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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün
Autoren: Ward Moore
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Arms, der den Gläsern, welche sich im Spülstein stapelten und schmutzfarbene Flüssigkeiten enthielten, gefährlich nahe kam. „Nein, nein. Ich meine draußen.“
    Ich konnte nicht nach draußen gucken, denn anstelle eines Fensters erblickte ich ein verrottetes Blatt, das unerklärlicherweise in einem Zylinder mit Alkohol aufbewahrt wurde. Ich sagte nichts.
    „Bildlich, natürlich. Weizenfelder. Morgen auf Morgen mit Weizen. Brot, Weizen, ein Gras. Und Maisfelder, Iowa, Wisconsin, Illinois – kein Staat der Union ohne Mais. Reis, Hafer, Hirse, Roggen – alles Gräser. Und der Metamorpher wird bei allen funktionieren.“
    Ich bin stets ein aufgeschlossener Mensch. Sie könnte – es war ja möglich –, sie könnte schließlich doch etwas haben. Aber konnte ich für sie arbeiten? Raus in die Provinz gehen und mit den Bauern reden; auf Zaunstangen zu sitzen lernen und ein Schwätzchen halten, die Bauern nach ihrem Getreide fragen, als interessierte es mich? Nein, nein … es war phantastisch, eine solche Sache kam nicht in Frage.
    Und jetzt ein anderes, praktischeres Modell … Wenigstens gäbe es keinen Mangel an Käufern, wenn man sich meilenweit von der Zivilisation entfernen wollte, um sie zu finden; keine Antworten wie „Wir lesen nie Illustrierte, vielen Dank“. Natürlich war es kaum glaubbar, daß eine Frau ohne Interesse an ihrem Äußeren ein so fabelhaftes Produkt erfinden konnte, aber es gab eine Chance, ein paar Verkäufe allein auf Grund der Idee zu tätigen.
    Die Idee. Plötzlich ging mir auf, daß sie die ganze Sache verkehrt herum aufzäumte. Gräser, hatte sie gesagt, und war dann auf Weizen, Mais und Besuche bei den Bauerntölpeln zu sprechen gekommen. Südkalifornien war mit Rasenstücken gesprenkelt, oder? Warum im Hinterland herumrasen, wenn es ein großes Gebiet direkt vor der Haustür gab? Und zweifellos ein viel besseres?
    „Beleben Sie Ihren ausgelaugten Rasen“, improvisierte ich. „Kein Dünger, kein Fluchen, keine Arbeit, kein Suchen. Ein Spritzer Meta – ein Spritzer von Francis’ erstaunlicher Entdeckung, und Ihr Rasen erwacht zu neuem Leben!“
    „Rasen? Unsinn!“ schnaubte sie ziemlich barsch, wie ich fand. „Glauben Sie, ich hätte mich Jahre damit beschäftigt, um kleinbürgerliche Eitelkeit zu befriedigen? Rasen!“
    „Genau, Rasen, Miss Francis“, entgegnete ich lebhaft. „Ich bin Verkäufer und habe ein wenig Ahnung von der Vermarktung von Produkten. Ihres sollte an Hausbesitzer für ihre Rasen verkauft werden.“
    „So, sollte es? Nun, ich sage, es sollte nicht. Hören Sie mir zu: Es gibt zwei Methoden, eine Entdeckung zu machen. Die eine ist, einer Katze das Hinterbein abzuhacken. Dann macht man die Entdeckung, daß eine Katze mit einem abgehackten Bein drei Beine hat. Ha!
    Die andere Methode ist, ein Bedürfnis herauszufinden und dann nach einem Weg zu suchen, es zu befriedigen. Ich arbeite mit Pflanzen. Ich nehme kein Gänseblümchen und probiere, ob ich es dazu bringen kann, eine Monstrosität mit rot-schwarzen Blättern hervorzubringen. Täte ich es, wäre ich ein modischer Gartengestalter, entzückt von dem Gedanken, Schwachköpfe zu ermutigen, Gras in einer Wüste wachsen zu lassen.
    Meine Methode ist die zweite. Ich will keine zurückgebliebenen Länder mehr; keine Hungersnöte mehr in Indien oder China; keine Sandsturmzonen mehr; keine Kriege, Depressionen und hungernde Kinder mehr. Dafür habe ich den Metamorpher produziert – nicht um zwei Grashalme wachsen zu lassen, wo vorher einer sprießte, sondern um ganze Felder dort zum Blühen zu bringen, wo es vorher nur Felsen und Sandhaufen gab.
    Nein, Weener, so geht es nicht – ich kann meine Vision nicht als eine Anzahlung auf ein Mittel vertreiben, die Verschwendung von Boden, Wasser und Samen zu ermutigen. Sie mögen meinen, ich hätte dieses Recht verloren, als ich mir den Namen Metamorpher ausdachte, um die Leute auf volkstümlicher Ebene anzusprechen, aber das ist ein Unterschied.“
    Damit war der Fall erledigt. Jeder, der glaubte, Metamorpher wäre ein verkaufsträchtiger Name, hatte seine fünf Sinne nicht beisammen. Aber warum sollte ich sie desillusionieren und ihren Stolz verletzen? Unter ihrer rauhen Schale, vermutete ich, war sie ebenso empfindsam wie ich; und ich hoffe, ich besitze ein gewisses Maß Ritterlichkeit.
    Ich sagte nichts, aber natürlich machte ihr Verbot auch der schwächsten Neigung den Garaus. Und trotzdem … trotzdem … etwas mußte ich schließlich haben.
    „In
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