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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle
Autoren: Hannes Nygaard
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Jonas schon erklärt, dass eine Diskussion über diesen Wunsch überflüssig war.
    Er reihte sich in den morgendlichen Stau ein, der bei regnerischem Wetter in allen Städten dieser Welt noch stärker als gewöhnlich ausfiel, lieferte Sinje in der Kita und die beiden Älteren vor der Schule ab. Wenig später fuhr er auf das Gelände Eichhof im Westen der Landeshauptstadt, auf dem zahlreiche Polizeidienststellen untergebracht waren. Sein Ziel war das Landeskriminalamt. Dort tat Kriminalrat Dr. Lüder Lüders in der Abteilung 3, dem polizeilichen Staatsschutz, Dienst.
    Er suchte das Geschäftszimmer auf, das gleichzeitig auch Vorzimmer des Abteilungsleiters, Kriminaldirektor Dr. Starke, war, und wechselte ein paar Worte mit der Sekretärin Edith Beyer, besorgte sich einen Becher Kaffee und zog sich in sein Büro zurück. Er gönnte sich einen Blick in die Morgenzeitungen, bevor er sich mit spitzen Fingern einen der Aktendeckel zur Hand nahm und mit dem Studium begann.
    Nach zwei Stunden Schreibtischarbeit wurde Lüder durch das Klingeln seines Telefons unterbrochen.
    »Vollmers«, meldete sich der bärtige Hauptkommissar der Bezirkskriminalinspektion Kiel. Dort war er Leiter des ersten Kommissariats, des K1, das unter anderem für Straftaten gegen Leib und Leben zuständig war. Der Volksmund nannte diesen Bereich schlicht »Mordkommission«.
    »Moin, Herr Vollmers. Laufen die Geschäfte gut?«, fragte Lüder.
    »Im Unterschied zur Wirtschaft würden wir über eine rückläufige Auftragsquote nicht klagen«, erwiderte Vollmers. »Aber vielleicht können wir Sie an unseren Aktivitäten beteiligen.«
    Sie hatten in der Vergangenheit bereits einige Fälle gemeinsam bearbeitet. Obwohl Vollmers anfangs kritisch die Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt beäugt hatte, war Lüder nicht überrascht, dass sich der erfahrene Kriminalist bei ihm meldete.
    »Wir haben heute Morgen eine Leiche aus dem Kanal gefischt.« Wenn jemand vom »Kanal« sprach, wusste jeder Einheimische, dass damit der Nord-Ostsee-Kanal gemeint war. »Bei Rendsburg«, ergänzte der Hauptkommissar.
    Vollmers legte eine Pause ein. Lüder wusste, dass er keine Fragen stellen musste. Vollmers würde ihn knapp, aber präzise informieren.
    »Nach den Umständen des Funds liegt eindeutig Fremdverschulden vor. Das Opfer war mit einem Strick an der Schwebefähre befestigt. Es sieht so aus, als hätte man den Mann, das Opfer ist männlich, während der nächtlichen Ruhepause an der Fährbühne angebunden. Als diese in Betrieb gesetzt wurde und ihre erste Fahrt unternahm, wurde er hinterhergezogen und tauchte ins Wasser des Kanals ein. Wir konnten noch nicht exakt rekonstruieren, ob er am anderen Ufer unter Wasser blieb oder Boden unter den Füßen hatte. Das ist noch alles sehr vage.«
    »Und was veranlasst Sie, mich zu informieren?«, fragte Lüder, da Tötungsdelikte, mochten sie noch so bizarr erscheinen, grundsätzlich von den vier Bezirkskriminalinspektionen des Landes verfolgt wurden. Lüder lächelte. Eine Ausnahme waren die Husumer, Christoph Johannes und Große Jäger, die, obwohl es nicht zu ihrem Kompetenzbereich gehörte, sich immer wieder bei den Ermittlungen von Mordfällen einschalteten.
    »Es ist nicht die außergewöhnliche Weise der Tatausführung, beim Opfer handelt es sich vermutlich um einen amerikanischen Staatsbürger. Ein Student der Kieler Uni. Das lässt sich aus den aufgefundenen Personendokumenten herauslesen.«
    »Damit fällt es immer noch nicht in unseren Aufgabenbereich.« Lüder war skeptisch.
    »Wie ein Student sieht das Opfer nicht aus.«
    »Haben Sie einen Namen?«
    »Sicher.« Aus Vollmers' Antwort war ein leichter Vorwurf herauszuhören.
    Wenn er Lüder berichtete, dass es sich um einen amerikanischen Studenten handelte, mussten die Beamten Hinweise auf die Identität gefunden haben. Insofern, registrierte Lüder, war seine Frage überflüssig gewesen.
    »Das Opfer heißt vermutlich Dustin McCormick und ist zweiunddreißig Jahre alt. Er ist an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel eingeschrieben, genau genommen an der Technischen Fakultät.«
    »Sind die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen?«
    »Ja«, bestätigte Vollmers. »Ich lasse Ihnen den Bericht zukommen, sobald er vorliegt. Das Opfer ist zur Rechtsmedizin überführt. Wie wollen Sie vorgehen? Und wollen Sie sich überhaupt einschalten?«
    »Ich muss darüber nachdenken«, wich Lüder aus.
    Dann wählte er die Nummer des Instituts für Rechtsmedizin am
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