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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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    *
     
    Agelon starrte auf den Holographen, als sich der Diskus langsam niedersenkte. Die drei Urung’hir, die erschöpft auf dem sandigen Untergrund saßen, blickten kaum auf, als das Schiff aufsetzte, die Rampe ausfuhr und bewaffnete Orathonen herunterstürmten. Sie erhoben keine Waffe - obgleich sie welche trugen - und wehrten sich nur schwach gegen die groben Griffe ihrer Häscher, als sie aus dem Sand emporgezogen und entwaffnet wurden.
    Agelon veränderte die Einstellung. Diese zweitletzte Gruppe an Flüchtlingen hatte sich zu lange ohne Wasser und Nahrung versteckt gehalten, dieser Planet hatte sie mürbe gemacht, nachdem sie sich fast zwei Tage vor den Jägern hatten verbergen können. Wenn ihre Informationen, die sie den bereits gefangenen Rebellen entlockt hatten, einigermaßen akkurat hatten - und einige waren für einige Schlucke kühles Wasser zu jeder Aussage bereit gewesen - dann gab es jetzt nur noch eine Gruppe von Rebellen, die sie noch nicht gefaßt hatten: Nämlich jene, zu denen Nomar Benilon gehörte. Außerdem, so vermutete Cort Kosta, zählten dazu auch der befreite laktonische Agent Ghavani sowie Lento Javan, der laktonische Einsatzleiter und Sohn des Schento Jakto Javan.
    Obgleich offiziell Lento derjenige war, den sie mit größter Vordringlichkeit zu fangen trachteten, hatte Sigam Agelon vor allem seinen ehemaligen Freund Nomar im Sinn. In den vergangenen, hektischen Stunden hatte er nicht viel Gelegenheit zum Grübeln gehabt, aber in seiner Brust wohnten immer noch zwei Seelen, die seit der Enthüllung in stetem Widerstreit lagen. Eine hartnäckige Stimme in ihm wollte ihn glauben machen, daß Nomar immer noch sein alter Gefährte und Freund war, derjenige, mit dem er seit der Schulzeit alles durchgemacht hatte - nun, böse manipuliert oder getäuscht zum Rebellen geworden, aber gleichzeitig jemand, den man auf den rechten Pfad zurückbringen konnte. Die andere Stimme erinnerte ihn an die Nahaufnahme des ihm nur zu bekannten Gesichtes und an den Ausdruck, den er darin gelesen hatte. Kein Mann, der nicht von dem, was er tat, überzeugt war, blickte seinem nahenden Untergang so entgegen. Vor allem kein Mann wie Nomar Benilon. Und weil Sigam diese beiden Stimmen endlich zum Verstummen bringen wollte, trieb er sich und seine Leute noch härter an, endlich das letzte versprengte Grüppchen ausfindig zu machen. Kosta und die anderen Mitglieder des Einsatzkommandos nahmen an, daß Agelon sich rasch mit dem Preis der Gefangennahme Lentos schmücken wollte, doch für Agelon war nur einer wichtig: Nomar.
    »Wie weit sind wir?« blaffte Agelon in Kostas Richtung.
    »Die drei Gefangenen sind an Bord. Wir beginnen unmittelbar mit dem Verhör.«
    Agelon grunzte etwas, dann schlug er hart mit der flachen Hand auf die Schulter des Piloten, der unmerklich zusammenzuckte, ehe er den Schubregler nach vorne drückte. Der Diskus wirbelte Staub und Sand auf, als er sich wieder erhob und in Richtung Osten davonschwebte, der einzigen Himmelsrichtung, in der sie bisher noch nicht intensiv gesucht hatten. Dort war die Gegend besonders zerklüftet und das heiße Klima machte die Infrarotspürer tagsüber fast unbrauchbar. Doch bald würde die Nacht einbrechen, die Temperaturen fielen dann rapide innerhalb kürzester Zeit und dann würde es nichts geben - außer der kärglichen Fauna - das die Arbeitsfähigkeit der Spürer beeinträchtigte. Agelons Blick heftete sich an den Horizont, an dem der leuchtende Ball der Sonne langsam hinabsank.
    Viel zu langsam für Sigams kaum bezähmbare Ungeduld. Er spürte, wie er um seine Beherrschung kämpfen mußte. Er wollte Gewißheit. Er wollte nicht länger warten.
    Unbewußt ballte er die Fäuste.
    »Wir werden das laktonische Geschmeiß bald haben!« kommentierte Kosta in Fehldeutung der Geste. Agelon knurrte unwillig, starrte wieder auf den Holographen, als könne er ihn durch Hypnose zwingen, das Bild zu zeigen, das er sehen wollte.
    Nomar Benilon.
    Sein Freund, der Verräter?
     
    *
     
    Benilons Lippen waren aufgesprungen, eine einzige wunde Stelle. Er hatte den brennenden Schmerz mental beiseite geschoben, schon vor Stunden, und er hütete sich fast schon instinktiv, mit der Zunge zu versuchen, die Lippen zu befeuchten. Er wußte, im Gegensatz zu manch anderen, die nie eine militärische Überlebensausbildung erhalten hatten, daß der Speichel bereits Verdauungsstoffe enthielt, die für die ausgetrockneten Lippen Gift waren. Er hatte Javan im Augenwinkel
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