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Feanors Fluch

Feanors Fluch

Titel: Feanors Fluch
Autoren: J.R.R. Tolkien
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wenigstens zur Freiheit.«
    Dann, sich dem Herold zuwendend, rief er: »Sag dies zu Manwe Sulimo, dem Hohen König von Arda: Wenn Feanor Morgoth nicht besiegen kann, so zögert er doch nicht, ihn anzugreifen, und sitzt nicht müßig in Trauer da. Und vielleicht hat Eru mir ein Feuer gegeben, das stärker ist, als du ahnst. Wunden jedenfalls will ich dem Feind der Valar schlagen, daß auch die Mächtigen im Schicksalsring es mit Erstaunen vernehmen sollen. Fürwahr, am Ende werden sie mir folgen. Lebwohl!«
    So gebieterisch wurde Feanors Stimme in dieser Stunde, daß selbst der Herold der Valar sich vor ihm verneigte wie vor einem Mächtigen, ehe er schied; und die Noldor waren überwältigt. Daher setzten sie den Marsch fort, und Feanors Sippe eilte ihnen voraus, entlang der Küste von Elende: Kein einziges
    Mal wandten sie die Augen zurück nach Tirion auf dem grünen Hügel von Tuna. Langsamer und weniger entschlossen zog Fingolfins Schar hinter ihnen drein. Ihr ging Fingon voraus; mit der Nachhut aber kamen Finarfin und Finrod und viele der Edelsten und Klügsten der Noldor, und oft blickten sie sich um nach ihrer weißen Stadt, bis daß die Lampe auf dem Mindon Eldalieva sich in der Nacht verlor. Mehr als alle andern unter den Auswandernden nahmen sie Erinnerungen an das Glück, von dem sie sich abwandten, mit fort, und auch manche Dinge, die sie geschaffen, trugen sie mit sich; ein Trost und eine Bürde auf dem Weg.
    Nun führte Feanor die Noldor nordwärts, denn sein erstes Vorhaben war, Morgoth zu folgen. Überdies lag Tuna unter dem Taniquetil nahe am Gürtel von Arda, und hier war das Große Meer unermeßlich weit, während nach Norden zu das Scheidemeer schmaler wurde und das Ödland von Araman den Küsten von Mittelerde näher rückte. Als aber Feanors Geist kühler wurde und Rat annahm, da erkannte er allzu spät, daß all diese großen Scharen niemals den langen Weg nach Norden zurücklegen oder zuletzt das Meer überqueren könnten, es sei denn mit Hilfe von Schiffen; doch würde es viel Zeit und Mühe kosten, eine so große Flotte zu bauen, selbst dann, wenn die Noldor sich auf diese Kunst verstanden hätten. Er beschloß daher, die Teleri, die alten Freunde der Noldor, zum Mitkommen zu überreden; und in seiner Empörung dachte er auch, daß so das Glück von Valinor weiter vermindert und seine eigene Streitmacht gegen Morgoth vermehrt werden möchte. Er eilte also nach Alqualonde und sprach zu den Teleri, so wie er zuvor in Tirion gesprochen.
    Doch die Teleri blieben unbewegt, was er auch sagte. Wohl waren sie bekümmert, daß ihre Verwandten und alten Freunde fortgingen, doch mochten sie ihnen lieber abraten als helfen; und kein Schiff wollten sie ihnen leihen oder bauen helfen gegen den Willen der Valar. Was sie anging, so begehrten sie keine andere Heimat als die Ufer von Eldamar und keinen anderen Herrn als Olwe, den Fürsten von Alqualonde. Und Olwe hatte Morgoth nie Gehör geschenkt, noch ihn in seinem Lande empfangen, und er vertraute noch darauf, daß Ulmo und die andren Großen unter den Valar für die Schäden Morgoths Abhilfe schaffen und daß die Nacht einem neuen Morgen weichen würde.
    Da wurde Feanor zornig, denn noch immer fürchtete er den Aufschub, und hitzig sprach er zu Olwe: »Zur Stunde, da wir ihrer bedürfen, brichst du unsere Freundschaft«, sagte er. »Doch froh wart ihr über unsere Hilfe, als ihr endlich an diese Ufer kamt, mit leeren Händen, mutlose Zauderer. In Hütten am Strande wohntet ihr noch, hätten nicht die Noldor euren Hafen und eure Häuser gebaut.«
    Olwe aber antwortete: »Wir brechen keine Freundschaf t . Doch Freundesdienst kann es sein, des Freundes Wahn zu widerstehet! Und als die Noldor uns willkommen geheißen und uns Hilfe geleistet, da war es anders, als du gesagt: Im Lande Aman sollten wir wohnen für immer, als Brüder, deren Häuser Seite an Seite stehen. Doch was unsere weißen Schiffe angeht: die habt nicht ihr uns gegeben. Diese Kunst haben wir nicht von den Noldor gelernt, sondern von den Herren des Meeres; und ihre weißen Planken haben wir mit eigenen Händen gezimmert, und die weißen Segel haben unsere Frauen und Töchter gewoben. Darum geben wir sie nicht her, und sie sind uns nicht feil, für keinen Bund und keine Freundschaft. Denn ich sage dir, Feanor, Finwes Sohn, sie sind für uns, was die Gemmen für die Noldor sind: das Werk unseres Herzens, desgleichen wir kein zweites schaffen können.«
    Darauf verließ ihn Feanor und saß in
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