Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition)
Autoren: Hilary Mantel
Vom Netzwerk:
den kleinen, runden Kopf des Bauern an die Lippen. Es sieht aus, als wollte er damit gegen seine Zähne klopfen. »Wird der König das erlauben?«
    »Bruder Martin selbst würde er nicht hereinlassen. Er mag es nicht, wenn sein Name erwähnt wird. Aber Philipp ist ein einfacherer Mann, und es wäre sehr gut für uns, eine Allianz mit deutschen Fürsten begründen zu können, die das Evangelium befürworten. Es würde dem Kaiser einen Schrecken versetzen, wenn wir Freunde und Verbündete in seinem eigenen Herrschaftsbereich hätten.«
    »Darum allein geht es Ihnen?« Edwards Pferd springt über die Felder. »Diplomatie?«
    »Ich schätze die Diplomatie. Sie ist billig.«
    »Und doch heißt es, dass auch Sie das Evangelium lieben.«
    »Das ist kein Geheimnis.« Er furcht die Stirn. »Wollen Sie das wirklich tun, Edward? Ich sehe einen Weg zu Ihrer Königin, und ich möchte Sie nicht wieder übervorteilen und Sie später sagen hören, ich hätte Ihnen Ihr Spiel mit Gerede über den Zustand Ihrer Seele verdorben.«
    Ein schiefes Grinsen. »Und wie geht es Ihrer Königin dieser Tage?«
    »Anne? Sie liegt quer mit mir. Wenn sie mich ansieht, spüre ich, wie mir der Kopf auf den Schultern wackelt. Sie hat gehört, dass ich ein, zwei Mal vorteilhaft über Katherine gesprochen habe, die frühere Königin.«
    »Und haben Sie?«
    »Nur, um ihre Tatkraft zu bewundern. Die, wie jeder zugeben muss, unerschütterlich bleibt in ihrem Ungemach. Zudem denkt die Königin, dass ich Prinzessin Mary zu wohlgesinnt bin, ich meine, Lady Mary, wie wir sie nun nennen sollten. Der König liebt seine ältere Tochter noch immer, er sagt, er könne es nicht ändern, und es bekümmert Anne, denn sie will, dass Prinzessin Elizabeth die einzige Tochter ist, die er kennt. Sie denkt, wir sind Mary gegenüber zu weichherzig und sollten sie zwingen, zuzugeben, dass ihre Mutter dem Gesetz nach nie mit dem König verheiratet war und sie selbst damit ein Bastard ist.«
    Edward dreht den weißen Bauern zwischen den Fingern, sieht ihn zweifelnd an und stellt ihn zurück auf sein Feld. »Aber ist das nicht der Stand der Dinge? Ich dachte, Sie hätten sich das schon anerkennen lassen.«
    »Wir lösen das Problem, indem wir es nicht ansprechen. Sie weiß, sie ist von der Thronfolge ausgeschlossen, und ich denke, ich sollte sie nicht über einen gewissen Punkt hinausdrängen. Der Kaiser ist Katherines Neffe und Lady Marys Cousin, und ich versuche, ihn nicht zu provozieren. Karl hält uns in der Hand, verstehen Sie? Aber Anne sieht nicht die Notwendigkeit, Leute zu beschwichtigen. Sie denkt, wenn sie zu Henry nett ist, reicht das.«
    »Während man zu Europa nett sein muss.« Edward lacht. Sein Lachen hat einen rostigen Klang. Seine Augen sagen: Sie sind sehr offen, Master Cromwell. Warum?
    »Im Übrigen«, seine Finger schweben über dem schwarzen Pferd, »habe ich, seit mich der König zu seinem Vertreter in Kirchenfragen gemacht hat, in den Augen der Königin zu viel Macht. Sie hasst es, wenn Henry auf einen anderen als sie, ihren Bruder George oder den Monseigneur, ihren Vater, hört, wobei selbst ihr Vater mitunter sein Fett abbekommt und sie ihn eine Memme und einen Zeitverschwender nennt.«
    »Wie nimmt er das auf?« Edward sieht aufs Brett. »Oh.«
    »Sehen Sie genau hin«, drängt er. »Wollen Sie noch weiterspielen?«
    »Ich gebe auf. Denke ich.« Ein Seufzen. »Ja. Ich gebe auf.«
    Er, Cromwell, wischt die Figuren zur Seite und unterdrückt ein Gähnen. »Dabei habe ich Ihre Schwester Jane mit keinem Wort erwähnt, oder? Was haben Sie also jetzt für eine Entschuldigung?«
    Als er nach oben kommt, sieht er Rafe und Gregory beim großen Fenster herumtollen. Sie springen und raufen, die Blicke auf etwas Unsichtbares zu ihren Füßen gerichtet. Erst denkt er, sie spielen Fußball ohne Ball. Aber sie springen wie Tänzer und treten mit der Hacke gegen das Ding, und er sieht, es ist ein daliegender Mann. Sie beugen sich hinunter, um den Ärmsten zu zwicken, zu stoßen und zu verdrehen. »Vorsicht«, sagt Gregory, »brich ihm noch nicht das Genick. Ich will ihn leiden sehen.«
    Rafe hebt den Blick und tut, als wischte er sich die Stirn trocken. Gregory stützt sich mit den Händen auf den Knien ab, kommt wieder zu Atem und stößt das Opfer mit dem Fuß an. »Das ist Francis Weston; Sie denken, er hilft den König zu Bett bringen, dabei haben wir ihn in seiner Geisterform hier. Wir haben ihm aufgelauert und ihn mit einem Zaubernetz eingefangen.«
    »Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher