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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen
Autoren: Eva Tillmetz
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Familienrekonstruktionsseminare
sind immer mehrtägig angelegt, da für die Vielzahl der Skulpturen und die intensive Arbeit mit der eigenen Familiengeschichte mehr Zeit benötigt wird. Angeboten werden unterschiedlich lange Veranstaltungen; sie dauern zwischen fünf und 14 Tage. Da sich die Auseinandersetzung nicht nur auf tiefepsychische Prozesse in der Herkunftsfamilie konzentriert, sondern auch politische und gesellschaftliche Einflüsse betrachtet werden, verändert sich immer wieder die Perspektive. Durch diesen Wechsel von Innen- und Außenansicht scheint mir die Familienrekonstruktion weniger anstrengend zu sein als ein vergleichbar langes Aufstellungsseminar.

4.1 Zehn Schritte auf der Entdeckungsreise zu Ihrer Familie
    Wenn einer eine Reise tut … Eine Entdeckungsreise über das emotionale Meer der Beziehungsinseln in das Land der Familiengeheimnisse und zu den Schatztruhen der Vorfahren will gut vorbereitet werden. Da die Route noch nicht feststeht und Sie noch gar nicht wissen, an welchen Stationen Sie wem begegnen werden, packen Sie zunächst Landkarte (Genogramm) und Proviant (Fotos, Tagebücher etc.) ein. Mit jeder neuen Etappe werden Sie weitere Reiseerfahrungen sammeln: Sie werden unterschiedlichste Überlebensstrategien kennenlernen und spannende Familiengeschichten hören. Und immer wieder werden Sie Ihr Reisegepäck der bevorstehenden Tour anpassen: zu klein gewordene Schuhe entsorgen, alte Regelwerke über Bord werfen und nährstoffhaltige Ressourcen gut im Rucksack verstauen. Sie haben in diesem Buch bereits verschiedene Reiseziele kennengelernt. Ihre Familienskulptur und Ihre Familienaufstellung werden voraussichtlich besonders beeindruckende Erlebnisse auf dieser Reise sein – darum lohnt es sich, sie besonders vorzubereiten.
    1. Ihr Ziel
    Überlegen Sie sich in einem ersten Schritt, was sich in Ihrem Leben verändern soll. Mit welchem Ziel möchten Sie eine Familienskulptur bzw. Familienaufstellung machen?
    Nehmen Sie sich ruhig Zeit dazu, sich auszumalen, wie Ihr Leben danach aussehen könnte. Formulieren Sie Ihre Wünsche bewusst positiv und konkret. (Also nicht: »Ich möchte mich dann nicht mehr ausnutzen lassen«, sondern: »Ich möchte rechtzeitig erkennen können, wann und von wem ich ausgenutzt werde« oder »Ich möchte lernen, ein klares ›Nein‹ auszusprechen.«)
    2. Ihr Genogramm
    Dazu zeichnen Sie Ihren Stammbaum auf. Eine Anleitung dazu finden Sie auf Seite 96f. Wenn Sie eher schwere oder chaotische Gefühle belasten und Sie mögliche Verstrickungen vermuten, sind folgende Fragen wichtig: Ist ein Kind früh gestorben? Hat eine Frau ihr Kind während der Schwangerschaft verloren? Welche Menschen starben im Krieg oder wurden zu der Zeit oder später vermisst? Welche traumatischen Erlebnisse wie Flucht und Vertreibung mussten Menschen in Ihrer Familie überstehen? Gab es Menschen, die jung an einer Krankheit oder bei einem Unfall starben oder sich das Leben nahmen?
    Ich meine, wenn Sie sich schon auf die Suche nach Verletzungen in Ihrer Familie machen, sollten Sie im gleichen Maße danach Ausschau halten, was in Ihrer Familie wachsen konnte: Welche glückliche Zeiten gab es? Welche Erlebnisse haben den Menschen die Kraft gegeben, auch das Schwere zu überleben? Wer war erfolgreich in Ihrer Familie? Wer zeichnete sich durch Herzensgüte, Lebenslust, Temperament etc. aus? Welche Personen sind für Sie Vorbilder? Aufgrund welcher Eigenschaften?
    3. Ihr Besuch bei Eltern und Verwandten
    Falls Ihnen Informationen über Daten und Ereignisse fehlen, nutzen Sie die Gelegenheit, um mit Familienmitgliedern in Kontakt zu treten, die Sie vielleicht schon seit Jahren nicht mehr gesehen oder gehört haben.
    Stellen Sie Ihren Eltern, Geschwistern und Verwandten offene Fragen: »Sag mal, Papa, wie hast du gelebt, als du so alt warst wieich?«, »Mama, erzähl mir bitte, wie war das, als du ein kleines Kind gewesen bist?« Fragen Sie Ihre Eltern liebevoll, mit Neugierde und innerem Interesse, dann werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit auf offene Ohren stoßen.
    Ein kleiner Tipp: Stürzen Sie sich nicht gleich auf schmerzhafte Themen. So werden Sie vermutlich das Gespräch im Ansatz ersticken: »Sag, Mama, stimmt es wirklich, dass du zwei Kinder abgetrieben hast, wie die Tante Monika mir erzählt hat?« Wenn Sie auf diese geschlossene Frage dann als Antwort erhalten, »Das geht dich nichts an«, brauchen Sie sich nicht zu wundern. Denken Sie an die alte biblische Weisheit:
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