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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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wurde scheinbar niemand.
                  Der Stunt war gut , schoss es mir durch den Kopf und ich erkannte endlich meine eigene Gedankenstimme. Ich war also nicht ausschließlich besessen, sondern konnte auch eigene Gedanken formulieren. Für Bescheuerte nicht anders erklärbar. Verdammt, schon wieder der andere! Zornig biss ich mir auf die Lippen und verbot mir auch nur einen weiteren gedanklichen Kommentar. Das „shut up“ hatte ja auch nichts gebracht. Dazu schien die fremde Stimme im Moment nicht so unrecht zu haben, denn die Szene wirkte nicht gestellt und die Gefahr, die von den beiden Männern ausging wurde irgendwie ... spürbar. Die beiden Männer schenkten sich aber auch wahrlich nichts. Nur zu den Waffen griffen sie nicht. Trotzdem waren sie schon nach kurzer Zeit blutverschmiert, weil die Fäuste gar so wild flogen und mit einer Wucht im jeweils anderen Körper landeten, dass es mich wunderte, wie lange sie das aushielten.
                  Schließlich blieb einer kampfunfähig liegen und musste sich wüste Schimpftiraden vom anderen anhören. Der spuckte auf ihn herab und setzte sich dann wieder auf sein Pferd. Ein letztes Grollen, dann ritt er gemeinsam mit dem Jüngeren davon und kümmerte sich kein bisschen um den Verletzten.
                  Ich hatte inzwischen zwei Fingernägel bis zum Totalschaden malträtiert. Das Geschehen hatte mich so derart gefesselt und die ungewohnte Brutalität erschreckt, dass ich nicht länger glauben konnte, dass sie nur gestellt war. Kameras gab es auch noch immer keine, obwohl ich doch jeden Moment damit rechnete, dass ein unglaublich gut getarnter Mensch aus dem Gebüsch springen würde und „CUT!“ rief. Das Dumme war nur, dass ich allmählich begriff, dass das nie der Fall sein würde und alles echt war. Du hast ja keine Ahnung wo du bist, Trantüte! Na super! Seit meinem „shut up“ wurde das fremde Wesen in meinem Kopf auch noch beleidigend.
                  Der verwundete Mann unter mir ächzte vor Schmerzen, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, ihm Hilfe zu leisten. Dafür hatte ich immer noch zu viel Angst. Viel lieber verharrte ich ganz still und wartete ab. Irgendwann würde der Mann schon verschwinden und dann könnte ich ja entlang dieses Weges, aber vielleicht nicht unbedingt auf dem Weg selbst, in die entgegengesetzte Richtung gehen. Diesen finsteren Gesellen war schließlich alles zuzutrauen, vor allem Mord und Totschlag.
                  Es dauerte für meine Begriffe eine wahre Ewigkeit, bis sich der verletzte Mann in die Höhe gerappelt hatte und sich unter ständigem Fluchen aufs Pferd zog. Glücklicherweise schaffte er es sitzen zu bleiben und ritt dann in etwas langsamerem Tempo seinen beiden Kumpanen hinterher.
                  Verwirrt blieb ich noch ein Weilchen in meinem Farnhaufen sitzen und streichelte das grüne Gemüse. Wenn diese Männer nicht gerade ein Abenteuerspiel mit verschärften Regeln durchgezogen hatten, dann war die Prügelattacke echt. Und hätte ich nicht von einem neuen brutalen Kriegsspiel gehört? Hättest du das? Herrgott, dieser ständige Nachhall in meinem Kopf begann mich fürchterlich zu nerven. Hätte ich? Wusste ich? Täte ich? Es war zum Verzweifeln, denn hier auf dem Waldboden wurde mir mit plötzlicher Deutlichkeit bewusst, dass ich nicht das Geringste wusste. Nichts über mich und auch nichts über diesen Wald oder das Land. Alles vor meinem Sturz war wie ausgelöscht, barg nur undurchdringliche Finsternis. Bis jetzt hatte ich alle Fragen zu mir und meinem Leben verdrängt, doch jetzt – durch diese nervende, fremde Stimme und das seltsame Geschehen mit den drei Männern – brachen diese Fragen mit aller Kraft aus mir heraus und überschwemmten mich mit einer Last, die mich noch mehr zu Boden zwang. Schwer atmend musste ich mich zwischen Laub und Moos hinlegen und zur Besinnung kommen. Am liebsten hätte ich laut geschrien ... um Hilfe oder wenigstens um eine Erinnerung. Denn ich wusste NICHTS. Nicht wer ich war, wo ich herkam oder wohin ich sollte. Lediglich mein Selbst spürte sich vertraut an, meine Jeans kamen mir bekannt vor, das T-Shirt ebenfalls. Ja, selbst die Tennisschuhe. Aber ich hatte nichts bei mir. Keinen Führerschein, kein Mobiltelefon, kein GPS-System. Verdammt noch einmal, wenigstens wusste ich, dass es solche Sachen gab! Trotzdem half mir das gerade nicht weiter. Nicht einmal eine Uhr hatte ich oder eben
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