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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)
Autoren: Sunil Mann
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»Denkst wohl, du könntest mit den Fotos das große Geld machen, du Schmierfink?«
    Nicht nur weil eine gegen den Kopf gehaltene Waffe freies Assoziieren beträchtlich einschränkt, fiel mir keine schlagfertige Antwort ein. Er hatte mich durchschaut. Wie es schien, hielt er mich aber für einen Journalisten. Das war zumindest ein Vorteil, wenn auch ein winziger.
    »Aber ich hab keine Angst vor euch Pressefritzen, ihr könnt mir nichts! Oder seh ich etwa eingeschüchtert aus?«
    Äußerst behutsam machte ich eine verneinende Kopfbewegung. Ich hatte immer angenommen, dass in einem Moment, in dem man um sein Leben bangt, die ganze Welt verstummt. Doch das stimmte nicht. Deutlich konnte ich das Zischen von Fett in einer Pfanne hören, das aus einem offenen Fenster ein paar Stockwerke über uns drang, fröhliches Kinderlachen an der Langstrasse vorn und eine Amsel oder sonst so ein verdammter Vogel zwitscherte, als gäbe es nichts Böses unter der Sonne. Der Welt war es scheißegal, ob man draufging oder nicht, sie drehte sich ungerührt weiter. Eine wenig tröstliche Erkenntnis, angesichts meiner momentanen Situation.
    »Los! Gib mir die Kamera!« Fontana verstärkte den Druck des Pistolenlaufs auf meine Schläfe. Ich konnte das Zittern seiner Hand deutlich spüren.
    »Ich habe keine Kamera«, log ich. Die darauf gespeicherten Bilder würden sogar einem Schwachkopf wie ihm auf der Stelle klarmachen, dass ich erstens kein Journalist und zweitens schon länger an ihm dran war. Was meine nähere Zukunft wohl eher ungemütlich gestalten würde.
    »Hältst du mich für blöd?« Er tastete mich einhändig ab und als er nichts fand, riss er meine immer noch umgehängte Tasche auf und wühlte darin herum.
    »Wo ist das verdammte Teil?« Raffi ließ die Tasche zurück auf meinen Rücken fallen und sah sich suchend um.
    Entschlossen nutzte ich die Gelegenheit, sprang auf und versuchte, meinem Widersacher die Waffe aus der Hand zu schlagen. Dieser reagierte jedoch überraschend geistesgegenwärtig, was wohl mit dem eben geschnupften Koks zusammenhing, und hielt die Pistole mit eisernem Griff fest. Einen Moment lang rangelten wir keuchend um die Waffe. Körperlich war er keineswegs beeinträchtigt, wie ich jetzt endlich feststellen konnte. Aus der Nähe wirkte Raffis aus der Ferne ansprechendes Gesicht jedoch schmal, geradezu mausartig, seine Augen besaßen diesen verzehrenden Glanz des regelmäßigen Drogenkonsumenten.
    »Verdammt, gib her!«, stieß er hervor, doch ich dachte nicht daran und klammerte mich fester an den Griff der Waffe, worauf sich ein Schuss löste. Gleichzeitig ließen wir los und die Pistole krachte zu Boden. Verdutzt starrte mich der It-Boy an, während oben jemand »Gopferdammi, nicht schon wieder!« schimpfte und entnervt ein Fenster zugeschlagen wurde.
    Ich sprang auf, versetzte der Waffe einen gezielten Tritt, sodass sie unter eines der geparkten Autos auf der gegenüberliegenden Seite des Durchgangs schlitterte, und rannte los.
    Hinter mir lachte Raffi siegessicher: »Lauf nur, es wird dir nichts nützen! Ich hab mir nämlich deine verdammte Fresse gemerkt, du Scheißtürke!«
    Ich drehte mich im Laufen um und streckte den Mittelfinger hoch. »Ich bin, verdammt noch mal, kein verdammter Scheißtürke!«
    Mit hämmerndem Herzen lehnte ich mich an die Wand im Eingangsbereich meines Wohnhauses, das sich in der nächsten Parallelstraße befand, und ließ gefühlte zehn Minuten verstreichen.
    Obwohl ich sicher war, dass Raffi mit dem Koks sofort zu den beiden Damen geeilt war, wollte ich kein Risiko eingehen. Der Idiot war immerhin bewaffnet und unter Drogeneinfluss noch unberechenbarer als ohnehin.
    Mit einem mulmigen Gefühl machte ich mich schließlich auf den Weg zurück. Ich überzeugte mich davon, dass die Luft rein war, bevor ich in die Brauerstrasse einbog, doch als ich den Durchgang betrat, rieselte die Enttäuschung wie ein kalter Schauer auf mich herab. Der Geländewagen war weg, von der Kamera keine Spur. Beinahe konnte ich das hämische Ploppen hören, mit dem mein Traum vom großen Geld platzte. Zwar hatte ich in den ersten Tagen meiner Überwachung einige Fotos von Raffi auf mein Laptop kopiert, dies jedoch aus Bequemlichkeitsgründen bald sein lassen. Somit war auch der Auftrag der Versicherung flöten gegangen, für Lückenloses reichte das Material nicht ansatzweise. Ihn weiter zu observieren, konnte ich glatt vergessen, Raffi würde mich nicht nur auf der Stelle wiedererkennen, ich lief
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