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Feindgebiet

Titel: Feindgebiet
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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nichts.«
    »Langsam, langsam, alter Knabe«, sagte Alex. »Ich hab mir mal die Auftankeintragungen angesehen. Dieses Schiff wird erst in drei Tagen von hier abheben. Wir müssen es nur wieder verschließen, durch den Draht zurück nach Hause kriechen und warten, bis es soweit ist. Können wir jetzt los?«
    Zurück durch den Draht. Zurück durch die Rieselfelder. Zurück in die nun schon drei Jahre dauernde Hölle des Gefangenenlagers.
    Sie konnten nicht zurück.
    Aber sie taten es.
     
    Sten und Alex schoben sich durch den Draht, vorbei an den Wachen, und kamen kurz vor Morgengrauen wieder in ihrer Baracke an. Sie wünschten sich nichts sehnlicher, als sich unter die schlafenden Gefangenen zu mischen und selbst noch eine Mütze voll Schlaf mitzunehmen. Statt dessen fanden sie die Gefangenen hellwach vor.
    Die Erklärung folgte rasch.
    Der Lärm, den Colonel Virunga veranstaltet hatte, um ihre Flucht zu decken, hatte Vergeltungsmaßnahmen hervorgerufen. Die Vergeltung bestand aus einem überraschenden Morgenappell, bei dem die Aufseher jeden Imperialen mittels Namen, Finger- und Porenabdruck sowie per Gesichtkontrolle überprüften. Weder Virunga noch ein anderer Gefangener konnten bei einer derartig strengen Kontrolle die Flucht geheim halten.
    Natürlich wussten die Wachen, dass Sten und Alex nicht geflohen sein konnten; das ergab schon ihre Überprüfung des Vorpostens. Daher mussten sich die beiden wohl oder übel irgendwo versteckt halten und auf einen günstigen Moment zur Flucht warten. Vielleicht gruben sie einen Tunnel.
    Es spielte keine Rolle.
    Colonel Virunga klärte Sten und Alex darüber auf, dass sie, sollten sie je wieder hier auftauchen, weggebracht würden. Zusammen mit Colonel Virunga, der mit dem Verschwinden der beiden in Verbindung gebracht wurde.
    Sten und Alex blickten einander an. Einen zweiten Versuch, das Depeschenschiff zu erreichen, würde es nicht mehr geben. Ihr nächster Aufenthalt dürfte der Bergbauplanet und damit der sichere Tod sein.
    Doch sie täuschten sich – dank der obersten Riege der Hierarchie der Tahn.

 
Kapitel 5
     
    Die siebenundzwanzig Mitglieder des Hohen Rats der Tahn sanken gelangweilt und unaufmerksam in sich zusammen, während ihr Ratssekretär wieder einmal die neuesten Gesetzgebungstitel des Tages herunterleierte.
    »… HCB Nr. 069-387. Titel: Negative Pensionen. Argumente dafür: Eine abgestufte Steuer auf garantierte Einkommen für pensionierte Staatsbeamte – nicht über 115 Prozent – wird dem Staat eine schwere Last von den Schultern nehmen und außerdem wesentliche militärische Anwerbungen nach sich ziehen. Argumente dagegen: keine.«
    Der Ratssekretär blickte nicht einmal auf, als er die Standardfrage stellte: »Gegenstimmen?« Das übliche Schweigen antwortete ihm. »Dann also einstimmig.
    Nächster Punkt. HCB Nr. 434-102. Titel: Treibstoffzuteilungen. Unterabteilung Ärztliche Notfälle. Argumente für erhöhte Zuteilung: Die Requirierung privater Rettungsfahrzeuge für militärische Zwecke ohne jegliche Kompensation erweist sich als unbotmäßige Härte für das bereits überstrapazierte zivile Gesundheitssystem. Interne Empfehlung: keine Ausweitung.«
    Wieder erfolgte die Routinefrage. Und wieder signalisierte das allgemeine Schweigen Einstimmigkeit. Auf diese Art waren die Regierungsgeschäfte hier schon seit jeher betrieben worden. Die Lords und Ladies des Hohen Rats der Tahn waren jedoch alles andere als willenlose Werkzeuge ihres Vorsitzenden Lord Fehrle. Im Gegenteil: Jedes Ratsmitglied verfügte über dezidierte Meinungen und mächtige Verbündete; ansonsten wären sie auch kaum in den Rat berufen worden.
    Dass Lord Fehrle zum Vorsitzenden gewählt worden war, beruhte auf einem heiklen Balanceakt. Er hatte über Jahre hinweg seine Position durch die Besetzung von Schlüsselpositionen ausgebaut. So war beispielsweise Lady Atago auf sein Betreiben vom Status einer Beraterin zum vollen Mitglied aufgestiegen. Selbstverständlich war sie eine große Kriegsheldin. Trotzdem hatte sie ihre Verleumder.
    Während der Sekretär weiterredete, blickte Fehrle zu Colonel Pastour hinüber. Manchmal dachte er, dass seine Entscheidung, den alten Colonel zu berufen, ein Fehler gewesen war. Es lag weniger daran, dass der Unternehmer besonders schwierig war. Er hatte lediglich eine sehr seltsame Art, arglose Fragen zu stellen, die nur sehr schwer zu beantworten waren. Wichtiger noch: Er hatte sich im Lauf der Zeit zu einer Stimme entwickelt, auf die sich
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