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Feriengeschichten vom Franz

Feriengeschichten vom Franz

Titel: Feriengeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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Essen im Heim schmeckte gut. Bloß auf dem Kakao war immer eine Haut obendrauf! Eigentlich störte den Franz nur eines: Alles war eingeteilt! Halb acht mußte man aufstehen. Punkt acht Uhr mußte man Frühstück essen. Um neun Uhr mußte man auf die Wiese spielen gehen. Punkt zwölf Uhr war Mittagessen. Und so ging das weiter, bis zum Abend. Da mußte man Punkt acht Uhr im Bett sein und Punkt neun Uhr das Licht löschen.
    Dem Tommi und dem Eberhard gefiel das auch nicht.
    Sie gaben dem Franz recht, wenn er maulte: „Immer wird man eingeteilt!" Und eines Tages, als der Gong zum

    Mittagessen rief, legte sich der Eberhard aufs Bett, verschränkte die Arme über der Brust und sagte: „Da spiel ich nicht mehr mit!" „Ebenso!" sagte der Tommi, legte sich aufs Bett und verschränkte die Arme über der Brust.
    „Wir müssen aber essen gehen", sagte der Franz.
    „Wir müssen gar nichts", sagten der Tommi und der Eberhard. Da legte sich der Franz auch auf sein Bett. Er verschränkte die Arme über der Brust und schielte auf die Armbanduhr.

    Zwölf nach zwölf ging die Tür auf, ein Bub rief ins Zimmer: „He, essen kommen!"
    Die drei rührten sich nicht, da murmelte der Bub „Deppen" und ging weg. Der Franz blinzelte weiter auf die Uhr.
    Zwanzig nach zwölf ging wieder die Tür auf. Die Tante Olli kam herein. „Seid ihr
    krank?" fragte sie.
    „Wir sind gegen die Einteilung", sagte der Eberhard. Und der Tommi sagte: „Wir wollen nicht immer nach der Uhr!"
    Und der Franz piepste: „Weil es in den
    Ferien keine Pflicht geben soll!"
    „Wie wollt ihr's denn?" fragte die Tante Olli.
    „Locker", sagte der Eberhard.
    „Nach Lust und Laune", sagte der
    Tommi. „Spontan", piepste der Franz und war stolz darauf, so ein schönes
    Fremdwort zu wissen.
    „Ich fürchte nur", sagte die Tante Olli,
    „wenn ihr spontan, nach Lust und Laune, locker in den Speisesaal kommt, werden
    die anderen Kinder alle Schinkenfleckerln aufgegessen haben!"
    Da sprang der Eberhard aus dem Bett und raste aus dem Zimmer zum Speisesaal. Der Tommi raste hinter dem Eberhard her. Schinkenfleckerln waren die Leibspeise der beiden! „Na, und du?" fragte die Tante Olli den Franz. Der Franz blinzelte auf die Uhr. Dreißig Minuten nach zwölf Uhr war es. Der Franz dachte: Halb eins, das ist eine gute Essenszeit. Und die habe ich mir selber ausgesucht.
    Spontan und locker, nach Lust und Laune! Dann ging der Franz mit der Tante Olli in den Speisesaal und bekam die allerletzte Portion Schinkenfleckerln.

    Zwei Tage später bekam die Mama vom Franz eine Ansichtskarte. Auf der Vorderseite waren das Kinderheim und der See, auf der Rückseite stand:
    LIEBE MAMA! WIR HABEN GESTREIKT, WEIL
    WIR NICHT UM ZWÖLF ESSEN WOLLEN! WEIL
    WIR ABER UM ZWÖLF SOWIESO HUNGER HABEN, ESSEN WIR AB JETZT FREIWILLIG UM ZWÖLF!
    BUSSI FRANZ
    Wie sich der Franz rächte
    Einmal, am Abend, als sie im Bett lagen, sagte der Tommi: „Ich muß mich am Michi rächen!"
    „Warum?" fragte der Eberhard.
    „Weil der Michi gesagt hat, daß ich ein Affe bin", antwortete der Tommi.
    „Der ist selber ein Affe", sagte der Eberhard. „Der glaubt nämlich an Gespenster!"
    „Super!" rief der Tommi. „Dann werde ich ihn als Gespenst erschrecken."
    „Wie denn?" fragte der Eberhard.
    „Ich ziehe mir ein Leintuch über den Kopf", erklärte der Tommi. „Und darunter habe ich eine Taschenlampe, die leuchtet sehr schaurig durchs Leintuch durch.
    Und dann schleiche ich in sein Zimmer, zu seinem Bett und röchle, bis er munter ist!"
    Der Franz fand das gemein! Aber das sagte er nicht. Das hatte keinen Zweck.
    Der Tommi war stur, der hätte auf den Franz bestimmt nicht gehört!

    Der Franz dachte: Ich werde verhindern, daß er den armen Michi erschreckt!
    Und dann fiel dem Franz noch etwas ein. Es fiel ihm ein, daß er eigentlich allerhand Grund hätte, sich am Tommi zu rächen.
    Fast jeden Tag ärgerte der Tommi den Franz. Er legte einen nassen Schwamm
    unter seine Bettdecke.

    Er versteckte seine Hosenträger. Er nähte ihm ein Hosenbein zu. Er warf eine Plastikfliege in seinen Suppenteller. Einmal hatte er ihm sogar einen Schuh am Fußboden angenagelt! Und wenn sich der Franz darüber aufregte, sagte er bloß: „Sei kein Langweiler! Spaß muß

    sein!" Der Franz dachte: Na warte, Tommi! Wer ändern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein! Am nächsten Vormittag flüsterte der Franz dem Michi zu: „Ich muß mit dir reden, geheim! Folg mir unauffällig!" Hinter dem Haus, zwischen den
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