Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition ins Paradies

Expedition ins Paradies

Titel: Expedition ins Paradies
Autoren: Elizabeth Duke
Vom Netzwerk:
Vielleicht war es das einzige Bild von ihr, das Tom sich leisten konnte. Aber wieso kaufte er sich überhaupt ein Werk von ihr?
    Vielleicht, “Weil es ihm gefiel. Oder weil er ein romantisches Mitbringsel für seine Geliebte in Sydney brauchte. Aber würde Tom so taktlos sein, seine r Freundin ein erinnerungsträchtiges Werk seiner Exverlobten zu schenken?
    Falls er ihr überhaupt von einer Exverlobten erzählt hatte.
    Elizabeths Miene verfinsterte sich. Nichts, was Tom Scanlon im Moment tat, ergab einen Sinn. Er war nicht mehr der Mann, den sie gekannt hatte. Nicht, dass sie das kümmerte. Er gehörte nicht mehr zu ihrem Leben.
    “Das ist alles? Er wollte nur ein Gemälde kaufen? Sonst habt ihr über nichts geredet?” Er ist mir gleichgültig, warum frage ich also überhaupt danach? rief Elizabeth sich zur Ordnung.
    Endlich blickte ihr Vater auf und schien nachzudenken. “Wenn du ihn etwas fragen wolltest, Liz, hättest du das vorhin tun sollen, als er da war. Ich hatte keinen Grund, ihn mit Fragen zu überschütten.”
    “Nein, das wohl nicht.” Stolz warf Elizabeth den Kopf zurück. “Natürlich habe ich Tom Scanlon nichts mehr zu fragen! Ich konnte ihn gar nicht schnell genug loswerden, wie du selbst gesehen hast.” Ihr wurde bewusst, dass sie am ganzen Körper bebte. Gut, dass sie zu malen aufgehört hatte.
    “Liz …”, begann Charlie und schien zu zögern. “Allein schon der Umstand, dass Tom zurückgekommen ist, um dich zu sprechen, zeigt ja wohl, dass er immer noch viel für dich empfindet … dass er an dich gedacht hat”, setzte er hinzu, als Elizabeth ihn gequält ansah. “Er hat seine Freiheit gehabt… achtzehn Monate lang. Inzwischen hat er sie wohl zur Genüge ausgekostet. Wenn dir noch etwas an ihm liegt…”
    “Mir liegt nicht das Geringste an ihm!” brauste Elizabeth auf. “Dad, du verstehst ja nicht, was los ist.” Sie hatte ihn wieder “Dad” genannt, ein Zeichen, dass sie sich nicht im Griff hatte.
    Entschlossen verschränkte sie die Arme vor der Brust, um zu verbergen, dass ihre Finger zitterten. “Er hat mir sehr wehgetan, und das passiert mir nicht ein zweites Mal. Inzwischen bin ich längst über ihn hinweg und will ihn nie wieder sehen.”
    Ihr Vater betrachtete sie prüfend. “Vielleicht kenne ich dich besser, Liz, als du dich selbst.”
    “So?” Tapfer hielt sie seinem Blick stand, doch sie spürte, dass ihre Lippen bebten.
    “Ich glaube, im tiefsten Innern liebst du ihn immer noch. Und ich denke, Tom liebt dich auch.
    Die Zeit heilt Wunden, Liz.”
    “Dad …” Sie seufzte schwer. “Vergiss es. Es gibt kein Happy End, also hör auf, dir eins zu wünschen. Es wird nicht dazu kommen. Was zwischen uns war, ist tot und begraben. Tom hat alles zerstört. Er …” Sie befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. Jetzt musste sie es ihrem Vater sagen. Nur dann würde er sie verstehen. “Tom hat mich damals wegen einer anderen Frau verlassen.”
    Endlich war es heraus.
    Ihr Vater hob den Kopf, doch in seinen Augen lag ein mitleidiger, keineswegs empörter Ausdruck.
    “Liz … ich weiß, das muss dich schwer getroffen haben. Manche Männer bekommen beim Gedanken ans Heiraten nun mal kalte Füße und geraten in Panik. Vielleicht hat Tom einfach nur einen Vorwand gesucht, um für eine Weile weggehen und allein sein zu können. Oder er brauchte etwas Freiraum und hat sich deshalb mit einer anderen eingelassen. Später hat er das dann möglicherweise bereut, als ihm klar wurde, dass er einen großen Fehler begangen hat.
    Und jetzt ist er zurückgekommen, um zu sehen, ob er auf eine zweite Chance hoffen kann.”
    “Eine zweite Chance? Vergiss es!” Elizabeth warf ihrem Vater einen forschenden Blick zu.
    “Wer sagt, dass er es bereut?” brachte sie mit heiserer Stimme hervor. “Hat er dir von …
    seiner Freundin erzählt?”
    “Nein”, musste Charlie zugeben. “Aber warum hätte er sonst die weite Reise hierher gemacht, um dich zu sehen und eins von deinen Gemälden zu kaufen, Liz, wenn er noch mit einer anderen zusammen wäre?”
    “Ach Dad, du bist wirklich naiv. Weil er sich schuldig fühlt. Weil ihn das Gewissen plagt. Er wollte sich nur vergewissern, dass ich nicht in ein tiefes, dunkles Loch gefallen bin, um danach ohne Schuldgefühle weitermachen zu können. Aber ich hab’s ihm gezeigt.” Trotzig warf Elizabeth den Kopf zurück. “Ich habe ihm gezeigt, dass es mir bestens geht und dass ich längst über ihn hinweg bin.” Ein Zittern überlief sie.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher