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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur
Autoren: Anne Marsh
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sie sich versehentlich zu einem Fremden gesetzt hatte. Er sah anders aus. Härter.
    »Nein«, meinte er gedehnt. »Wirklich? Vielleicht solltest du in Erwägung ziehen, mir Lektionen zu geben, in – Linguistik.« Die Worte klangen beinahe schmutzig. Spielerisch. Wenn sie sich nicht solche Sorgen gemacht hätte, dass Mischka sie entdecken könnte, wäre sie versucht gewesen zu spielen. Sie neckten einander jetzt schon seit Monaten, flirteten miteinander. Es war gut, einen Freund zu haben, bei dem sie sich wohlfühlte. Und sie wussten beide, dass die Worte nur Worte waren.
    »Nicht, Dathan. Nicht jetzt«, sagte sie.
    Er starrte sie mit dunklen Augen an, dann entkrampfte sich sein Gesicht, und die ungewohnte Anspannung schmolz dahin. »In Ordnung«, stimmte er zu. »Nicht spielen. Also, warum sagst du mir nicht, was los ist?«
    Der feste Druck seiner Hand, die ihre streichelte, rieb die panische Anspannung weg, bis sie zur Glückseligkeit zerschmelzen wollte. Das war Dathan. So unkompliziert. Immer da. Wirklich, sie verstand nicht, warum Mischka ein solches Vorurteil gegen gefallene Engel hatte. Dathan war ihr Freund. Der ältere Bruder, den sie nie gehabt hatte. Sie verließ die Stadt, wenn das Verlangen zu groß wurde, reiste, so weit ihr Geld sie brachte, aber wann immer sie nach M City zurückkehrte, wartete er auf sie. Dathans Finger streichelten mit festen Strichen ihre Hände. Als sie eine wunde Stelle entdeckten, von der sie gar nichts gewusst hatte, pressten sie sich kenntnisreich darauf. Der Schmerz schwand, und sie unterdrückte ein wohliges Stöhnen. Gott, Dathan hätte in einem Fünf-Sterne-Wellnesshotel ein Vermögen verdienen können. Seine Hände waren pure Magie.
    »Ich stecke in Schwierigkeiten«, gab sie zu.
    »Tatsächlich?«, fragte er trocken und beugte seinen dunklen Schopf über ihre Hand. »Ich bin schockiert, Pell. Wie untypisch. Erzähl mir davon, und wir werden sehen, was ich tun kann.«
    Dieses Haar, dachte sie, war sündig, von der Farbe der Mitternacht und der verlorenen Seelen, obwohl er es normalerweise gnadenlos aus seinem Gesicht kämmte. Dathan war weder gut aussehend noch schön, aber die kräftigen Linien seines Gesichtes hatten sie immer ein wenig animalisch angezogen. Da andere Frauen ihn anstarrten, wenn er einen Raum betrat, ging es ihnen vermutlich ähnlich.
    Jetzt nahm sie sich die Zeit und ließ den Blick über die vertraute harte Linie seines Kinns und seiner Wangen gleiten. Dathan hatte die goldenen Augen eines Tieres, und immer nahm er seine Umgebung wahr. Selbst entspannt auf dem Ledersitz ihr gegenüber, seinen unmöglich massigen Leib in diesen engen Raum gepfercht, erkannte sie die lockere Haltung des Kämpfers. Seine rechte Hand verließ kein einziges Mal seine Klinge, ein Daumen strich wieder und wieder über die scharfe Schneide.
Beschützer,
sang ihr Bauch.
Raubtier,
ergänzte ihr Verstand.
    »Nun«, sagte sie und fragte sich, warum ihr dieses Geständnis so peinlich war. »Du kennst meine Familie. Und ich habe dir von meiner Cousine erzählt.«
    »Von Mischka.« Er nickte. »Der Perfekten.«
    »Ja«, sagte sie düster. »Nun, sie ist davon überzeugt, dass ich beschlossen habe, meine Seele an die gefallenen Engel zu verkaufen und …« Es gab wirklich keine Möglichkeit, es taktvoll auszudrücken, befand sie. Schließlich war der Mann, der ihre Hand hielt, einer von ihnen, obwohl sie wusste, dass er sie niemals ausnutzen würde. Sie waren schließlich Freunde.
    »Und du würdest sie gern von der absoluten Unwahrheit dieser speziellen Annahme überzeugen?« Seine Hand bewegte sich keinen Millimeter. »Was natürlich der Grund ist, warum du die beiden letzten Wochen in meinem Gästezimmer verbracht hast und jetzt hier in meiner sehr öffentlichen Gesellschaft bist. Kluger Schachzug, Pell. Deine Cousine wird kein notariell beglaubigtes Dokument akzeptieren, wenn sie Wind davon bekommt. Was sie getan hat.« Sein Kopf fuhr hoch. »Andernfalls hättest du dir nicht die Mühe gemacht, mir das zu sagen.«
    Bingo. »Mischka ist hier im Club.«
    Er schüttelte den Kopf. »Genau. Ich nehme an, du würdest gern zur Hintertür hinausschlüpfen?«
    »Ja.« Sie sah ihn erwartungsvoll an. »Das ist mein gegenwärtiger Plan.«
    »Baby, du hast die schlechtesten Pläne, die ich je gehört habe.
Falls«,
fügte er skeptisch hinzu, »das überhaupt ein Plan genannt werden kann. Ich habe den starken Verdacht, es ist dir gerade erst eingefallen.«
    Es war nichts auszusetzen an
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