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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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sein Gesicht und suchte nach irgendeinem Hinweis darauf, was er dachte, konnte aber keinen entdecken. »Dad, wollen wir nicht darüber reden, was in Dr. Hills Praxis passiert ist?«
    Er seufzte. »Nein. Nicht heute Abend.«
    »Aber –«
    »Lass gut sein, Nikki.« Er beugte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. »Dr. Hill möchte dich in einem Therapiezentrum unterbringen. Vor allem nach gestern. Aber du hast zu mir gesagt, dass du achtundvierzig Stunden brauchst.« Er blickte mich forschend an. »Ich bin nicht sicher, wie es weitergehen soll. Ich habe mir gesagt, wenn du heute Abend nicht nach Hause kommst, würde ich über eine stationäre Therapie nachdenken. Doch du bist nach Hause gekommen.« Er senkte den Blick. »Beim letzten Mal habe ich nicht richtig gehandelt. Das mit dem Valium hätte ich nicht machen dürfen. Dr. Hill meinte, ich hätte dein Vertrauen missbraucht und sie würde sich nicht wundern, wenn du gar nicht mehr wiederkämest. Aber du bist wiedergekommen. Also, lass uns in den nächsten paar Tagen ein bisschen Abstand zu unseren Fehlern gewinnen. Uns besinnen. Zur Ruhe kommen. Und dann machen wir eine Neubewertung.«
    Ich lächelte über seine Wortwahl. Er klang genau so, wie er sich in einem Meeting mit seinen Beratern ausdrücken würde.
    Aber ich würde mich darauf einlassen. Mein Dad zeigte sich gnädig, und das war mehr, als ich verdient hatte. »Danke, Dad.«
    »Und, Nik, wenn du mich anlügen willst, verschon mich bitte mit irgendwelchen abstrusen Geschichten über parallele Welten. Da ist es mir lieber, du erzählst mir gar nichts.«
    »Okay.«
    In der Nacht schlief ich.
    Jack tauchte nicht auf.

    Am nächsten Morgen setzte ich wieder die Baseballmütze auf und sagte meinem Dad, ich würde Kaffee holen gehen, doch stattdessen fuhr ich zu Coles Wohnung. Ich klopfte an die Tür. Hämmerte dagegen. Es brannte kein Licht, und nicht ein Laut war von drinnen zu hören.
    Ich setzte mich auf die Veranda, lehnte den Rücken gegen die Tür. So blieb ich eine ganze Weile sitzen. Niemand kam. Nicht Gavin, nicht Oliver. Nicht mal Max. War er nicht in die Oberwelt zurückgekehrt, nachdem er ins Labyrinth gelaufen war?
    Ich konnte nicht länger warten. Ich durfte den Besorgnispegel meines Dads nicht ausreizen.
    Als ich mit einem Becher Kaffee für ihn durch die Tür kam, konnte er die Erleichterung in seinem Gesicht nicht verbergen.
    Ich gab ihm den Kaffee und ging dann in mein Zimmer. Starrte auf den Fußboden. Wartete auf Coles Hand.
    Vierundzwanzig Stunden. Cole hatte nie so viel Zeit verstreichen lassen, bis er mich zurückholte.
    Immer wieder ließ ich die Ereignisse Revue passieren. Wir waren dabei gewesen, Jack auszugraben, und wir waren gut vorangekommen. Wir waren allein in den Tunneln gewesen. Oder doch nicht? Irgendetwas musste da noch mit im Spiel gewesen sein. Irgendetwas, das ich nicht sah.
    Oder vielleicht wollte ich es nicht sehen. Hatte Cole mich verraten? Hasste er Jack so sehr, dass er dessen Rettung im letzten Moment doch noch vereiteln musste?
    Versteckte er sich jetzt vor mir, weil er sich schämte?
    Beobachtete er mich vom Ewigseits aus?
    »Cole«, sagte ich, und in dem stillen Zimmer hörte sich meine Stimme laut und irre an. »Falls du mich siehst: Es ist nicht schlimm, dass du ausgetickt bist. Bring mich einfach zurück. Hol mich zurück, und wir tun so, als wäre nichts gewesen. Wir waren doch so nah dran.«
    Ich stand vom Bett auf und kniete mich auf den Teppich, starrte die Fasern an, bis ich dachte, ich würde blind.
    Zwanzig Minuten später wartete ich noch immer.
    Nichts.
    In der Nacht schlief ich. Es war ein Schlaf voller Dunkelheit. Ohne irgendwelche Geräusche oder Bilder. Es war ein einsamer Schlaf.
    Wie hatte das passieren können?
    Ich war ihm so nahe gewesen … hatte meine Finger endlich wieder um seine gelegt … und war trotzdem gescheitert. Wieso? Ich konnte bloß neben meinem Bett sitzen und den Fußboden anstarren.
    Wie hatte ich ihn erneut verlieren können? Der Damm um mein Herz war verschwunden, und meine Gefühle durchströmten mich in Wellen. Mal war mir, als wäre ich wieder in den Tunneln, leer gesaugt bis auf die Erinnerung an die Berührung seiner Finger, dann erinnerte ich mich an sein Gesicht, seinen Kuss … und alles floss wieder durch mich hindurch.
    Aber es waren zu viele Löcher in mir. Zu viele Stellen, die die Streuner aufgerissen hatten. Zu viele Lecks, die mir die Tunnel geschlagen hatten. Diesmal konnte ich die Fassung nicht
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