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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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zumindest nicht spüren. Burton bezweifelte, daß überhaupt jemand über seinen Aufenthaltsort Bescheid wußte; er selbst hatte keine Ahnung, an welcher Stelle des Flußplaneten er sich aufhielt und ob er seinem Ziel, dem mutmaßlichen Hauptquartier der Ethiker, inzwischen nähergekommen war. Er machte seinen Weg. Ging weiter und weiter und weiter. Und irgendeines Tages wurde ihm klar, daß er eine Art Rekord gebrochen hatte: Der Tod war inzwischen zu seiner zweiten Natur geworden.
    Wenn seine Rechnung stimmte, hatte er jetzt genau 777 Reisen im Suizid-Expreß hinter sich gebracht.

28
    Manchmal hielt Burton sich für einen planetarischen Grashüpfer, der mit vollem Bewußtsein in den Tod sprang, danach in einem anderen Kosmos erwachte, an einem Grashalm knabberte und mit einem Auge ständig die schattenhafte Umgebung nach einer tödlichen Gefahr absuchte – den Ethikern.
    Er hatte auf dieser reichhaltigen Wiese, die die Menschheit darstellte, an vielen Grassorten geschnuppert, einige probiert und war schließlich dann doch immer weitergezogen.
    Und es kam auch vor, daß er sich als ein Netz sah, das hie und da Musterexemplare der Menschheit aus einem großen See schöpfte. Gelegentlich gingen ihm große Exemplare ins Netz, aber die meisten waren einfache Sardinen, obwohl man von den kleinen Fischen ebensoviel – wenn nicht gar mehr – lernen konnte als von den großen.
    Das Sinnbild des Netzes gefiel ihm weniger als das des Grashüpfers, und schuld daran war die Tatsache, daß er genau wußte, irgendwo über ihm schwebte ein noch größeres, das ganz allein ihm gewidmet war.
    Mit welchen Umschreibungen man es auch ausdrücken wollte, Burton entwickelte sich zu einem Menschen, der viel herumkam. Er tauchte an unzähligen Orten auf, und bald begannen sich um sein Leben die ersten Legenden zu ranken, in denen er einmal als Burton der Zigeuner, ein anderes Mal als Richard der Wanderer, und ein drittes Mal als Ewiger Lazarus beschrieben wurde. Davon zu hören, bedrückte Burton etwas, denn es war zu befürchten, daß die Ethiker aufgrund der kursierenden Geschichten über einen geheimnisvollen Mann ihm schneller auf die Spur kamen. Vielleicht war es ihnen sogar möglich, aus seinen scheinbar ziellosen Sprüngen in die unterschiedlichsten Gebiete den Schluß zu ziehen, daß er nach etwas Bestimmtem suchte. Und das konnte böse für ihn ausgehen. Er mochte nicht daran denken, was geschähe, wenn er den letzten, alles entscheidenden Sprung hinter sich gebracht hatte und eine Gruppe bewaffneter Wächter auf ihn wartete.
    Nachdem die sieben Jahre um waren, war Burton durch die ständige Beobachtung des Sternenhimmels sowie unzähliger Gespräche mit anderen Menschen nahezu in der Lage, eine geistige Landkarte über den Lauf des allesbeherrschenden Flusses anzufertigen.
    Der Fluß war – wie er vermutete – kein Ding, das irgendwo entsprang und anderswo endete. Eher konnte man ihn mit einer Midgardschlange vergleichen; einem Geschöpf, dessen Kopf sich zwar am Nordpol befand, aber dessen Körper sich in wilden Zickzacklinien um den gesamten Globus spannte, um sich am Ende wieder in das eigene Hinterteil zu beißen. Die Quelle des Flusses lag am Nordpol und bildete einen See, und wenn man den Aussagen des Frühmenschen, der zufällig in diese Gegend verschlagen worden war, glauben konnte, hatte der dunkle Turm inmitten eines Sees in einer Nebelbank gelegen. Zwar hatte Burton diese Geschichte auch nur aus zweiter Hand, aber nachdem er in der Polregion persönlich den Titanthropen begegnet war, mochte er nicht mehr ausschließen, daß es einem dieser Giganten gelungen war, wirklich das Gebirge zu bezwingen. Und wenn es einem dieser Wesen gelungen war, das Gebirge zu durchqueren – wieso sollte er dann nicht auch dem See nahe genug gekommen sein? Das bedeutete: Wo ein Mensch einmal gewesen war, konnte auch ein zweiter hingelangen.
    Doch wie bewegte sich der Fluß bergauf?
    Seine Geschwindigkeit schien sogar dort konstant zu bleiben, wo er sich hätte eigentlich verlangsamen oder die Kraft verlieren müssen, weiterzufließen. Also mußten irgendwo Gravitationsfelder sein, die den Transport des Wasser solange übernahmen, bis er in ein Gebiet kam, wo wieder normale Bedingungen herrschten. Irgendwo – vielleicht sogar unterhalb des Flußbettes – befanden sich Anlagen, die diese Arbeit verrichteten. Die Kraftfelder mußten sich auf ein begrenztes Gebiet erstrecken, da die veränderte Erdanziehungskraft keinerlei Auswirkungen
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