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Feriengeschichten vom Franz

Feriengeschichten vom Franz

Titel: Feriengeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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muß! Wenn keine Ferien sind, muß der Franz allerhand! Punkt sieben Uhr muß er aufstehen. Zehn Minuten später muß er im Bad sein. Viertel vor acht muß er aus dem Haus gehen. Punkt acht Uhr muß er in der Schule hinter seinem Pult sitzen. Dann muß er vier Stunden lang den Mund halten und darf nur reden, wenn ihn der Lehrer etwas fragt. Und so mies geht das den ganzen Tag weiter!
    Hausübung muß er schreiben. Turnzeug muß er suchen.
    Schultasche muß er einräumen. Ein Gedicht muß er lernen. Und zeitig ins Bett gehen muß er auch! Wenn keine Ferien sind, ist das Leben vom Franz schrecklich eingeteilt. Das mag der Franz nicht. Er denkt: War doch nichts dabei, wenn ich hin und wieder ein bißchen später in die Schule käme. In den ersten paar Minuten ist ohnehin nichts los! Er denkt: Würde doch nichts ausmachen, wenn ich manchmal keine Hausübung schreiben würde. Würde ich eben am nächsten Tag doppelt so viel schreiben. Ob ich jeden Tag fünf Sätze oder jeden zweiten Tag zehn Sätze schreibe, kommt auf das gleiche raus! Er denkt auch: War kein Unglück, wenn ich am Abend lang fernschauen würde. Tat ich halt in der Schule ein bißchen gähnen!
    Oft beschwert sich der Franz bei der Mama: „Warum muß ich soviel müssen?" Dann sagt die Mama: „Das sind eben deine Pflichten!"

    Manchmal sitzt der Franz in seinem Zimmer und

    murmelt verbittert: „Pflicht-Pflicht-Pflicht..." Je länger er murmelt, um so häßlicher kommt ihm dieses Wort vor.
    Für den Franz ist „Pflicht" das häßlichste Wort der deutschen Sprache.
    Wenn Ferien sind, hat auch die „Pflicht" Ferien. Der Franz kann schlafen, solange er mag. Hausübung gibt es keine. Er muß die Schultasche nicht einräumen. Am Abend darf er lange aufbleiben. Und am Vormittag kann er gähnen, soviel er nur mag.
    In den Ferien ist das Leben so, wie es 365 Tage im Jahr sein sollte!
    Wo der Franz bleibt
    Der Papa und die Mama freuen sich nicht über die Ferien vom Franz. Sie gehen zur Arbeit und haben viel weniger Urlaub, als der Franz Ferien hat. Kommen Ferien, gibt es immer das Problem: „Wer hütet den Franz?" Der Josef mag den Franz nicht hüten. Er sagt: „Der Zwerg ist mir lästig!"
    Muß er trotzdem auf den Franz aufpassen, ist er ekelhaft.
    Wenn dann die Mama von der Arbeit kommt, hockt der Franz in seinem Zimmer und weint. Darum kümmert sich die Oma in den Osterferien um den Franz und fährt mit ihm zum Kugler-Bauern. In den Weihnachtsferien nimmt die Mama Urlaub, in den Zeugnisferien der Papa. Für die Sommerferien bleiben dem Papa und der Mama dann nur noch drei Urlaubswochen. Doch die Ferien vom Franz dauern neun Wochen! Und der Franz kann nicht sechs Wochen lang, vom Montag bis zum Freitag, vom Morgen bis zum Abend, allein daheim sein. Mit acht Jahren ist man zum Alleinsein noch zu jung!
    In den sechs Ferienwochen, in denen der Papa und die Mama arbeiten müssen, kümmert sich jede Woche jemand anders um den Franz. Eine Woche ist er bei der Gabi. Eine Woche kommt die Lilli. Die ist eine Studentin. Eine Woche geht der Franz zur Tante Betti, eine Woche geht er ins Altersheim zur Oma. Und eine Woche geht er zum Eberhard Most. Der ist ein Schulfreund von ihm. Und eine Woche ist er beim Opa Pribil. Der ist kein echter Opa. Der ist ein alter Mann, der im Haus vom Franz wohnt.
    Der Franz ist gern jede Woche woanders. Bei der Gabi ist er gern, weil er die Gabi gern hat. Die Woche mit der Lilli mag er, weil die Lilli toll spielen kann. Ins Altersheim geht er gern, weil sich die alten Leute dort über seinen Besuch freuen. Bei der Tante Betti ist es schön, weil die den Franz den ganzen Tag fernschauen läßt. Zum Eberhard geht der Franz gern, weil er mit dem Spiele spielen kann, die die Gabi und die Lilli nicht mögen: Bankraub, Schiff-in-Not, Marslandung und Fliegerabsturz. Und die Woche beim Opa Pribil liebt der Franz, weil der Opa Pribil supertoll Geschichten erzählen kann.

    Wie der Franz das Problem löste
    Als das zweite Schuljahr vom Franz zu Ende ging, zwei Wochen vor den Ferien, sagte die Mama: „Der Opa Pribil zieht weg! Diesmal fällt deine Woche bei ihm aus!"
    Der Franz sagte: „Bin ich halt dafür zwei Wochen bei der Tante Betti!" Er dachte: 11 Fernseh-Programme sind auch so gut wie die Geschichten vom Opa Pribil. Die Mama sagte: „Mit der Betti klappt es auch nicht. Die bekommt erst im Herbst Urlaub!"
    Der Franz sagte: „Besuch ich eben drei Wochen die Oma!" Er dachte: Im Altersheim gibt es auch Fernsehen und Leute, die Geschichten
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