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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul
Autoren: Agatha Christie
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mannhaft seine Verlegenheit darüber, einen leibhaftigen Herzog beim Spitznamen zu nennen.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Mary Montresor. »Es wird Bingo guttun, falls ihm überhaupt etwas guttun kann – was ich bezweifle.«
    George machte schon wieder eine Entdeckung – abermals mithilfe eines Zeitungsanschlags.
    »Aber natürlich«, rief er. »Heute ist doch das Pokalrennen in Ascot. Ich hätte gedacht, bei so etwas würdest du unter gar keinen Umständen fehlen.«
    Mary Montresor seufzte.
    »Ich wollte einmal einen freien Tag haben«, sagte sie kläglich.
    »Genau das wollte ich auch«, rief George entzückt. »Und die Folge war, dass mich mein Onkel rausgeworfen und dem Hungertod überliefert hat.«
    »Dann kämen dir, falls wir heiraten, meine zwanzigtausend Pfund im Jahr vielleicht ganz gelegen?«
    »Sie wären sicherlich geeignet, uns mit ein paar häuslichen Bequemlichkeiten auszustatten.«
    »Da wir gerade von häuslichen Bequemlichkeiten sprechen«, meinte Mary, »wie wär’s, wenn wir aufs Land führen und uns nach einem Haus umsähen, in dem wir gern wohnen würden.«
    Dies schien George ein ebenso schlichter wie reizender Vorschlag. Nachdem sie Putney Bridge erfolgreich überquert hatten, erreichten sie die Umgehungsstraße bei Kingston, und mit einem Seufzer der Befriedigung trat Mary voll aufs Gaspedal. Sie gelangten sehr schnell aufs Land. Eine halbe Stunde später stieß Mary plötzlich einen lauten Ruf aus und deutete mit dramatischer Gebärde in die Weite.
    Vor ihnen erhob sich, an eine sanfte Anhöhe geschmiegt, ein Haus von »nostalgischem Charme«, wie Immobilienmakler dergleichen (allerdings meist unzutreffend) zu beschreiben pflegten. Man stelle sich vor, die übliche Beschreibung von Landhäusern entspreche ausnahmsweise einmal genau der Wirklichkeit, dann hat man eine ziemlich gute Vorstellung von diesem Haus.
    Mary hielt vor einem weißen Gartentor an.
    »Komm, wir lassen den Wagen hier stehen, gehen hinauf und sehen es uns an. Das ist unser Haus!«
    »Unbedingt«, stimmte George zu. »Nur scheinen momentan andere Leute darin zu wohnen.«
    Mary wischte die anderen Leute mit einer Handbewegung beiseite. Sie gingen nebeneinander die schön geschwungene Einfahrt hinauf. Aus der Nähe betrachtet sah das Haus sogar noch attraktiver aus.
    »Wir wollen außen herumgehen und durch alle Fenster schauen«, schlug Mary vor.
    George zögerte.
    »Meinst du nicht, die Hausbewohner…«
    »Die interessieren mich nicht. Das ist unser Haus – diese Leute wohnen gewissermaßen nur zufällig da. Außerdem ist heute ein herrlicher Tag, und bestimmt kein Mensch zuhause. Und wenn uns doch einer erwischt, dann sage ich – dann sage ich einfach, ich hätte geglaubt, es wäre das Haus von Mrs – von Mrs Pardonstenger, und es täte mir schrecklich leid, dass ich mich geirrt hätte.«
    »Na ja, da kann eigentlich nicht viel schiefgehen«, meinte George nachdenklich.
    Sie schauten durch die Fenster. Das Haus war entzückend eingerichtet. Sie waren gerade bis zum Schreibzimmer gekommen, als hinter ihnen Schritte auf dem Kies knirschten und sie sich beim Umdrehen einem untadelig gekleideten Butler gegenübersahen.
    »Oh!«, rief Mary. Dann setzte sie ihr bezauberndstes Lächeln auf und sagte: »Ist Mrs Pardonstenger zuhause? Ich wollte eben mal nachsehen, ob sie vielleicht im Schreibzimmer ist.«
    »Mrs Pardonstenger ist zuhause, gnädige Frau«, antwortete der Butler. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Sie taten das einzige, was ihnen unter diesen Umständen übrigblieb. Sie folgten ihm. George berechnete unterdessen, wie hoch in etwa die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zufalls sein mochte. Bei einem Namen wie Pardonstenger kam er zu einem Ergebnis von ungefähr eins zu zwanzigtausend. Seine Begleiterin flüsterte: »Überlass alles mir. Ich kriege das schon in Ordnung.«
    George überließ nur allzu gerne alles ihr. Die Situation, fand er, forderte geradezu weibliche Raffinesse.
    Sie wurden in einen Salon geführt. Der Butler war kaum gegangen, als sich schon wieder die Tür öffnete und eine stattliche, vollbusige Dame mit wasserstoffblondem Haar hereingerauscht kam. Mary Montresor trat einen Schritt auf sie zu und hielt dann mit gutgespielter Überraschung inne.
    »Ach!«, rief sie aus. »Sie sind gar nicht Amy! Das ist ja merkwürdig!«
    »Das ist allerdings merkwürdig«, sagte eine grimmige Stimme.
    Ein Mann war hinter Mrs Pardonstenger aufgetaucht, ein Riese mit dem Gesicht einer Bulldogge und
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