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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein
Autoren: Grafit
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schon mal hier sind«, rief ich über den Tisch, »könnten Sie uns ja eigentlich auch etwas über die anderen unaufgeklärten Morde erzählen. Schöderlapp und Carstens.«
    Der Königspudel schaute zu Kleist. Der machte mal wieder ein Pokerface.
    »Wir gehen mehreren Spuren nach«, sagte der Staatsanwalt. »Es wäre schädlich, zu früh an die Öffentlichkeit zu gehen. Es ist genug spekuliert worden. Wir werden berichten, wenn es neue Fakten gibt. Danke, dass Sie so zahlreich erschienen sind.«
Immer noch im Dienst
    Zwei Stunden später teilte die Deutsche Presse-Agentur mit, dass die Produktionsfirma von Gute Tage – schlechte Tage die Rolle der Sandy nicht durch eine andere Schauspielerin besetzen würde. Die Begründung: Frau Moreno hat dieser Rolle pralles Leben und ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Dieses Gesicht hat uns verlassen und kann nicht ersetzt werden.
    Na toll, dachte ich. Noch vor einer Woche wollten sie Kiki lebendig aus der Soap herausschreiben.
    Ich schrieb einen kurzen Artikel über die Inhalte der Pressekonferenz. Kleists Foto machte sich gut daneben. Brinkhoff war weit weniger fotogen gewesen.
    »Ihr habt euch wohl zusammengerauft«, meinte Peter Jansen, nachdem er meinen Artikel gelesen hatte. »Du gönnst ihm ja sogar einige freundliche Worte.«
    »Ich hab ihm den Tipp mit der Gattin gegeben. Das hat ihn milde gestimmt.«
    »Wenn der rauskriegt, dass du den Gorilla in deiner Hütte beherbergst, ist es mit den vertrauensbildenden Maßnahmen allerdings wieder Essig«, gab Jansen zu bedenken.
    »Das kriegt niemand raus. Wlad weiß, dass er sich nicht sehen lassen darf, solange Gogol ihm was tun kann.«

Den Rest des Tages nahm ich mir frei und fuhr zu einem Supermarkt. Großeinkauf. Dann Brot holen bei Anneliese Schmitz.
    »Frau Grappa! Wie isses?«
    »Muss. Und selbst?«
    »Muss auch. Gehen Sie mal nach hinten durch. Da sitzt einer, den Sie kennen.«
    Im Bistro hockte ein völlig entspannter Hauptkommissar a. D. Anton Brinkhoff und las das Bierstädter Tageblatt.
    »Ich langweile mich jetzt schon«, gestand er, während ich mich setzte. »Ich wache jeden Morgen um sechs Uhr auf und will mich für den Dienst fertig machen. Ist das nicht krank?«
    »Das gibt sich schon noch.«
    »Mir tut es leid, dass ich die Mordfälle nicht mehr lösen konnte. Und jetzt hat es Frau Moreno auch noch erwischt.«
    »Dieser Fall ist so gut wie gelöst. Frau Gogol war es. Eifersucht. Steht alles morgen im Tageblatt. «
    »Und die anderen Fälle? Was gibt es Neues?«
    Ich erzählte Brinkhoff, was ich wusste.
    »Frau Grappa, manchmal weigern sich die bekannten Einzelheiten, zu einem vollständigen Bild zu werden. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist.«
    »Vielleicht, weil wir Menschen sind und keine Automaten.«
    »Das kann sein. Aber oft liegt es auch daran, dass wir uns in eingefahrenen Gleisen bewegen. Nicht den Mut haben, ein bisschen neben der Spur zu denken.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Silius die Wahrheit sagt und der Schöderlapp Schweigegeld gezahlt hat, hatte er keinen Grund mehr, sie zu töten. Richtig?«
    »Ja.«
    »Wer wusste von dem Geld?«
    »Galina.«
    »Was ist mit dem Enkel?«
    »Adrian?« Ich schüttelte den Kopf. »Der hatte keinen Kontakt zu seiner Oma.«
    »Das behauptet er. Hat das schon jemand überprüft?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihr eine Tüte über den Kopf zieht und dann die Kohle klaut.«
    »Warum nicht?«
    »Er wirkt so … harmlos.«
    Brinkhoff schaute skeptisch. »Mir sind in meinem Berufsleben einige harmlose Mörder über den Weg gelaufen.«
    »Gab es an der Tüte keine Spuren, die irgendwem zuzuordnen sind?«
    »Jede Menge sogar. Die Tüte war schließlich benutzt«, erinnerte er sich. »Sie kann wochenlang in der Wohnung gelegen haben. Aber auch die vielen anderen Spuren am Tatort müssen mit dem Mord nichts zu tun haben. Frau Schöderlapps Wohnung war ja der Umschlagplatz in einem groß angelegten Schmuggel.«
    »Okay«, sagte ich. »Die Frage nach dem Geld ist jedenfalls wichtig. Machen wir mal da weiter, wo wir eben waren: Silius hat gezahlt. Er bringt die Oma also nicht um. Mord ist übler als Steuerhinterziehung. Es sei denn, die Tat ist im Affekt passiert. Oder Silius hat jemandem, den wir nicht kennen, von der beabsichtigten Zahlung erzählt. Oder mehreren. Dann finden wir den Mörder nie!«
    Brinkhoff nickte. »In beiden Morden ist die Motivlage einfach völlig chaotisch. Es geht um Geld, Rache, Eifersucht und so was
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