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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Autoren: Patricia Mennen
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Luftröhre bugsieren zu können. Das war die sicherste Methode, um die oberen und tieferen Atemwege frei zu halten.
    Jella sah sich zufrieden in ihrem kleinen Reich um. Im Laufe der Jahre hatte sich aus der Arztpraxis eine richtige kleine Klinik entwickelt. Neben einem Behandlungsraum gab es noch ein kleines Labor, einen eigenen Operationsraum mit einer hellen, verstellbaren Deckenlampe sowie zwei Krankenzimmer, in denen sie schwerkranke Patienten unterbringen konnte. Ohne die Unterstützung von Fritz und ihrer zukünftigen Schwägerin Sonja wäre das alles nicht entstanden. Sorgfältig begann sie nun mit dem Einräumen der neu eingetroffenen Medikamente. Neben den Schmerzmitteln Aspirin und Pantopan hatte sie auch Morphin geordert, das sie sofort in dem verschließbaren Schrank unterbrachte, ebenso wie die Schlafmittel Allonal, das Herzmedikament Digalen und Ephedrin, von dem sie sich Linderung für den Buschmann Bô erhoffte, der unter asthmaartigen Hustenanfällen litt.
    » Ich sollte mal wieder nach Nakeshi sehen«, schoss es ihr sogleich durch den Kopf. Mit der Buschmannfrau verband sie seit vielen Jahren eine kaum zu erklärende Seelenverwandtschaft. Nakeshi nannte sie » Sternenschwester«, und tatsächlich war die aus einem so ganz anderen Kulturkreis kommende Buschmannfrau ihr in vielen Dingen näher als jede hellhäutige Freundin. Wie es ihr wohl gehen mochte? Ihre Gruppe war schon lange nicht mehr in der Gegend gewesen. Hoffentlich waren sie alle wohlauf. In den letzten Jahren hatte sich vieles geändert. Seitdem die Buren und Südafrikaner in Südwestafrika das Sagen hatten, hatten sich die Rassenunterschiede im Land noch wesentlich verschärft – und am Ende der unmenschlichen Werteskala standen die Buschmänner, die sowohl den weißen Farmern als auch den Ovambo, Herero und Damarra ein Dorn im Auge waren, weil sie sich nicht an die neu geschaffenen Grenzen hielten. Seit Tausenden von Jahren zogen die Buschmänner durch die Savanne und jagten und sammelten das, was sie notwendigerweise zum Leben brauchten. Sie kannten kein Eigentum und hatten deshalb auch gar keine Vorstellung davon, was es für die Farmer bedeutete, wenn sie hin und wieder ihr Vieh jagten oder sich für einige Zeit auf ihrem Land niederließen. Für manche Farmer waren die Buschmänner deshalb wie Freiwild. Wenn sie nicht schnell genug von ihrem Land verschwanden, zögerten sie nicht, sie selbst mit Waffengewalt zu verjagen. Andere missbrauchten die gutgläubigen Buschmänner als billige Zwangsarbeiter. Sie köderten sie erst mit einem angenehmen Leben und schenkten ihnen Alkohol. Sobald sie davon abhängig waren, zwangen sie sie, für einen Hungerlohn bei ihnen zu arbeiten.
    Wo das noch hinführen sollte! Jella seufzte. Sie verschloss den Medikamentenschrank und steckte den Schlüssel in ihre Hosentasche. Seit einiger Zeit hatte sie sich angewöhnt, Hosen zu tragen. Sie waren praktischer und bequemer als die langen Röcke.
    Ob es sich wohl lohnte, die wichtigsten Krankenakten noch einmal durchzusehen? Viel Lust hatte sie dazu nicht, denn es gab noch genügend für die vielen Gäste vorzubereiten. Allerdings ging das Wohl ihrer Patienten vor.
    Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch fiel ihr Blick durch das kleine Fenster neben der Tür. Dort entdeckte sie eine unbekannte Schwarze. Sie schien aus keinem der umliegenden Dörfer zu stammen. Die Frau wirkte ratlos und traute sich augenscheinlich nicht, ins Haus zu treten. Jella beschloss, die Krankenakten liegen zu lassen und nachzusehen. Die Fremde erschrak, als sie Jella so unvermittelt aus der Tür treten sah. Einen kleinen Augenblick lang dachte sie, dass sie vor ihr davonlaufen wollte. Sie war keine Herero, sondern schien aus einem Ovambodorf von weiter her zu sein.
    » Owe uya po! – Willkommen«, begrüßte Jella sie auf oshivambo.
    » Ou li tutu nawa? – Wie geht’s?«
    » Wa aluka – Hallo«, antwortete die Frau zögernd. Sie wagte offensichtlich nicht, ihr in die Augen zu sehen. Jella hatte das schon oft erlebt. Viele ihrer Patienten, vor allem, wenn sie von abgelegenen Orten kamen, sahen in ihr eine mächtige Medizinfrau, die durch ihren Blick heilen, aber auch verfluchen konnte. Die anfänglichen Versuche, den Menschen zu erklären, dass sie über keinerlei Zauber verfügte, hatte sie längst aufgegeben. Für die Afrikaner bedeutete eine Heilung, dass der Arzt die Geister der Ahnen beschwichtigen und so das Leid von den Kranken nehmen konnte. Was sollte sie gegen diesen
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