kinngrübchen erkannte. Er versuchte sich aufzurichten, aber ein heftiger Schmerz ließ ihn aufstöhnen.
    «Ruhen Sie sich aus, Soldat.»
    Dankbar gehorchte David.
    «Und die Schlacht, Sir?», fragte er, während er sich langsam zurücklegte.
    «Wir haben gesiegt.»
    Obwohl seine Wunden wie Feuer brannten, schaffte David es, seine Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.
    «Unser Angriff war ein voller Erfolg», berichtete der Kommandant. «Das Lager der Mexikaner ist im Chaos versunken. Der Fluss hat ihnen den Rückzug versperrt, und unsere Soldaten konnten auch ihre Nachhut überrumpeln. Dem Feind war es daher nicht möglich, sich neu aufzustellen.»
    «Und unsere Männer, Sir?»
    Der Blick des Kommandanten wurde ernst. «Leider haben wir neun Kämpfer verloren.»
    «Neun …», flüsterte David mit einer Mischung aus Trauer und Ungläubigkeit. Auch wenn es ihm wie ein Wunder vorkam, dass nur neun der texanischen Soldaten in diesem Blutbad gestorben waren, schien ihm der Preis doch zu hoch.
    «Nun, bis eben fürchtete ich, es wären zehn.» Houston war sichtlich zufrieden. «Es wäre eine Tragödie gewesen, einen so wertvollen Mann wie Sie zu verlieren.»
    David wollte protestieren. «Sir, ich habe nur meine Pflicht erfüllt, nichts weiter.»
    «Was soll ich sagen, junger Mann …» Houston klopfte ihm auf die Schulter. «Sie haben mir das Leben gerettet und konnten Santa Anna an der Flucht hindern. Sonst hätte er möglicherweise eine neue Armee rekrutieren können und wäre in wenigen Monaten wieder zu einer ernsthaften Bedrohung für Texas und die Vereinigten Staaten geworden. Nur dank Ihnen sitzt dieser Mann jetzt hinter Schloss und Riegel. Und mehr noch: Wenn er je wieder in sein Land zurückkehren möchte, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die texanische Unabhängigkeitserklärung zu unterschreiben.»
    Kommandant Houstons Sieg über die Mexikaner rief eine neue Republik ins Leben und legte das Fundament dafür, dass Texas 1845, neun Jahre später, seinen kurzen Weg allein aufgeben und zum achtundzwanzigsten Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika werden würde.
    Später erfuhr David, dass er zwei Tage lang bewusstlos gewesen war. Am Morgen nach der Schlacht hatte ein Spähtrupp den an einen Baum gefesselten Santa Anna entdeckt. Neben dem General lag ein bewusstloser Leutnant des texanischen Heers sowie die toten Körper dreier mexikanischer Offiziere.
    David erinnerte sich nicht einmal mehr daran, den General gefesselt zu haben. Als er jetzt erfuhr, dass Santa Anna gefangen genommen worden war, fühlte er zum ersten Mal, seit er all die Leichen in Goliad gesehen hatte, dass eine Schuld beglichen war. Der Tod der Männer und Frauen, die im texanischen
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